Rückenfreundlicher Alltag und alternative Schmerztherapien
Ob Sie laufen, sitzen oder stehen: Der Rücken ist immer gefordert. Machen Sie es ihm möglichst leicht! Von Saskia Fechte
Kinn hoch, Brust raus – was so mancher schon als Kind zu hören bekam, ist ein guter Rat. Achten Sie beim Stehen und Gehen darauf, die Schultern locker nach hinten unten fallen zu lassen und den Hals als gerade Verlängerung der Wirbelsäule zu positionieren. Knie lockerlassen, Becken aufrecht: Halten Sie sich gerade, ohne ins Hohlkreuz zu fallen.
Richtig heben
Holen Sie Gegenstände, die Sie heben oder tragen möchten, möglichst nah zu sich heran. Gehen Sie in die Knie und greifen Sie mit geradem Rücken nach vorn. Nutzen Sie die Kraft aus den Beinen und drücken Sie sich nach oben. Halten Sie die Last auch beim Tragen weiterhin nah am Körper. Vermeiden Sie gleichzeitiges Heben und Drehen, diese Kombination ist eine enorme Belastung für die Bandscheiben.
Dynamisch sitzen
Experten sind sich einig: Wir verbringen viel zu viel Zeit im Sitzen. Schon Kinder kommen schnell auf mehr als zehn Stunden täglich. Durch Ausgangsbeschränkungen, Homeoffice und Homeschooling während der Coronakrise gesellten sich weitere Sitzstunden hinzu, Bewegung und Sport kamen oft zu kurz. Fatal für den Bewegungsapparat, aber auch für das Gehirn und das Herz-Kreislauf-System!
Wenn Sie sitzen, dann richtig: aufrecht und entspannt. Die Arme liegen im rechten Winkel auf der Tischplatte auf, Nacken und Schultern sind locker. Die Oberschenkel bilden eine leicht abfallende Linie zu den Knien, die Füße haben guten Bodenkontakt. Der Winkel zwischen Rücken und Oberschenkel ist größer als 90 Grad, Sie sitzen also leicht zurückgeneigt. Das Wichtigste ist Dynamik: Gönnen Sie sich zwischendurch Sitzpausen. Wechseln Sie Ihre Position, stehen Sie auf, strecken und bewegen Sie sich. Tipps fürs Büro: Telefonieren Sie im Stehen oder suchen Sie das persönliche Gespräch mit Ihren Kollegen, stellen Sie Drucker und Papierkorb entfernt auf, sodass Sie aufstehen und ein paar Schritte gehen müssen. Jede Bewegung zählt.
Gut gebettet
Die Nachtruhe dient der Erholung von Körper und Geist. Im Liegen können die Bandscheiben besonders gut von den Belastungen des Tages regenerieren. Damit der Rücken im Schlaf optimal aufatmen kann und Sie ohne Verspannungen aufwachen, sollten Sie sich also richtig betten.
Da wir etwa ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen verbringen, sollten vor allem Menschen mit Rückenschmerzen auf ideale Bedingungen achten. Lattenrost und Matratze sollen Ihrer Wirbelsäule die nötige Stütze geben, sodass Sie aus orthopädischer Sicht richtig liegen. Bei der Auswahl hilft eine Fachberatung.
Achtsam im Alltag
Je öfter Sie an Ihren Rücken denken und ihn entlasten, desto besser. Versuchen Sie, bei den vielen kleinen Aufgaben im Alltag Haltung zu bewahren: beim Kochen und Bügeln, bei der Gartenarbeit, bei der Lesepause auf dem Sofa. Bei Tätigkeiten im Stehen schont eine leichte Schrittstellung die Wirbelsäule. Von Autofahren bis Zähneputzen können Sie Ihre Körperhaltung immer wieder überprüfen und optimieren. Mit der Zeit wird Ihnen die rückenfreundliche Haltung in Fleisch und Blut übergehen.
Sitzkissen und -keile können für eine angenehmere Arbeitshöhe sorgen und den Rücken entlasten. Gesundheit aus Ihrer Apotheke – die Beratung gibt es natürlich kostenlos, individuell und gern dazu.
Tschüss, Schmerz!
Rückenprobleme können richtig hartnäckig sein. Gut, dass neben klassischen Therapien auch alternative Methoden helfen können. Wir stellen sieben Verfahren vor.
Akupunktur – Energie im Fluss
Laut der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) entstehen Beschwerden, so auch Rückenschmerzen, wenn die Lebensenergie (Qi) blockiert ist und im Körper nicht frei fließen kann. Werden bestimmte Punkte mit feinen Nadeln stimuliert, kommt der Energiefluss in Schwung und Blockaden lösen sich. Studien belegen die Wirkung vor allem bei Kreuzschmerzen.
Infos und Adressen: Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V..
Chiropraktik – Wirbel in Position
Der Chiropraktor konzentriert sich auf die Gelenke der Wirbelsäule und bringt verschobene Wirbel wieder in die richtige Position. Dabei ist manchmal ein leichtes, aber harmloses Knacken zu hören, weshalb viele vom „Einrenken“ sprechen. Gut bei Rückenschmerzen durch Fehlhaltungen, Überlastung und nach Unfällen.
Infos und Adressen: Deutsche Chiropraktoren-Gesellschaft e.V..
Dorn-Breuss-Technik – alles im Lot
Es handelt sich um die Kombinationen zweier Methoden. Die Dorntherapie befasst sich vorrangig mit Fehlstellungen, die zu Rückenschmerzen führen, und korrigiert sie mit gezielten Bewegungen und Griffen. Fehlstellungen können ein Beckenschiefstand oder ungleich lange Beine sein. Die Breuss-Massage lockert die dadurch verhärteten Muskeln und hat rundum entspannende Wirkung.
Infos und Adressen: Verbund der Dorntherapeuten.
Osteopathie – feinfühlige Hände
Geschulte und sensible Hände sind das wichtigste Instrument eines Osteopathen. Er tastet Verspannungen in Gewebe, Muskeln und tiefer liegenden Strukturen. So kann er auch versteckte Ursachen erfühlen und behandeln. Die Handgriffe regen die Durchblutung, den Lymphfluss und die Selbstheilungskräfte an. Gut bei akuten Problemen wie etwa Hexenschuss und bei chronischen Schmerzen.
Infos und Adressen: Verband der Osteopathen Deutschland e.V..
Rolfing – Hilfe für die Faszien
Die amerikanische Biochemikerin Dr. Ida Rolf erkannte bereits vor knapp 100 Jahren die Bedeutung der Faszien. Sind diese bindegewebeartigen Hüllen der Muskeln und Organe verhärtet und verklebt, kommt es zu Schmerzen. Mit gezielten Griffen kann ein »Rolfer« die verklebten Strukturen wieder elastisch machen und die Beweglichkeit verbessern.
Infos und Adressen: Rolfing Verband Deutschland e.V..
Schröpfen – Heilen unter Glas
Das Schröpfen zählt zu den ausleitenden Methoden und ist seit der Antike bekannt. Kleine, runde Gläser werden auf schmerzende Partien gesetzt und mithilfe von Wärme oder eines Gummiballons erzeugt der Therapeut einen Unterdruck. Das regt die Durchblutung und die Ausleitung von Schadstoffen an. Man unterscheidet trockenes und blutiges Schröpfen, bei dem die Haut leicht angeritzt wird. Beides setzt man bei chronischen und akuten Beschwerden ein.
Infos und Adressen: Bund Deutscher Heilpraktiker e.V..
Shiatsu – gezielter Druck
Die japanische Druckpunktmassage behandelt gezielt bestimmte Energiepunkte (Tsubos) des Körpers. So können Störungen und Stauungen im Energiefluss behoben, Verspannungen gelöst und Schmerzen gelindert werden. Betroffene liegen auf einer Matte und der Shiatsu-Praktiker setzt Hände, Ellenbogen und teilweise auch seine Füße für die Massage ein.
Infos und Adressen: Gesellschaft für Shiatsu in Deutschland.
Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für alternative Therapien ganz oder anteilig. Fragen Sie mal nach!
Und auch Ihr Apothekenteam hilft Ihnen gern und individuell abgestimmt!