Schüßler-Salze, ein Überblick und Einstieg

Schüßler-Salze ist der Sammelbegriff für 12 Funktionsmittel, 15 Ergänzungsmittel und 7 weitere ergänzende biochemische Mittel, jeweils in unterschiedlichen Formen (Pillen, Lösungen, Salben) und Verdünnungen. Als biochemische Mittel sind sie in Deutschland apothekenpflichtig. Das Herstellungsverfahren (nach den Vorgaben des Homöopathischen Arzneibuchs HAB) ist daher festgelegt und kontrollierbar. Gern werden sie im esoterischen Bereich mit Heilsteinen, Mondphasen etc. in Verbindung gebracht. In der Diagnostik findet manchmal etwas fragwürdig die Antlitzanalyse Verwendung. Und es ist eine Abgrenzung von der Homöopathie festzuhalten. Aber beginnen wir langsam:

 

Worum geht es?

Im 19. Jahrhundert entdeckte Prof. Dr. Rudolf Virchow (1821-1902), dass der menschliche Körper aus einzelnen Zellen, den Bausteinen des Körpers, besteht, die alle Aufgabe in unserem Körper anfallenden Aufgaben übernehmen. Er fand heraus, dass wenn eine oder mehrere Zellen nicht mehr richtig arbeiten, dort der Weg zur Krankheit beginnt: „Das Wesen der Krankheit ist die krankhaft veränderte Zelle“.

Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) griff diese Erkenntnisse auf und fand seinerseits heraus, dass jede Körperzelle ihren eigenen Bedarf an Nährstoffen hat und dass eine Schwächung der Versorgung zu Störungen der Zellfunktion und damit letztlich zu Krankheiten führen kann. Schüßler konnte die Wichtigkeit einiger Mineralstoffe/-salze für Zellen nachweisen. Genau genommen fand er zu seinen Wirkungszeiten 12 Mineralsalze die er biochemische Funktionsmittel nannte. Im Gegensatz zur Homöopathie mit ihren unzähligen Mitteln war hier ein überschaubares Instrumentarium geschaffen worden, das den Zellen einen Schubs in die richtige Richtung gibt und die Selbstheilungskräfte des Körpers mobilisiert. Er übertitelte schließlich die Veröffentlichung seiner „Biochemie“ mit: „Eine abgekürzte Therapie gegründet auf Histologie und Cellularpathologie“.

Zudem begründeten die Erkenntnisse von Jacob Moleschott (1822-1893) sowie Justus von Liebig (1803-1873) Schüßlers Denkansatz.

 

Verdünnung wie in der Homöopathie, aber nicht homöopathisch

Der Grundgedanke der Salze entwickelte Schüßler aus der homöopatischen Disziplin: sanft helfen ohne Nebenwirkungen. Mit einem Unterschied, sein Ansatz basiert nicht auf dem homöopatischen Ähnlichkeitsprinzip, also Ähnliches mit Ähnlichem kurieren sondern auf physiologisch-chemischen Vorgängen. Deswegen verdünnte er seine Salze auch nicht aus homöopatischen Gründen, seine Vorstellung war (seinerzeit dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entsprechend), dass durch die Potenzierung die Salze soweit aufgeteilt werden, dass jedes einzelne Molekül allein für sich und vollständig vom Verdünnungsmittel umgeben ist. Das sollte die optimale Aufnahme bzw. Wirkung der Mineralsalze bereits durch die Epithelzellen der Mundschleimhaut gewährleisten (und somit schnellere und bessere Verfügbarkeit im Blut). Heutzutage meint man zu wissen, dass die Aufspaltung auf einzelne Moleküle so nicht funktioniere und für die Aufnahme in diesem Extrem auch nicht notwendig sei. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte ist hier jedoch zu bedenken, dass wir uns noch in den Kinderschuhen im Wissen und in der Vorstellung um die Zusammenhänge des Lebens auf zellulärer Ebene befinden. Manche Dinge muss man vielleicht auch einfach nicht erklären sondern nur annehmen.

Die Beibehaltung der Potenzen basiert heutzutage auf der Wirkungsintensität und Verträglichkeit der einzelnen Salze. Das Vorgehen bei der Verdünnung ist wie in der Homöopathie, die Bezeichnungen auch: Das „D“ steht für decem (lat: zehn) und zeigt die Verdünnungsstufe (D1 = 1:10, D3 = 1:1000, also dreimal um das zehnfache verdünnt etc.)

 

Darreichungsformen:

Die Schüßler-Salze gibt es in Form von Tabletten, Tropfen, Salben, Lotionen etc.

Dabei sollte man einen Blick auf das Verdünnungsmittel werfen, insbesondere wenn beim Patienten Gluten- oder Laktose-Intoleranzen bestehen. Auch bei einem Wechsel des Herstellers kann ein anderes Verdünnungsmittel zum Tragen kommen.

 

Diagnose-/Therapieformen:

Schüßler-Salze werden leider auch oft in einen bezweifelten, esoterischen Bereich einsortiert. Das ist schade, sind wir doch selbst Anhänger einer fundierten Unterstützung der Selbstheilung, und das nicht ohne Grund, wie Sie hier lesen können: https://www.flora-pharm.de/blog/selbstheilung-durch-spiritualitaet/). Fraglich ist ein unterstellter Zusammenhang mit Mondphasen oder Heilsteinen, da dieses nie ein Thema für die an der Entwicklung der Schüßler-Salze beteiligten Ärzten war.

Auch die sog. „Antlitzanalyse“, bei der der Therapeut durch Betrachtung des Antlitzes des Patienten an kleinsten Verfärbungen etc. erkennt, welche Salze einzusetzen sind, ist als Ergänzungsdiagnose nicht verkehrt aber dennoch sicherlich kritisch und in Abhängigkeit des Erfahrungsgrades des Therapeuten zu betrachten.

Menge und Art der Anwendung sollten sie individuell mit Ihrem Therapeuten besprechen. Zudem gibt es auch besondere Einnahmeformen, wie z.B. die „Heiße Sieben“, dabei wird Schüßler-Salz Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) in heißem Wasser als besonders intensive Anwendung zubereitet.

Die Behandlung mit den Mineralsalzen wird unterschiedlich betrachtet: Die Einen sehen die Schüßler-Salze als Reiztherapie, die Anderen als Substitutionstherapie.

Im Sinne der Reiztherapie ermuntert die Aufnahme der potenzierten Salze die betroffenen Zellen, sich die benötigten Mineralsalze in ausreichenden Mengen aus der Nahrung zu holen. Dazu reichen kleine Einnahmemengen.

Im Sinne einer Substitutionstherapie erfordert (vergleichbar zur Einnahme von Vitamintabletten)es die Gabe größerer Mengen, da mit den Salzen ein Mangel vollständig ausgeglichen werden soll. Bedenkt man, dass bei D6 ein Gramm Wirkstoff in einer Tonne Verdünnungsmittel aufgelöst wird, klingt das (abhängig vom salzindividuellen Bedarf) eher schwierig.

Gern werden die Salze auch als Kuren genommen, dazu empfehlen wir die Absprache mit Ihrem behandelnden Therapeuten.

 

Die 12 Salze im Überblick

Nr. 1 Calcium fluoratum – Calziumfluorid
Das Salz des Bindegewebes, der Gelenke und Haut
Vorkommen im Körper: Zahnschmelz, Knochen, Zellen der obersten Hautschicht sowie im elastischen Gewebe, z. B. in Sehnen und Bändern

Nr. 2 Calcium phosphoricum – Calziumphosphat
Das Salz der Knochen und Zähne
Vorkommen im Körper: Es bildet die harte Knochenmasse und ist zudem in allen Zellen anzutreffen.

Nr. 3 Ferrum phosphoricum – Eisenphosphat
Das Salz des Immunsystems
Es sorgt für die gute Sauerstoffaufnahme im Körper, regt die Durchblutung an und bringt einen besser durch die kalte Jahreszeit.
Vorkommen im Körper: in allen Zellen und im roten Blutfarbstoff

Nr. 4 Kalium chloratum – Kaliumchlorid
Das Salz der Schleimhäute
Vorkommen im Körper: in allen Zellen und in roten Blutkörperchen

Nr. 5 Kalium phosphoricum – Kaliumphosphat
Das Salz der Nerven und Psyche
Vorkommen im Körper: Blutflüssigkeit, Gehirn-, Nerven- und Muskelzellen

Nr. 6 Kalium sulfuricum – Kaliumsulfat
Das Salz der Entschlackung
Vorkommen im Körper: Haut und Schleimhäute

Nr. 7 Magnesium phosphoricum – Magnesiumphosphat
Das Salz der Muskeln und Nerven
Vorkommen im Körper: Skelett, Muskelsystem, Nerven, Gehirn und Rückenmark, rote Blutkörperchen, Leber sowie Schilddrüse

Nr. 8 Natrium chloratum – Natriumchlorid
Das Salz des Flüssigkeitshaushalts
Vorkommen im Körper: extrazellulären Flüssigkeit, Knochen, Knorpelgewebe, Magen und Nieren

Nr. 9 Natrium phosphoricum – Natriumphosphat
Das Salz des Stoffwechsels
Regelt das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper und regt den Stoffwechsel an.
Vorkommen im Körper: Gehirnzellen, Nerven, Muskeln, roten Blutkörperchen und Bindegewebe

Nr. 10 Natrium sulfuricum – Natriumsulfat
Das Salz der inneren Reinigung
Es wirkt auf die Ausscheidungsorgane (Leber, Galle, Niere) und hilft dem Körper, überschüssiges Wasser auszuscheiden.
Vorkommen im Körper: Gewebeflüssigkeit

Nr. 11 Silicea – Kieselsäure
Das Salz der Haare, der Haut und des Bindegewebes
Vorkommen im Körper: Bindegewebe

Nr. 12 (Calcium sulfuricum – Calziumsulfat)
Das Salz der Gelenke
Unterstützt zudem die Bildung von Binde- und Stützgewebe.
Vorkommen im Körper: Leber, Galle, Knorpelmasse
Schüßler selbst hat 1895 die Zahl auf elf reduziert, da „der schwefelhaltige Kalk nicht in die konstante Zusammensetzung des Organismus eingeht, so muss er von der biochemischen Bildfläche verschwinden. Statt seiner kommt Natrium phosphoricum resp. Silicea in Betracht.“

 

Die 15 Ergänzungsmittel

Schüßlers Anhänger forschten weiter und entdeckten im Laufe der Zeit weitere Mineralsalze, die als sogenannte Ergänzungsmittel erhältlich sind.

Nr. 13 Kalium arsenicosum
Einsatzgebiet: Haut, Lebenskraft

Nr. 14 Kalium bromatum
Einsatzgebiet: Nervensystem, Haut

Nr. 15 Kalium jodatum
Einsatzgebiet: Schilddrüse

Nr. 16 Lithium chloratum
Einsatzgebiet: Rheumatische Erkrankungen, Nerven

Nr. 17 Manganum sulfuricum
Einsatzgebiet: Eisenhaushalt

Nr. 18 Calcium sulfuratum
Einsatzgebiet: Lebenskraft, Körpergewicht

Nr. 19 Cuprum arsenicosum
Einsatzgebiet: Verdauungssystem, Nieren

Nr. 20 Kalium-Aluminium sulfuricum
Einsatzgebiet: Verdauungs, Nervensystem

Nr. 21 Zincum chloratum
Einsatzgebiet: Stoffwechsel, Gebärmutter, Nerven

Nr. 22 Calcium carbonicum
Einsatzgebiet: Lebenskraft, Anti Aging

Nr. 23 Natrium bicarbonicum
Einsatzgebiet: Entschlackung, Übersäurung

Nr. 24 Arsenum jodatum
Einsatzgebiet: Haut, Allergien

Nr. 25 Aurum Chloratum Natronatum
Einsatzgebiet: Tagesrhythmus, Weibliche Fortpflanzungsorgane

Nr. 26 Selenium
Einsatzgebiet: Leber, Blutgefässe

Nr. 27 Kalium bichromicum
Einsatzgebiet: Blut, Zuckerstoffwechsel

 

Die 7 Ergänzungsmittel nach Joachim Broy

Joachim Broy, einer der bekanntesten Schüßler Anhänger, hat weitere sieben Mineralsalze ergänzt, die aber nicht als offizielle Schüßler-Salze gehandelt werden.

Natrium fluoratum
Einsatzgebiet: Verdauung, Haut

Magnesium fluoratum
Einsatzgebiet: Bewegungsapparat

Calcium chloratum
Einsatzgebiet: Haut, Nerven

Ferrum chloratum
Einsatzgebiet: Blut, Verdauungsorgane

Ferrum sulfuricum
Einsatzgebiet: Blut

Magnesium chloratum
Einsatzgebiet: Nervensystem, Verdauung

Magnesium sulfuricum
Einsatzgebiet: Frauenbeschwerden, Verdauung

 

Schüßler-Salze und Schulmedizin

Die Wirksamkeit der Schüßler-Salze lässt sich auch mit modernen Maßnahmen nicht wissenschaftlich belegen, Erfahrungsberichte und die große Zahl der Anhänger dieser Therapieform sprechen aber für sich. Wer heilt, hat recht.

Sie sind bei sachgemäßer Anwendung jedoch frei von Nebenwirkungen und können daher problemlos angewendet werden, ggf. ergänzend zu einer schulmedizinischen Behandlung. Allerdings empfehlen wir Ihren, den behandelnden Therapeuten unbedingt über die Einnahme zu informieren.

Die Schüßler-Salze lassen sich zweckorientiert zu Kuren kombinieren. Lesen Sie dazu auch Schüßler-Kuren hier im Blog.

Übrigens können die Schüßler-Salze bei Hausstieren auch Anwendung finden.