Mesotherapie
Es ist noch nicht lange her, dass wir einen Blogpost über Glatzenbildung und Haarausfall für unsere Patienten veröffentlich haben, der eine große Nachfrage nach den dort genannten Therapieansätzen erzeugt hat. Aufgrund eines Kommentars der Heilpraktikerin Frau Dr. Annette Pitzer gab es auch viele Fragen zu der von ihr ergänzten Mesotherapie.
Die Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie e.V. definiert diese Therapie folgendermaßen:
In der Mesotherapie werden mit feinen, kurzen Nadeln oder einer speziellen Mesotherapiepistole individuell zusammengestellte Medikamente und Wirkstoffe direkt in die Haut im zubehandelnden Bereich injiziert. Die minimalinvasive Methode verbindet Grundlagen der Akupunktur, der Neuraltherapie, der Arzneitherapie und nutzt das Prinzip der Reflexzonen. Durch ihre Wirkweise ist sie besonders schonend und wird bei verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen sowie in der ästhetischen Medizin eingesetzt.
Assoziationen liegen nahe zum Botox-Wahnsinn mancher Stars und Sternchen, die mit erschreckend schlauchbootförmigen Lippen oder versteinerten Gesichtszügen nach einer Botox-Behandlung vor die Kamera treten. Ja, das Prozedere ist vergleichbar, mehr aber auch nicht.
Wir haben daraufhin Frau Dr. Pitzer gebeten, uns im Rahmen eines Interviews diese Behandlungsmethode ein wenig näher zu bringen.
In ihrer Naturheil-Praxis in Dillenburg verbindet sie die klassische Schulmedizin mit der Komplementärmedizin zu einem integrativen Therapieansatz. Im Mittelpunktsteht dabei der Patient mit all seinen individuellen Enzym-, Nährstoff- und Stoffwechselausstattungen. Ein Ungleichgewicht des Körpers und des Geistes, das nicht aus eigener Kraft wieder ausgeglichen werden kann, bringe – nach Ihrer Auffassung – dann Symptome und schließlich fortschreitend eine Erkrankung hervor.
Frau Dr. Pitzer, können Sie bitte zunächst das Wirkprinzip der Mesotherapie für unseren Patienten und interessierten Lesern beschreiben?
Bei der Mesotherapie handelt es sich um eine Injektionsakupunktur, bei der in die mittlere Hautschicht (Mesoderm) Wirkstoffkombinationen eingebracht werden.
Das Spektrum an Wirkstoffen ist sehr breit und geht von homöopathischen und pflanzlichen Mitteln über Vitamine und Spurenelemente bis hin zu schulmedizinischen Medikamenten. Welcher Wirkstoff verwendet wird, hängt von dem Beschwerdebild ab.
Die Wirkstoffe werden als Mikroinjektionen verabreicht. Es entstehen Hautdepots mit den Wirkstoffen, die dann nach und nach abgegeben werden. Das gewährleistet die Effektivität der Therapiemethode.
Schon durch die Mikronadelung kommt es, auch ganz ohne Wirkstoffe, zu überaus positiven Effekten für den Hautbereich. Die Immunzellen der Haut werden moduliert, die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung des Bindegewebes steigen an.
Man könnte ja glauben, dass aufgrund der Mikroinjektion die Wirkung nur Oberflächlich gegeben ist. Weit gefehlt! Trotz der Mikroinjektion gelangen die Wirkstoffe mittels Diffusion unmittelbar in den gewünschten Bereich, auch in tiefer liegende Strukturen wie Muskeln und Gewebe. Die Wirkstoffe wirken aber nicht systemisch, da sie kaum in den Blutkreislauf gelangen.
Was mich auch begeistert ist, dass diese Methode nahezu nebenwirkungsfrei ist und auch für Kinder und Schwangere geeignet ist. Wer hier mehr wissen möchte, darf mich gerne ansprechen.
Ihren Einsatz findet die Mesotherapie in der ästhetischen Medizin (Anti-Aging, Haarausfall, Fett weg Spritze), in der Mikrovakzination (Infekte und Allergien), in der Schmerztherapie und in der Raucherentwöhnung.
Dann ist der von Ihnen begleitend zur Aktivierung des Haarwurzelstoffwechsels gewählte Weg sozusagen eine Ableitung der Effekte mit neuem Anwendungsbereich. Was sind denn Ihre Erfahrungen hierzu?
Die Mesoherapie wird schon sehr lange erfolgreich im Bereich der Bekämpfung von Haarausfall eingesetzt. Haarausfall ist für Betroffene sehr belastend. Gerade Frauen leiden immens bei Haarverlust. Mit der Mesotherapie konnte ich endlich meinen Patienten eine erfolgversprechende Methode anbieten, die:
- Den Haarausfall verlangsamt
- Ein erneutes und anhaltendes Wachstum (bei vorhandenen Haarfolikeln) der Haare herbeiführt
- Eine deutlich verbesserte Haarqualität fördert
Verwendet wird ein Haar-Vitalisierungscocktail, der bei über 80% der Behandlungen zu verringertem Haarausfall nach der dritten Behandlung und zu vollerem Haar nach drei Monaten führt.
Gibt es Zustände des Haarausfalles, die nicht so gut darauf ansprechen?
Durchaus. Bei starker Autoimmunaktivität (z.B. Alopecia areata (sub)totalis) oder langjähriger Glatzenbildung ist die Behandlung wenig erfolgversprechend.
Auch bei Menschen, die die Mikroinjektionen nicht tolerieren, kann die Therapie nicht angewendet werden.
Bei starker Autoimmunaktivität setze ich dann im Vorfeld eine Mikroimmuntherapie und /oder Sanumtherapie ein, um die Autoimmunreaktion zu stoppen. Danach kann sich der Versuch mit der Mesotherapie zu behandeln durchaus lohnen. Allerdings ist es in diesen Fällen nötig, die Mesotherapie mit einer Biophotonentherapie zu unterstützen.
Gibt es auch besondere Belastungszustände, die zu Haarausfall führen können und was ergänzen Sie in diesen Fällen?
Ja die gibt es. Hier einige Beispiele:
Störungen des Immunsystems
Wenn das Immunsystem im Falle einer Autoimmunerkrankung (z.B. MS) eigene Haarzellen attackiert, kommt es zu kahlen Stellen an Augenbrauen und Kopf. Hier muss immer zuerst die Grunderkrankung behandelt werden.
Probleme mit der Schilddrüse
Sowohl Schilddrüsenüber- als auch -unterfunktionen können zu Haarausfall führen. Am häufigsten sehe ich dies aber bei einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, der Hashimoto Thyreoiditis. Auch hier muss immer zuerst die Grunderkrankung behandelt werden.
Medikamente
Einige allopathische (Schulmedizinische) Medikamente haben Haarausfall als Nebenwirkung. Dann ist der Arzt gefragt, der nach einer Alternative suchen muss.
Nährstoffmangel
Man glaubt es kaum, doch gerade in unserer Zeit leiden viele Menschen unter Nährstoffmangel. Unvernünftige Ernährung mit leeren Kalorien, Stress, Alkohol, Diäten, Essstörungen und Rauchen sind nur einige Beispiele, die zu einem massiven Nährstoffmangel führen können. Labortests geben dann Auskunft über den Istzustand. Wenn es ans Aussehen geht, wenn also die Haare ausfallen, sind die meisten Menschen bereit, ihr Verhalten und ihren Lifestyle zu überdenken und etwas zu ändern. Der erste Schritt ist es dann, die Mineralstoffe und Vitamine in einer Blutuntersuchung zu testen. Danach wird orthomolekular aufgeforstet und die Haare können gezielt mit der Mesotherapie versorgt werden.
Hormonumstellung
Haarausfall zeigt sich besonders oft in den Wechselzeiten (Pubertät, nach der Schwangerschaft, in allen Phasen der Wechseljahre). Hier greifen naturheilkundliche Therapien und auch die Mesotherapie besonders gut.
Stress
Stress ist die Ursache für eine unzählige Vielfallt an Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen. Der stressbedingte Haarausfall gehört auch dazu. Zusätzlich zu der Mesotherapie sollte eine Regulationstechnik wie Yoga, Qi gong, Muskelentspannung, EFT etc. erlernt werden. Auch phytotherapeutische Medikamente können hier zum Einsatz kommen. Wirklich bemerkenswert ist auch, dass man die Mesotherapie gegen stressbedingte Leiden einsetzen kann.
Schwermetallbelastung
Wenn ich über Schwermetallbelastung spreche, dann machen viele meiner Patienten erst einmal dicht. Ich lebe gesund, bin keinen Schwermetallen ausgesetzt. Doch Fakt ist, heute liegt unsere Schwermetallbelastung bis zu 1000mal höher als vor der Industrialisierung. Früher war es gang und gäbe, dass eine Schwermetallbelastung in den Haaren analysiert wurde. Was deutlich zeigt, dass Haare als Depot zur Entgiftung genutzt werden. Nach einer Labortestung weiß der Betroffene, wie es bei ihm aussieht. In meiner Praxis sehe ich einen schwermetallbedingten Haarausfall hauptsächlich bei Zahnarzthelferinnen.
Wir sind ja ohnehin Verfechter des orthomolekularen Therapieansatzes, bei dem Mängelzustände behoben werden und Stoffwechselprozesse zu optimieren sind. Welche Mikronährstoffe (bzw. deren Mangel) halten Sie als Biochemikerin denn für besonders relevant bei Haarausfall?
Ich werde die Mikronährstoffe in der Reihenfolge aufzählen, in denen in meiner Praxis die Mangelzustände die größte Rolle spielen.
Eisen
Eisenmangel ist bei vielen Frauen ein Dauerzustand, der leider schulmedizinisch sträflichst vernachlässigt wird. Wenn man großes Glück hat, wird der Laborparameter Eisen im Serum vom Hausarzt getestet. Eisen liegt aber zu 90% in der Zelle und muss deshalb hämatokrittkorreliert gemessen werden. Der aussagekräftige Parameter ist aber das Speichereisen (Ferritin). Ein Eisenmangel führt in vielen Fällen zu einem massiven Haarausfall.
Vitamin B12
Vitamin B12 ist immens wichtig für die Zellneubildung. Haarfolikel werden unter einem B12 Mangel ungenügend versorgt. Noch wichtiger ist aber, dass ein B12 Mangel eine Blutarmut auslösen kann. Besteht eine Anämie, wird zu wenig Sauerstoff zur Versorgung von Körperzellen transportiert. Unwichtige Anhängsel wie Haare werden dann so gut wie gar nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.
Zink
Zink wird für die Keratinbildung benötigt. Bei Zinkmangel ist das Haar dünn und brüchig. Lesen Sie mehr über Zink in unserem Vitalstoff-ABC auf unserer Website.
Aminosäuren
Aminosäuren sind für gesunde Haare von großer Bedeutung. Methionin und Glutamin enthalten Schwefel und fördern die Struktur der Haare. Arginin begünstigt das Haarwachstum, da es für die Stickoxidproduktion benötigt wird. Stickoxid öffnet die Kalium-Kanäle, was die Durchblutung der Haarwurzel verbessert. Auch zu Aminosäuren finden Sie weitere Informationen in unserem Vitalstoff-Lexikon.
Diese Liste lässt sich noch um einiges weiterführen. Das sprengt aber, denke ich, den Rahmen.
Sind die Ursachen und Ergebnisse der Mesotherapie denn bei Frauen und Männern etwa gleich nach Ihrer Erfahrung?
Ja, durchaus. Lifestyle, Umweltbelastungen, Mangelversorgung, Hormondysbalancen treffen beide Geschlechter.
Der Unterschied bei Männern und Frauen
Bei Männern bewirken die Hormone einerseits ein gesteigertes Wachstum im Bartbereich, andererseits die Vermehrung von Talgdrüsen auf dem Kopf. Im Endzustand kann es zu einer völligen Glatzenbildung kommen.
Bei Frauen entsteht meist nur eine Ausdünnung des Haupthaares.
Bei Frauen kommen allerdings noch Stylingfehler wie Haare färben, starkes Föhnen, Dauerwellen, straffe Hochsteckfrisuren etc. dazu. Dafür rauchen Männer mehr, was zu einer Mangeldurchblutung der Kopfhaut (natürlich nicht nur der!) führt.
Welche weiteren Anwendungsgebiete der Mesotherapie haben Sie denn speziell für sich definiert?
Hauptsächlich setze ich die Mesotherapie in der Schmerztherapie, in der Allergietherapie und zur Raucherentwöhnung ein. Aber auch bei Durchblutungsstörungen und Wundheilungsproblemen ist sie sehr erfolgversprechend.
Die Mesotherapie ist für mich die beste Schmerztherapie bei Rückenschmerzen, Arthrose, Rheuma, Sportverletzungen, Kopfschmerzen und Migräne. Ich bin ja selber chronische Schmerzpatientin und kann die Wirksamkeit für mich als hervorragend bezeichnen.
Auch bei Pollenallergien (allergische Rhinitis, Heuschnupfen) empfiehlt sich die Mesotherapie als wirksame und nebenwirkungsfreie Behandlungsalternative.
Vielen Dank für das Interview.
Sie finden Frau Dr. Pitzer auch mit weiteren Themen und eigenem Blog im Web: www.annette-pitzer.de
Auch wir stehen Ihnen als Ansprechpartner bei Fragen gern zur Verfügung.