Pferde machen glücklich – Ingrid Klimke im Interview
Partnerschaftlich, respektvoll, geprägt von beidseitigem Vertrauen: So beschreibt Reitmeisterin Ingrid Klimke (52) das Verhältnis zu ihren Pferden. Im Interview mit Andrea Neuen spricht die Ausnahmesportlerin über Erfolg, Emotionen und ehrenamtliches Engagement.
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Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin – Ihre sportlichen Erfolge sind beeindruckend. Welcher hat Sie am meisten berührt?
Ich kann mich nicht für einen Erfolg entscheiden, weil ich unheimlich viele wunderbare Ritte mit den unterschiedlichsten Pferden erleben durfte. Etwas ganz Besonderes war für mich der Geländeritt mit Sleep Late bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney. Die schwere Prüfung auf so hohem Level war damals für uns beide eine Premiere. Überglücklich war ich auch, als ich bei den Europameisterschaften 2017 und 2019 mit Hale Bob zweimal den Meistertitel holen konnte. Und die Olympischen Goldmedaillen mit Butts Abraxxas, der kleiner war als manches Hindernis, über das wir gesprungen sind, haben mich zu Tränen gerührt. Diese Momente werde ich nie vergessen.
Sie sind nicht nur Profi-Reiterin, sondern bilden auch Pferde aus. Worauf legen Sie im Umgang mit den sensiblen Tieren besonderen Wert?
Wir versuchen, die Pferde so artgerecht wie möglich zu halten. Das bedeutet zum Beispiel, dass jedes Pferd jeden Tag auf die Wiese kommt. Und dass wir unser Training so abwechslungsreich gestalten, dass es den Tieren hoffentlich nie langweilig wird. Es ist wichtig, auf die Persönlichkeit des Pferdes zu achten. Partnerschaft und grenzenloses Vertrauen werden nur aufgebaut, wenn die Pferde viele positive Erfahrungen sammeln und Schritt für Schritt in jede Prüfungsklasse hineinwachsen können. Das braucht Zeit, viel Geduld und Einfühlungsvermögen.
Welche Eigenschaften braucht ein Mensch, um einen guten Draht zu Pferden – und generell zu Tieren – entwickeln zu können?
Ich glaube, das sind Dinge, die der Mensch von Geburt an mitbekommt. Es ist wichtig, dass man sich mit Tieren wohlfühlt, sie bewundert und spürt, was für eigenständige, wunderbare Geschöpfe es sind. Ein feiner Draht zu Tieren hat viel mit Emotionen und Empathie zu tun. Zum Glück haben viele Menschen diese feinen Antennen – und Tiere spüren das sofort.
Viele Kinder träumen vom Reiten und vom eigenen Pony. Welchen Profi-Rat geben Sie jungen Pferdefans und ihren Eltern?
Bevor man ein eigenes Pony anschafft, reicht erst einmal eine Reitbeteiligung. So stellen Kind und Eltern fest, worauf sie sich einlassen. Ein Tier zu besitzen heißt, Verantwortung zu tragen für ein Lebewesen. Und das sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Kinder sollten alt genug sein, um diese weitreichenden Anforderungen erfüllen zu können. Und sie brauchen die Unterstützung der Familie.
Was tun Sie am liebsten, wenn Sie gerade nicht im Sattel sitzen?
Mit, aber auch ohne Sattel, bin ich gerne in der Natur. Ich fahre Fahrrad, gehe spazieren, liebe meinen Garten und den Strand. Natürlich bin ich auch gerne mit meiner Familie und engen Freunden zusammen – und genieße immer die intensive, ganz besondere Zeit, in der ich die Seele baumeln lassen kann und mich einfach pudelwohl fühle.
Vielseitig ist Ihr soziales Engagement – zum Beispiel als Botschafterin der Schleifenroute von Pink Ribbon. Was hat es damit auf sich?
Die rosafarbene Schleife »Pink Ribbon« steht weltweit als unverkennbares Symbol für mehr Aufmerksamkeit gegenüber Brustkrebs und dessen Früherkennung. Dafür setze ich mich ein. Bei der Schleifenroute von Pink Ribbon geht es darum, sich draußen in der Natur zu bewegen und die zurückgelegten Kilometer zu spenden, also auf den »Gesamtkilometerzähler« der Schleifenroute einzutragen. Das ist kostenlos und jeder kann entsprechend der eigenen Möglichkeiten mitmachen: allein, in der Gruppe, zu Fuß, auf dem Fahrrad, oder – so wie ich – auf dem Pferd. Ich stelle meine ehrenamtliche Arbeit für Pink Ribbon auch in der nächsten Ausgabe des Ingrid Klimke Magazins vor, denn sie ist mir eine Herzensangelegenheit. Mehr über die Schleifenroute erfahren Interessierte hier: schleifenroute.de
Was tun Sie für Ihre Gesundheit?
So wie ich meine Pferde gymnastiziere, damit sie gesund und geschmeidig bleiben, gymnastiziere ich auch meinen Körper zweimal in der Woche. Zu festen Zeiten, damit das Training im vollen Kalender nicht untergeht. Gleichzeitig versuche ich, regelmäßig Pausen zu machen und genug zu schlafen. Für die eigene Gesundheit ist es wichtig, dass man sich wohlfühlt und Dinge machen kann, bei denen das Herz aufgeht. Mein Leben ist reich an Glücksmomenten, wofür ich dankbar bin.
Aktuelle Informationen über die Reitmeisterin Ingrid Klimke gibt es unter: ingrid-klimke.de
Tipp von uns: Diese sog. Quality Time mit Ihrem 4-Hufler kann recht einfach noch intensiviert werden, indem Sie mehr versuchen, seine Sprache zu verstehen und sprechen, so zeigen sich diese intelligenten und geselligen Tiere meist zugänglicher und verzeihen ihnen viele „Anfängerfehler“. Gerade zur dunklen Jahreszeit können diese Übungen gut in einer Halle oder in einem eng umfassten Bereich durchgeführt werden und eröffnen Ihnen völlig neue Einblicke in diese Pferdewelt ebenfalls angefüllt mit Lebensfreude und Zuneigung. Dadurch, dass Sie eher auf Höhe des Pferdes mit diesem kommunizieren lernen, sprich zu Fuß, ist es gleichzeitig ein tolles Bewegungstraining für Sie mit anderer Betonung als beim Reiten, was Sie natürlich ebenfalls begleitend tun sollten.
Wir empfehlen in dieser Stelle das sogenannte Motiva-Training nach Frau Gertrud Pysall, mit der unserer Chefdruide die besten Erfahrungen gemacht hat.
Gesundheit für Mensch und Tier aus Ihrer Apotheke – die Beratung gibt es natürlich kostenlos, individuell und gern dazu.