Sodbrennen – Wenn‘s dem Magen sauer aufstößt

Ungefähr 30 Prozent der Deutschen leiden an Sodbrennen oder anderen säurebedingten Magenschmerzen, 10 Prozent sogar mehrmals pro Woche und immer noch viele sogar täglich.
Wenn der Magen sehr üppigen Mahlzeiten, Stress und Hektik, Ärger und/oder weiteren organischen Problemen gegenübersteht, kann es zu einer Funktionsstörung des Muskels zwischen Speiseröhre und Magen kommen, der eigentlich dafür sorgt, dass die Nahrung zwar in den Magen hinein, aus diesem aber andersherum keine Magensäure herauskommt. Eigentlich. Hinzu kommt oftmals eine vermehrte Produktion von Magensäure oder auch eine falsch gerichtete Freisetzung von Gallensäuren. Gerät Magen- oder Gallensäure in die Speiseröhre, so wird die dortige Schleimhaut angegriffen. Das verursacht dieses unangenehme bis schmerzhafte Gefühl, dass sich vom Oberbauch bis weit die Speiseröhre hinauf ziehen kann. Oft ist damit auch ein bitteres und saures Aufstoßen verbunden.

Tja, betrachten wir uns jetzt einmal die Herbst-/Vorweihnachtszeit, dann stehen wir vor vielen üppigen Braten, fettigen und süßen Leckereien (z.B. Schmalzkuchen, gebrannte Mandeln, Kekse, Stollen etc.) verbunden mit dem allgegenwärtigen Jahresendstress. Kommt Ihnen bekannt vor? Genau, das sind die oben beschriebenen Auslöser von Sodbrennen (und Völlegefühl, Magendrücken etc.). Natürlich raten wir NICHT zu totalem Verzicht, dafür sind diese Elemente der grauen Jahreszeit zu liebreizend, aber wir möchten doch zu maßvollem Verzehr aufrufen, man könnte sagen, einfach auf den Bauch hören…

Wenn die Sodbrennen Symptome jedoch über zwei Wochen häufiger auftreten, sollten Sie einen Arzt befragen.
Es gibt z.B. Medikamente, die spezielle Proteine (Protonenpumpen) in den Magenschleimhautzellen hemmen, diese steuern die Menge der produzierten Magensäure. Die Produktion geht also zurück und die Beschwerden lassen i.d.R. nach. Bitte bedenken Sie jedoch, dass in den seltensten Fällen eine dauernde Einnahme ratsam ist. Durch die Blockade der Säurebildung wird die Barrierefunktion des Magens für Bakterien deutlich verringert und es kann zu Fehlbesiedlungen im Darm und damit neu entstehenden Problemen kommen. Der Wirkungseintritt ist etwas zeitverzögert, daher kann es für den Soforteffekt notwendig werden, ein Mittel zur Neutralisierung der Magensäure zu nehmen (ein sog. Antazidum). Hier haben sich auch sehr gut Basen-Präparate bewährt, um akut zu lindern, ohne negative Folgen nach sich zu ziehen (z.B. Basentabs von Pascoe). Diese sollten bei akuten Problemen direkt eingenommen werden, ggf. zerkaut, falls die Schmerzen die Speiseröhre hinauf ziehen. Die Dosis wird nach Schwere der Symptome angepasst (2-5 Tabletten). Die generelle Einnahme sollte ca. 30 min nach der Mahlzeit erfolgen, damit die gebildete Säure zunächst die Speisen adäquat verdauen kann.

Beachtenswert: Die beschriebene pH-Wert-Verschiebung bringt es mit sich, dass es zu einer verminderten Aufnahme von Spurenelementen wie z.B. Magnesium, Calcium, Eisen sowie insbesondere Vitamin B12 (hier wird die Bildung des zur Aufnahme notwendigen Intrinsic-Faktors gestört) kommt. Bei längerer Anwendung empfiehlt sich daher eine Ergänzung dieser Stoffe wie übrigens auch von Vitamin D, da hier nicht nur die Resorption aus der Nahrung verringert  sondern auch der Auf- und Umbau im Körper durch den Einfluss des Protonenpumpenhemmers gestört wird. Ein weiterer positiver Effekt dieser Substitution ist dann auch eine beschleunigte Regeneration der betroffenen Schleimhäute und ein generell gesteigertes Körperwohlbefinden, wenn die Gabe gut auf die betroffene Person abgestimmt ist.

Falls Ihnen dies jetzt zu kompliziert vorkam, können Sie uns gern ansprechen, damit wir Ihnen beratend zur Seite stehen oder Ihnen eine orthomolekulare Ergänzung anpassen können.

Es gibt darüber hinaus auch einige Griffe der Akupressur, die schnelle Linderung bringen sollen, hierzu gibt es auf der Seite des Pharmaherstellers Ratiopharm eine Broschüre zum kostenfreien Download: „Der gute Griff“ (PDF-Dokument, leider mit Werbung). PS: Normalerweise verlinken wir nur ungern Informationen von Pharmaherstellern, da diese leider nicht frei von Nebenwirkungen (hier in Form von Werbung) sind, die besagten Griffe sind jedoch wirklich praktisch, deswegen sehen Sie einfach bewusst über die Werbung hinweg.

Es gibt also Hilfe. Allein der Gedanke kann Ihnen an dieser Stelle schon ein wenig Spannung aus der Magengrube nehmen.  Apropos entspannen, aus der Kräuter“küche“ können wir Ihnen noch eine Tee-Mischung zu gleichen Teilen aus Kamillen- und Zitronenmelisse ans Herz bzw. die Magenwand legen (achten Sie auf eine gute Qualität, die Sie auch selbst mit Ihrer Nase kontrollieren können). Der Tee sollte (pro Tasse je ein gehäufter Teelöffel) mit kochendem Wasser übergossen werden und dann für 15 min abgedeckt ziehengelassen werden. Süßen sollten Sie den Tee wenn überhaupt nur mit dem magen- und bauchspeicheldrüsenfreundlichen Xylit, da es sonst zu einer Magensäurefreisetzung durch den Zucker kommen kann.

Dennoch: wenn Sie regelmäßig an Sodbrennen leiden, müssen Sie sich den eigentlichen Ursachen bewusst werden und Ihren Lebensstil anpassen, äußeren Stress nicht im Innen ankommen lassen (also Ihre Stressverarbeitung hinterfragen) bzw. im Falle organischer Ursachen mit Ihrem Therapeuten eine Lösung finden.

Wir helfen Ihnen gerne weiter, beraten Sie zu möglichen kurz-, mittel- oder langfristigen Therapieansätzen und stellen Ihnen ggf. sinnvolle Supplemente zusammen.

 

Nachtrag Dezember 2014:

Gänsebraten
Gänsebraten

Nun sind wir in der harten Phase mit Gänsebraten, Glühwein, Lebkuchen etc. angekommen und immer häufiger haben unsere Patienten mit Sodbrennen zu kämpfen. Deswegen möchten wir noch eine Liste mit Tipps (aus Spektrum 5/14, Dezember 2014, S.19) an Sie weitergeben:

  • Schnelle Hilfe bieten häufig ein Glas Milch oder ein Stück Weißbrot.
  • Voluminöse Mahlzeiten vermeiden, lieber kleinere Hauptmahlzeiten plus ein oder zwei kleine Zwischenmahlzeiten.
  • Langsam essen.
  • Spätes Essen vermeiden. Wenn spät, dann wenig.
  • „Säurelocker“ vermeiden: Schokolade, Rauchen, Alkohol.
  • Mahlzeiten mit hohem Fettgehalt verzögern die Magenentleerung und können einen nächtlichen Reflux verstärken.
  • Konzentrierte Alkoholika, aber auch Rotwein schwächen den Ösophagussphinkter und können einen nächtlichen Reflux verstärken.
  • Bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion versuchen.
  • Stress abbauen.
  • Einengende Kleidung möglichst vermeiden.
  • Bei nächtlichem Reflux: Mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen; Kopfteil des Bettes anheben.
  • Nach dem Essen: Nicht ruhen, sondern „1000 Schritte tun“. Diabetiker profitieren hiervon doppelt: Die Bewegung senkt den Blutzuckerspiegel und unterstützt die Bewegungen von Magen und Darm.