Sanfte Hilfe für die Leber

Deftig, üppig und oft zu fettig. Kaum ist die dunkle Jahreszeit da, ändert sich unser Ernährungsverhalten. Wenn es draußen nass und ungemütlich ist, verzehrt es uns nach Schmorbraten, Käsespätzle und Buttergemüse. Klar, der Körper braucht Energie. Aber was sagt die Verdauung zu einem so schweren Essen? Häufig reagiert der Bauch mit Druckgefühl, Blähungen und Unwohlsein. Neben Magen und Darm leidet ein Organ besonders unter dieser Völlerei: die Leber. Gut für die Verdauung und hilfreich bei Völlegefühl ist z.B. die Artischocke, sie sorgt rundum fürs Wohlgefühl.

Von Stefanie Happ

Zentrales Organ

Die Leber ist unser zentrales Stoffwechselorgan. Alles, was wir mit der Nahrung aufnehmen, landet früher oder später bei ihr. Ihr Job ist es, Nährstoffe zu verwerten, Vitamine zu speichern und Schadstoffe abzubauen. Die Leber ist sozusagen Chemielabor, Entgiftungszentrale und Kontrollstation in einem. Ohne sie läuft im Körper gar nichts – auch die Fettverdauung nicht.

Fettverdauung

Damit der Körper mit den Fetten aus der Nahrung überhaupt umgehen kann, produziert die Leber täglich rund einen Liter Gallensaft. Dieser fließt in die Gallenblase und gelangt von dort in den Darm. Dort findet die eigentliche Fettverdauung statt. Der Gallensaft funktioniert dabei wie eine Art Spülmittel. Er saugt die Fette aus der Nahrung, damit der Körper mit ihnen arbeiten kann.

Viel beschäftigte Leber

Normalerweise ist dies ein Prozess, den wir kaum spüren. Problematisch wird es, wenn die Gallensaft-Produktion gestört ist, etwa weil die Leber zu viel zu tun hat. Alkohol oder auch manche Medikamente können schuld daran sein. Ebenso kann es an einer sehr fettreichen Ernährungsweise liegen. Viele kennen das: Nach Gänsekeule und Sahnetorte hat man plötzlich Sodbrennen.

Organ der Lebensfreude

Schlecht verdaute Fette können zu unterschiedlichen Beschwerden in Magen und Darm führen. Dyspepsie, wie Fachleute sagen, ist nur die eine Seite. Auf Dauer leidet auch die Seele. Die Leber, sagt man, ist das „Organ der Lebensfreude“. Ist sie geschwächt, fühlt man sich ständig müde und kraftlos. Die Leistungsfähigkeit hat stark nachgelassen und die Stimmung ist getrübt. Appetitlosigkeit und Heißhunger können sich abwechseln. Manche haben einen scheinbar unerklärlichen Juckreiz. Kommen Schmerzen im Oberbauch hinzu, sollte ein Arztbesuch im Kalender stehen. In einem frühen Stadium von Leberfunktionsstörungen kann zum Glück die Natur gut helfen. Leberzellen verfügen nämlich über eine erstaunlich große Kraft, sich selbst zu heilen – mithilfe ganz bestimmter Arzneipflanzen. Die Artischocke gilt als die Leber-Pflanze Nr. 1.

Artischocke

Die Artischocke (Cynara cardunculus) gehört zu den Bitter-Pflanzen. Sie enthält viele Bitterstoffe und gilt daher als Tonikum, also Stärkungsmittel, weil sie die Leber als unser zentrales Stoffwechselorgan in all ihren lebenswichtigen Funktionen unterstützt. Arzneipflanzen, die dies aufgrund ihrer Inhaltsstoffe können, nennt man im Fachjargon Hepatoprotektiva. Übersetzt heißt das: Sie schützen die Leber, weil sie die Durchblutung steigern und so alle regenerationsfördernden Mechanismen dieses Organs fördern. Die Bitterstoffe aus der Artischocke regen also das Wachstum der Leberzellen an. Auch hier gilt: Neue Besen kehren gut. Frische Zellen arbeiten besonders zuverlässig. Sie erhöhen die Stoffwechselleistung der Leber, damit diese mit Schadstoffen, aber auch mit Nahrungsfetten noch besser umgehen kann.

Bitterstoffe

Wie gut uns die Bitterstoffe aus der Artischocke tun, spüren wir meist sehr schnell. Alle Verdauungssäfte kommen in Fluss. Die Produktion der Magensäure wird gesteigert. Die Leber bildet noch mehr Gallensaft. Gleichzeitig wird die Galle darin bestärkt, vermehrt Gallensäure in den Darm zu leiten. So fällt den Organen die Fettverdauung um ein Vielfaches leichter. Das ist der Grund, warum Artischocken-Extrakte Verdauungsbeschwerden lindern können. Sie helfen gegen das Völlegefühl nach einer üppigen Mahlzeit, bekämpfen Blähungen und Sodbrennen. Sogar auf den Fettspiegel im Blut sollen sie einen positiven Einfluss haben. Sie können auf natürliche Weisen cholesterinsenkend wirken. Zu viel Cholesterin im Körper gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insofern schützt die Artischocke die Leber und das ganze Leben.

Präparate in der Apotheke

Die Artischocke ist eine distelartige Korbblütlerpflanze, die vor allem im Mittelmeerraum vorkommt. In der gesunden mediterranen Küche gilt sie als Gemüse-Delikatesse, weil sie vorzüglich schmeckt und dabei kaum Kalorien hat. Essbar sind vor allem die Hüllblätter und der Blütenboden. Medizinisch verwendet werden jedoch die Grundblätter, die voller verdauungsfördernder Bitterstoffe stecken. Weiterhin enthalten sind entzündungshemmende Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Kaffeesäurederivate, die zudem das Immunsystem stärken. Für Allergiker, die empfindlich auf Korbblütler-Gewächse reagieren, ist diese Gemüse- und Heilpflanze leider nicht geeignet. Auch bei Erkrankungen der Galle lieber vorher den Arzt fragen.

Für alle anderen, die ihr lebenswichtiges Organ, die Leber, schützen wollen, gibt es Präparate mit den aufbereiteten Extrakten in der Apotheke. Frischpflanzen- Presssäfte, Kapseln und Tabletten mit Artischocke lindern Magen-Darm- Beschwerden, bringen die Fettverdauung in Schwung und sind eine sanfte Hilfe für die Leber. Ihr Apothekenteam hilft Ihnen gern und individuell abgestimmt!

Vier Tipps für die Lebergesundheit

1) Weniger ist mehr: Essen Sie nur dann, wenn Sie wirklich Hunger haben. Ein Sprichwort sagt: Der Mensch lebt von einem Drittel seiner Nahrung. Von zwei Dritteln lebt der Arzt.

2) Gute Fette: Geben Sie ungesättigten Fetten den Vorzug. Pflanzliche Öle aus Oliven, Leinsamen und Raps tun der Leber gut – dem Rest des Körpers auch. Fischsorten wie Lachs, Hering und Makrele sind reich an gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren.

3) Urlaub für die Leber: Eine stark beanspruchte Leber braucht ab und zu eine Auszeit. An solchen „Fasten-Tagen“ sind geriebene Äpfel, Karotten und Rote-Bete-Saft vollkommen ausreichend.

4) Bitter macht lustig: Unterstützen Sie Ihre Leber mit Bitter-Pflanzen, zum Beispiel mit Artischocke. Die enthaltenen Bitterstoffe stärken die Leber in all ihren Funktionen. Außerdem regen sie die Verdauungssäfte an und lindern die Beschwerden.

Bitter-Pflanzen

Gelbwurz (Curcuma longa)

Dieses Ingwergewächs ist vor allem als gelbfärbendes Küchengewürz bekannt. In der Wurzel stecken aber wertvolle Scharf- und Bitterstoffe (sogenannte Cucurminoide), die intensiv gallenflussfördernd wirken und somit die Leber stärken. Gelbwurz unterstützt die Fettverdauung, wirkt entzündungshemmend und reizlindernd. Gut geeignet zur Darmsanierung. Erhältlich in Form von Kapseln, Tabletten und Tropfen. Lesen Sie auch: Curcuma / Kurkuma

Schafgarbe (Achillea millefolium)

Eine Heilpflanze mit Tradition. Seit jeher wird sie bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Sie wirkt krampflösend, blähungswidrig und leicht abführend. Mit ihren Bitterstoffen fördert Schafgarbe den Gallenfluss und steigert den Appetit. Der Leberwickel mit Schafgarbenkraut ist eine naturheilkundliche Anwendungsmethode, die zur Entlastung der Leber eingesetzt werden kann und gleichzeitig den Leberstoffwechsel anregen soll. Schafgarbe gibt es als Frischpflanzen- Presssaft, Tee, Tropfen und Tinktur.

PS: Wir möchten Ihnen das Rezept von unserem befreundeten Kochblog cooking-fun.de für die im Titelbild zu sehenden Artischocken nicht vorenthalten: Artischocken im Ganzen

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

naturheilkunde-und-gesundheit cover 11-2020
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.