Wegwarte – Himmelblaues Wunder
Fast wäre sie in Vergessenheit geraten. Jetzt ist die Wegwarte zur Heilpflanze des Jahres 2020 ernannt worden.
Wegen ihrer Blütenfarbe wird die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) auch „himmelblaue Sonnenbraut“ genannt. Ihre starken Heilkräfte sind seit dem Mittelalter bekannt, haben mit der Zeit jedoch an Popularität verloren. Das möchte der Naturheilverein NHV Theophrastus ändern und hat sie zur Heilpflanze des Jahres gewählt. „Wir möchten diese vielseitige Pflanze den Menschen wieder näherbringen“, betont Konrad Jungnickel, erster Vorsitzender des Vereins. Die Wegwarte ist nämlich viel mehr als nur eine Salatpflanze.
Reinigende Frühjahrskur
Salatliebhabern sind vor allem diese drei Kulturformen der Wegwarte bekannt: Chicorée, Endivie und Radicchio. Gesunde Bittersalate mit positiven Effekten auf die Verdauung. Die Wegwarte als Heilpflanze hat allerdings eine deutlich stärkere Wirkung. Dass sie bei Verdauungsbeschwerden helfen und den Appetit steigern kann, ist wissenschaftlich anerkannt. „Die Wegwarte ist bestens geeignet für eine reinigende Frühjahrskur“, empfiehlt Jungnickel.
Gut für Magen und Darm
Die Bitterstoffe in der Wegwarte fördern den Gallenfluss, schützen die Leber und fördern die Verdauung. PS: Bitterstoffe sind nützlich! Einige dieser Bitterstoffe, sogenannte Lactucine, gelten als schmerzstillend und können Bauchkrämpfe nach einem üppigen Essen lindern. Sogar als natürlicher Cholesterinsenker gilt diese Heilpflanze. Bitterstoffe sind jedoch nicht alles, was diese traditionelle Heilpflanze zu bieten hat. Die Wegwarte enthält außerdem Flavonoide, Gerb- und Schleimstoffe. Sie wirkt deshalb entzündungshemmend und kann Wunden heilen.
In der wilden Natur
Die Wegwarte ist in Europa eine der häufigsten Wildkräuter überhaupt. Meist ist sie an Wegrändern zu finden, daher stammt ihr Name. Mit trockenen Böden kommt sie gut zurecht. Böschungen, Felder und Ödland sind ihre Territorien. Dort zeigt sie eine ganze Weile im Jahr ihre himmelblauen Blüten. Ihre lange Blütezeit von Juni bis Oktober ist aber nicht ihre einzige Besonderheit. Nur vormittags öffnen sich die Blütenköpfe und jeweils nur für einen Tag. Ihre Blätter sind lanzettförmig und erinnern an Löwenzahn.
Ein weiterer interessanter Teil dieser Pflanze ist die lange, spindelartige Wurzel. Die sogenannte Wurzelzichorie kann zu einer Art Kaffee-Ersatz verarbeitet werden, der besser bekannt ist unter Namen wie Zichorienkaffee oder Muckefuck. Er schmeckt zwar gut, Heilkraft hat er aber nicht.
In der Apotheke
Eine Wirkung sagt man nur dem Wegwarten-Tee nach. Das getrocknete Wegwartenkraut gibt es in der Apotheke. Mit heißem Wasser aufbrühen, fünf Minuten abgedeckt ziehen lassen und etwa eine halbe Stunde vor oder nach dem Essen trinken. Dann lindert er Magen-Darm-Beschwerden und bringt eine gesunde Verdauung in Gang. Auch als Kräuteressenz und als homöopathische Urtinktur erhältlich.
Heilpflanze des Jahres
Die Heilpflanze des Jahres 2020, also die Wegwarte, wählt der Verein NHV Theophrastus. Heilpflanze ist nicht zu verwechseln mit der Arzneipflanze des Jahres: dem Echten Lavendel. Diese Arzneipflanze des Jahres 2020 wurde vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte für Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg ernannt.
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