Trügerischer Chill-Faktor beim Shisha-Rauchen

Ist Ihnen aufgefallen, dass immer mehr Gastronomien Shishas (landläufig auch als Wasserpfeife bekannt) anbieten? Der Trend zum gemeinsamen Rauchen einer Shisha basiert auf einem coolen Image (im Gegensatz zur Zigarette, die von Jugendlichen erfreulicherweise als immer uncooler und sogar asozial empfunden wird), kollektiver Gruppenerfahrung, Lifestyle sowie gehobenem Chill-Faktor. Es suggeriert eine Alles-Ist-Gut-Atmosphäre, wenn man leicht eingenebelt bei netter Musik, kühlen Drinks und gemeinsam mit Freunden in der Runde sitzend die Fruchtaromen einatmet. Das aber auch in der Wasserpfeife nikotinhaltiger Tabak schwelt und jegliche Form des Tabak-Rauchens ungesund ist und abhängig macht, wird gern ausgeblendet. Mehr noch, durch die Kühlung kann tiefer inhaliert werden und noch mehr Schadstoffe wie z.B. Nikotin gelangen in den Organismus.

 

Was ist überhaupt eine Shisha?
Shisha ist der Name für eine Wasserpfeife, in der zumeist aromatisierte Fruchttabake geraucht werden. Manchmal wird sie aber auch zum Rauchen von Haschisch missbraucht, was natürlich illegal ist und in diesem Artikel deswegen gar nicht weiter thematisiert wird.

Und so funktioniert sie: Es werden etwa 10g aromatisierter Tabak (es gibt verschiedenste Fruchtaromen) in den Tabakkopf gefüllt und mit einer durchlöcherten Alufolie oder einem feinen Metallsieb abgedeckt. Darauf wird glühende Holzkohle (auch Fahma genannt) gelegt. Der Tabak wird so nicht verbrannt, sondern lediglich erhitzt, so dass er schwelt. Ganz am anderen Ende ist ein Schlauch mit Mundstück. Durch das Saugen am Schlauch entsteht ein Unterdruck in dem mit Wasser gefüllten Gefäß, so dass durch die Rauchsäule von oben Tabakrauch (u.a. mit Nikotin) nachgezogen und letztlich inhaliert wird.

Auf dem langen Weg durch Rohr, Wasser und Schlauch wird der Rauch abgekühlt, das ist ein großer Unterschied zum warmen Rauch einer Zigarette. Diese Kühle wird als angenehm und weniger kratzig empfunden und führt zu einer tieferen Inhalation als bei Rauchen einer Zigarette. Zwar hat das Wasser (und das wird gern als Ausrede herangezogen) auch eine minimal filternde Wirkung, diese wird jedoch durch tiefe Inhalation sowie die Dauer des aktiven und auch passiven Rauchens zumeist überkompensiert und verpufft somit. Bei einer Shisha-Sitzung wird laut Weltgesundheitsbehörde etwa so viel Rauch inhaliert wie bei 100 filterlosen Zigaretten. Sehr trügerisch!

Die Kreativität einiger Menschen zur Steigerung der „Wirkung“ soll hier auch nicht weiter vertieft werden.

 

[themify_box style=“green warning rounded“ ]Fakt ist:

Shisha-Rauchen ist Tabakkonsum und der ist schädlich und macht süchtig![/themify_box]

 

Ein weiteres Problem: illegale Tabaksorten

Offiziell zugelassener (und versteuerter) Wasserpfeifentabak trägt wie andere Tabakprodukte auch eine deutsche Steuerbanderole. Er darf nur maximal fünf Prozent Feuchtigkeit in Form von Glycerin enthalten. Leider sind oftmals gerade die orientalischen, deutlich stärker aromatisierten Tabakmischungen gefragt, die bis zu 30 Prozent Feuchtigkeit in Form von Glyzerin und Zuckermelasse enthalten, was eine extreme Gesundheitsgefährdung bedeuten kann. Hinzu kommt der volkswirtschaftliche Schaden durch den Schmuggel! Darum prüfen Sie, was für ein Tabak Ihnen in der Shisha-Lounge gegeben wird.

Apropos prüfen: Gemäß § 10 Jugendschutzgesetz dürfen Tabakwaren an Jugendliche unter 18 Jahren weder abgegeben noch darf ihnen das Rauchen gestattet werden. Das gilt auch für Shisha-Fruchttabake.

 

Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind in Shisha-Bars geht?

Da gibt es keine allgemeingültige Lösung. Es ist sicherlich nicht sinnvoll, Shisha-Rauchen dem Kind gegenüber zu verteufeln, denn es kommt wesentlich auf das Konsumverhalten des Einzelnen und auf die Häufigkeit des Rauchens an. Und auch die wohl unterschwellig mitschwingende Sorge, dass Kids mit der Shisha Drogen konsumieren trifft wohl nur in wenigen Fällen zu und wohl auch kaum in öffentlichen Bars. Auf der anderen Seite sollte Shisha-Rauchen aber auch nicht verharmlost oder gar verschwiegen werden.

  • Vermeiden sie missionarische, drohende, besserwisserische Schimpfausbrüche.
  • Suchen Sie aktiv das Gespräch mit Ihrem Kind,
  • fragen Sie nach Beweggründen, Interessen, Erfahrungen, Häufigkeit, Gefühlen etc. (wichtig),
  • hören Sie zu (ganz wichtig), versuchen Sie dann zurückhaltend, Erklärungen für die Gefahren zu geben.
  • setzen Sie sich gemeinsam über das Thema Rauchen auseinander, mit sachlichen Argumenten und beziehen Sie dabei klar Stellung: Rauchen ist ungesund und deshalb für Jugendliche verboten (siehe Jugendschutzgesetz). Warnen Sie auch vor illegalen Tabaken.

Diese Situation und die Gespräche sind nicht immer leicht und Sie werden für eine klare Haltung nicht geliebt werden. Trotzdem: Sie sind als Eltern in dieser Auseinandersetzung wichtig und haben zumeist mehr Einfluss als es Ihnen erscheint.

Geben Sie Ihrem Kind vielleicht auch Informationsmaterial an die Hand, damit es weiß, dass Sie sich sorgen und um Ihre Haltung zu verifizieren.

 

Schon gelegentliches Rauchen kann zu Veränderungen in der Lunge führen (Update Juli 2017)

Eine neue Studie „Pulmonary Abnormalities in Young, Light-Use Waterpipe (Hookah) Smokers.” (Link s.u.) belegt aufs Neue die Gefährlichkeit des Shisha-Rauchens. Die beobachteten Mittzwanziger-Gelegenheits-Shisha-Raucher (3,5 Sitzungen die Woche über etwa 4 Jahre) zeigten im Vergleich zur Nichtrauchergruppe bereits nach dieser für Raucher geringen Belastung deutliche Spuren in Ihren Lungen. Die Autoren der Studie gehen aufgrund der wachsenden Beliebtheit sogar soweit, ein staatliches Eingreifen zu empfehlen.

Die Apotheken Depesche 3/2017 kommentiert die gesundheitliche Belastung einer Shisha im Vergleich zu einer Zigarette folgendermaßen:

Verglichen mit einer Zigarette inhaliert der Raucher bei einer Shisha-Sitzung u. a. doppelt so viel Nikotin, die siebenfache Menge an Kohlenmonoxid, das 100-fache an Teer, 17-mal mehr Formaldehyd und zweimal mehr hochmolekulare karzinogene polyaromatische Kohlenwasserstoffe. Hinzu kommen hohe Konzentrationen an Toxinen, die in den Geschmacksstoffen enthalten sind.

Shisha-Rauchen ist wirklich ein zweifelhafter Spaß.

 

Quellen / Mehr Informationen:
- Drogenhilfe, „Shisha – cool oder gefährlich?“
- Pressemitteilung 21.01.15 Zoll „Shisha-Rauchen liegt weiter im Trend“
- Studie: Pulmonary Abnormalities in Young, Light-Use Waterpipe (Hookah) Smokers.
- eigene Ausführungen