Reiten für die Seele
Pferden können wir nichts vormachen, die feinfühligen Vierbeiner spiegeln unser Verhalten und wissen ganz genau, wie wir gerade drauf sind. Deshalb sind die aufmerksamen Huftiere hervorragende Therapeuten.
Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – nicht nur ponybegeisterte kleine Mädchen, stolze Pferdebesitzer und erfolgreiche Reitsportler wissen, wie viel Wahres in dieser Volksweisheit steckt. Auch die Medizin hat die hochsensiblen Herdentiere längst für sich entdeckt. Als tierische Therapeuten können sie Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Behinderungen ganzheitlich helfen: Der intensive Umgang mit dem Pferd kann das Selbstvertrauen stärken, die motorischen Fähigkeiten verbessern, soziale Kompetenzen fördern, Ängste nehmen und neue Lebensfreude schenken…
PS: Finden Sie auch hier im Blog weitere Artikel rund um das Thema Pferd.
Miteinander klarkommen
Übrigens: Anders als der Name vermuten lässt, geht es beim therapeutischen Reiten nicht in erster Linie um die sportliche Ausbildung auf dem Pferderücken. Vielmehr stehen die Begegnung von Mensch und Tier und der Umgang mit den sensiblen Pflanzenfressern im Fokus: Putzen, Führen, Füttern und ausgiebiges Streicheln gehören ebenso zur Therapie wie die Stallarbeit.
Sensible Lehrmeister
Therapeutisches Reiten, oft ist auch von pferdegestützter Therapie oder schlicht von Reittherapie die Rede, erfreut sich enormer Beliebtheit. Kein Wunder, kann diese etwas andere Behandlung doch Beachtliches leisten und rasch gute Erfolge erzielen. Das liegt daran, dass Pferde nahezu perfekte Lehrmeister sind: Die Fluchttiere haben von Natur aus sehr feine Antennen, reagieren postwendend auf unsere Gesten, Worte und die Art, mit der wir uns ihnen nähern. Pferde spiegeln unsere Stimmung und schenken uns ihr Vertrauen nur dann, wenn wir ehrlich und „bei der Sache“ sind. Diese Eigenschaften machen die intelligenten Einhufer zu ausgezeichneten Therapeuten bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Wer beispielsweise mit Ängsten, Depressionen, Phobien oder ADHS zu kämpfen hat, kann von der Reittherapie profitieren. Viele junge und ältere Patienten, die sich ihren Mitmenschen nur schwer öffnen können, finden im Pferdestall Geborgenheit, Sicherheit und nicht selten auch einen vierbeinigen Kumpel fürs Leben.
Schade!
Die Kosten für therapeutisches Reiten werden bislang leider nur in Sonderfällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Tipp: Als Ansprechpartner kommen auch Pflegekasse, Jugend- oder Sozialamt infrage.
Facettenreiche Reittherapie
Therapeutisches Reiten ist nicht nur Balsam für die Seele: Auch bei Autismus-Spektrum-Störungen, Entwicklungsverzögerungen, geistigen Behinderungen und körperlichen Beeinträchtigungen, etwa nach Unfällen oder durch Lähmungen, kann der intensive Pferdekontakt klassische medizinische Anwendungen ergänzen. Abhängig davon, in welchem Bereich Behandlungsbedarf besteht, kommen unterschiedliche Therapieformen auf und mit dem Vierbeiner zum Einsatz:
- Hinter Hippotherapie verbirgt sich Krankengymnastik auf dem Pferderücken; sie erzielt unter anderem bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates gute Erfolge. Das Prinzip: Setzt sich der Vierbeiner sanft in Bewegung, wird der Körper des Menschen mobilisiert und die Balance verbessert; Muskeln werden gekräftigt, Knochen gestärkt.
- Heilpädagogisches Reiten dient der persönlichen und sozialen Entwicklung – unter anderem können Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und Menschen mit geistiger Behinderung davon profitieren. Nicht nur auf dem Pferderücken, sondern auch beim Pflegen und Versorgen der feinfühligen Vierbeiner werden soziale Kompetenzen gefördert.
- Beim heilpädagogischen Voltigieren ist Geschicklichkeit gefragt: Während das Therapiepferd an der Longe – einer speziellen „langen Leine“ – seine Kreise zieht, machen die Patienten spezielle Übungen auf oder neben dem Vierbeiner.
Gutmütige Charakterköpfe
Von selbst versteht sich, dass Therapiepferde für ihren anspruchsvollen Job eine spezielle Ausbildung brauchen. Wichtig ist zudem, dass ihnen günstige Charaktereigenschaften wie Gelassenheit, Offenheit und Neugierde im Blut liegen. Oft werden „Gemütspferde“ wie Tinker, Isländer, Fjordpferd und süddeutsches Kaltblut fürs therapeutische Reiten geschult. Letztlich spielen Größe, Farbe und Rasse aber keine allzu große Rolle. Hauptsache, der Vierbeiner hat starke Nerven und ist ein echter „Menschenversteher“.
Sind die süß!
Neben Pferden sind unter anderem auch Esel und Alpakas als tierische Therapeuten im Einsatz.
- Treuer Blick, lange Ohren, sturer Kopf: Esel sind auch deshalb so begehrte Lehrmeister, weil sie sich zu nichts zwingen lassen. Menschen mit Beeinträchtigungen können durch intensiven Kontakt mit den geselligen Grautieren Ruhe und Gelassenheit finden.
- Große Kulleraugen, kuscheliges Fell, sanftes Gemüt: Alpakas sind ruhig, umgänglich und nähern sich uns Menschen respektvoll. Der Umgang mit den liebenswerten Kameltieren aus den Anden wirkt entspannend und fördert soziale Kompetenzen.
Ist ein Pferd gerade nicht zur Stelle, so haben auch wir für Ihre Fragen ein offenes Ohr und beraten Sie gern sowie individuell abgestimmt. Sprechen Sie uns unverbindlich an.