Verbotene Früchtchen

Im späten Sommer mehren sich an Hecken, Büschen und Sträuchern die vielen bunten Beeren und man ist gut damit beraten, ein wachsames Auge auf den jungen Nachwuchs oder den Hund zu haben, damit nicht eine eventuell unbekömmliche oder gar giftige Frucht im Mund verschwindet. Bei nur einer giftigen Beere (aus unseren Breiten) nehmen Kinder in aller Regel keinen Schaden und auch die Statistik besagt, dass bei Kindern schwere oder gar tödliche Vergiftungen durch die verbotenen Früchtchen sehr selten sind. Dennoch ist es nicht verkehrt, sich einmal mit den Pflanzen im eigenen Garten, in der Wohnung, im Umkreis und im Spielbereich des Kindes zu beschäftigen.

Auch auf die Sauberkeit der Finger muss geachtet werden, denn eine zwischen den Fingern zerdrückte Beere kann Rückstände hinterlassen, die beim nächsten Fingerablecken dann doch im Körper landen.

Im Zweifelsfall ist es sinnvoll, eine Frucht bzw. einen Teil der Pflanze als Probe mitzunehmen, damit bei Vergiftungserscheinungen die Quelle schneller identifizierbar ist, bzw. Sie die Fragen der Giftnotrufzentrale sicher beantworten können. Alternativ können Sie auch das Fotohandy benutzen, um die Frucht oder Pflanze auf einem Foto festzuhalten. Für den Fall deutlicher Anzeichen finden Sie auf unserer Website die Rufnummern der Gift-Notruf-Zentralen (https://www.flora-pharm.de/vergiftung.htm). Aber auch unter den bekannten Notrufnummern wird Ihnen weitergeholfen.

Ganz besonders giftig sind Tollkirschen und Eibe sowie die Samen des im Frühjahr so hübsch gelb blühenden Goldregens. Bei diesen Pflanzen empfiehlt sich insbesondere bei Kindern schon nach wenigen Früchten (abhängig von Giftart, Dosis und Körpergewicht) der schnelle Gang zum (Not-)Arzt. Aber auch nach dem Verzehr einer geringfügig größeren Menge von Stechpalme, Kirschlorbeer und Efeu sollte Hilfe konsultiert werden. Bei Schneebeere und Liguster braucht es schon ein paar Beeren mehr, bevor sich ernsthafte Symptome zeigen, dann ist aber auch ein Arztbesuch anzuraten.

Mögliche Symptome einer Vergiftung an Haut oder Schleimhaut: Brennen, Rötung, Schwellung oder Blasenbildung.

Mögliche Symptome einer Vergiftung im Körper: Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Brennen oder Anschwellender Schleimhäute, Heiserwerden der Stimme, Speichel-, Tränenfluss oder Mundtrockenheit, Benommenheit, Schwindel, Rausch, Schweißausbruch, Herz-Kreislaufschwäche, Kältegefühl mit Schmerzen, Fieber, Kollaps, Koma etc.

Im Falle einer Vergiftung

  • nicht in Panik geraten und ruhig agieren (wie gesagt, die Statistik…).
  • Geben Sie Ihren Kindern keine Milch zu trinken, da sie nicht wie landläufig gemeint heilt sondern vielmehr die Giftaufnahme durch den Darm beschleunigt. Stattdessen viel Wasser, Saft oder Tee trinken.
  • Lösen Sie kein (!) Erbrechen aus, kein Salzwasser trinken und keine Medikamente nehmen.
  • Kontaktgifte ausgiebig von der Haut mit einer Seifen-Wasser-Lösung abspülen.
  • Giftnotrufzentrale kontaktieren
  • Pflanze/Frucht/Foto bereithalten, um Fragen zu beantworten bzw. zum Arzt/in die Klinik mitbringen

Zur Beschreibung der giftverdächtigen Pflanze bei einem Notruf sind Antworten auf folgende Fragen hilfreich:

  • Art der Frucht (Beere, Nuss)? Größe, Farbe, Beschaffenheit (saftig, fleischig, fest etc.)?
  • Zahl, Aussehen und Farbe der „Kerne“ in der Frucht?
  • Ort der Frucht an der Pflanze (einzeln, gestielt etc.)?
  • Andere Teile der Pflanze gegessen (Blatt, Wurzel etc.)?
  • Aussehen der Pflanze (Kraut, Strauch, Baum etc.)?
  • Standort der Pflanze (Hecke, Garten, Park, Wald etc.)?
  • Form, Größe, Farbe und Anordnung der Blätter (rundlich, oval, stachelig, gestielt, Aderung etc.)?
  • Besonderheiten der Blüte (schmetterlings-, hahnenfuß-, rosenartig etc.)?
  • Wie lange liegt die Aufnahme zurück?
  • Wie viele Pflanzenteile wurden gegessen, berührt oder damit gespielt?
  • Wo hat das Kind gespielt? Wer hat es gesehen und kann weitere Auskünfte geben?
  • Welche Symptome sind aufgetreten?

Übrigens: Auch essbare Beeren können im rohen Zustand unschöne Nebenerscheinungen mit sich bringen, z.B. können Preiselbeeren von Zwergsträuchern am Waldboden mit dem Fuchsbandwurm kontaminiert sein (also Geduld haben und zuhause in Ruhe und gründlich abwaschen), Vogelbeeren sollten nicht wirklich ungekocht verwendet werden (entgegen der allgemeinen Ansicht sind diese nicht wirklich giftig, wenn Sie gegart zubereitet werden, nur roh kann ein höherer Verzehr Magenprobleme, Übelkeit und Erbrechen auslösen) etc. Auch bei Kartoffeln denkt man nicht an eine Giftpflanze, landen sie doch fast täglich auf dem Tisch. Die grünen Teile (Beeren, Keime, Knollen) jedoch sind nicht zu empfehlen, hier können außer akuten Problemen auch Spätschäden an der Leber durch das grünliche Solanin entstehen. Dies gilt auch für grüne Tomaten oder den Stengel davon, hier handelt es sich ebenfalls um einen Vertreter der Nachtschattengewächse, die diesen Wirkstoff enthalten.

Generell sollten Sie und Ihre Kinder nichts essen, von dem Sie nicht sicher (!) wissen, dass es (insbesondere direkt vom Busch) essbar ist.

In der folgenden Galerie finden sie weitere Giftpflanzen …

Die Kontaktdaten und Telefonnummern der Giftinformationszentralen finden Sie auf unserer Website.

Für alle diejenigen, die es nicht auf die süßen Früchte sondern eher auf die herzhafte Pilzpfanne abgesehen haben, haben wir als einen der ersten Posts in unserem Blog eine Galerie der regionalen essbaren Pilze zusammengestellt.