Schokolade – Trank der Götter, Genussmittel oder Medizin?
Schokolade gehört zur Vorweihnachtszeit, entweder als heißes Getränk, als Überzug auf Plätzchen, als Hohlfigur in Form von Weihnachtsmännern und in unzähligen weiten Formen, Farben und geschmacklichen Nuancen. Die ideale Zeit, um sich die Schokolade einmal etwas genauer anzuschauen:
Als Christopher Columbus den Samen des Kakaobaumes (Theobroma cacao) von seiner Reise nach Amerika mit nach Europa brachte, erkannte er den Wert des daraus hergestellten Getränks nicht. Erst 14 Jahre nach seinem Tod, also 1520, führte Don Cortez den „Trank der Götter“ in Spanien ein. Der adstringierende, bittere Geschmack war aber noch ein Hindernis für die breite Akzeptanz. Erst 100 Jahre später begann der europäische Siegeszug der Trink-Schokolade durch Zugabe von Zucker und Milch. Weitere 100 Jahre später gelang dem Apotheker van Houten die Reduktion des Fettgehalts um etwa die Hälfte durch Pressen der Samen vor der Verwendung und Weiterverarbeitung zu einem löslichen Pulver. Nach Verbesserung und Verbreitung der Trinkschokolade wurde die essbare Form von Zuckerbäckern und Apothekern erfunden und entwickelt. Schokolade gab es damals in Fachgeschäften, den sog. Schokolaterien, sowie in Apotheken.
Was aber ist nun drin, im Samen des Kakaobaumes? Hauptbestandteil sind 54% Fett (die sog. Kakaobutter, wurde früher wegen des Schmelzpunktes zur Herstellung von Suppositorien verwendet) dann noch 11,5% Eiweiß, 17,5% Cellulose und andere Kohlenhydrate, 6% Polyphenole, 5% Wasser, 2,6% Mineralstoffe, 2% organische Säuren und Aromastoffe, 1,4% Alkaloide etc. Neben den Purinalkaloiden Theobromin und Coffein sind mehr als 300 weitere niedermolekulare Verbindungen enthalten. Es finden sich Neurotransmitter wie Dopamin, Histamin und Seratonin aber auch Verbindungen wie das Anandamid sowie verschiedene Flavonoide und Antioxidantien.
Schokolade enthält sehr viele Kalorien in einem kleinen Stück und wird daher gern als schneller, platzsparender Energielieferant verwendet, z.B. bei Polarexpeditionen oder auch bei der Armee. Grundsätzlich enthält Schokolade alle für unsere Ernährung wichtigen Stoffe, aber Vorsicht, leider ist die Mischung nicht ausgewogen. Aus diesem Grund wurde es in – oder Nachkriegszeiten auch gern Kindern zum Trost (durch Serotonin und Dopamin auch schlaffördernd) und zur Ernährung gegeben, heute allerdings sollte man schon sehr genau darauf achten, keinen Kalorienüberschuss zu erzeugen, insbesondere, da der hohe Zuckergehalt „moderner“ Schokoladen die Kinder eher überaktiv macht.
Schokolade kann therapeutisch (Blutfett, Schlaganfallrisiko, Blutdruck, Infarktrisiko etc.) wirksam sein, dabei sind aber immer die negativen Seiten (z.B. Zucker, Kalorien) abzuwägen. Somit ist eine Anwendung oft auf Patienten mit normalem Glucosestoffwechsel und Normalgewicht begrenzt. Zudem ist bei allen Ansätzen immer wieder die Art (dunkel mit hohem Kakaogehalt, möglichst wenig Zuckeranteil) und Herkunft (wirkt sich z.B. auf den Gehalt von Polyphenolen aus) der Schokolade und natürlich die Menge (wenig) zu berücksichtigen. Die Diskussionen erinnern an die über das berühmte Glas Rotwein am Abend. Bei Unsicherheiten können Sie uns in der Flora Apotheke immer gern befragen.
Abgesehen von den pharmakologischen Effekten hat der Verzehr, vielmehr der Genuss, von Schokolade Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Über die Bedeutung des Schokoladenkonsums hat bestimmt jeder bereits seine eigenen Erfahrungen gemacht, Genuss, Belohnung, Entspannung etc. Eine aphrodisierende oder abhängig machende Wirkung sowie der gezielte Einsatz als Antidepressivum konnte nicht hinreichend nachgewiesen werden.
Fazit
Berücksichtigt man den gesundheitlichen Vorteil, den die Polyphenole ausüben, dann darf die richtige Schokolade in kleinen Mengen und bei optimalen körperlichen Voraussetzungen (s.o.) zusammen mit einem kleinen Glas Rotwein genossen werden.
Fakt ist, die meisten Menschen mögen Schokolade gern, belohnen sich auch damit und wenn es ihnen danach besser geht, dann ist das so, auch wenn die Frage nach dem Warum noch nicht endgültig beantwortet werden konnte.
Es ist mit der Schokolade also wie mit fast allen leckeren Dingen: Genießen Sie bewusst und in Maßen… und genießen Sie den Zauber der Weihnachtszeit, ohne diesen allzu sehr an Süßem festzumachen.
Quelle: Apotheken Magazin, 29. Jg., Dez. 2011, S. 8 ff
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