Meerwasser-Becken: Nemo für Anfänger
Viele Aquaristik-Fans trauen sich nicht so recht ans Riffbecken heran. Dabei sind Einrichtung und Pflege eines Meerwasser-Aquariums leichter als vermutet. So fühlen sich Nemo und Co. im Wohnzimmer wohl.
Ein Mini-Ozean mit farbenprächtigen Korallen, exotischen Fischen und bizarren wirbellosen Meeresbewohnern wie Krebsen und Garnelen – das ist für viele Aquarianer ein Traum. Doch oft bleibt er unerfüllt, denn schließlich gilt die Pflege eines Riffbeckens als aufwändig und ziemlich schwierig. Ein Irrtum! Dank technischer Fortschritte können sich mittlerweile auch Hobby-Aquarianer am eigene Meerwasser-Becken erfreuen. Eine Beratung im Fachhandel hilft, ein solides „Einsteiger-Paket“ zu finden. Gut geeignet für den stressfreien Start sind Komplett-Sets mit Becken, Beleuchtung und den erforderlichen technischen Geräten.
Ein Beitrag von Andrea Neuen
Je größer, umso stabiler
Grundsätzlich gilt: Ein Meerwasser-Becken kann gar nicht groß genug sein. Ratsam ist es, mit mindestens 200, besser noch 300 bis 400 Litern zu starten. Bei großen Aquarien ist das Ökosystem insgesamt stabiler als bei kleinen, sodass sie auch Fehler – etwa leichte Schwankungen der Wasserqualität – besser verkraften. Im Vergleich zum Süßwasser-Aquarium erfordert ein Riffbecken eine umfangreichere technische Ausstattung. Gut beraten ist, wer sich eine kleine Osmoseanlage zulegt. Damit lässt sich auf einfache Weise besonders reines Wasser erzeugen, das Meerwasser-Aquarianer für gelegentliche Teilwasserwechsel brauchen.
Strömung muss sein
„Ganz wichtig sind zudem Strömungspumpen“, sagt Dr. Lutz Fischer, Leiter der Aquaristik und Terraistik des Klimahauses Bremerhaven. Der Experte rät, die Pumpen so anzuordnen, dass sich keine strömungsarmen Zonen im Aquarium bilden können. Vorteilhaft sind hingegen kleine Turbulenzen, die entstehen, wenn das Wasser der Pumpen auf Hindernisse wie Steine trifft. „Das ist wichtig für das Korallenwachstum“, erklärt der Biologe.
Apropos Korallen: Diese Blumentiere sind nicht nur auf eine starke Strömung und sauberes Wasser, sondern auch auf sehr viel Licht angewiesen. Daher muss die Beleuchtung stärker sein als bei einem Süßwasser- Becken vergleichbarer Größe. Um dem Salzwasser organische Abfallstoffe und Substanzen wie Amino- und Harnsäuren zu entziehen, braucht man einen speziellen Eiweißabschäumer.
„Am allerwichtigsten ist, dass man möglichst viele ‚lebende Steine‘ ins Aquarium setzt, denn sie sorgen für die biologische Filterung des Wassers“, so der Experte. Kultivierte lebende Steine, in denen Mikroorganismen das Wasser emsig reinigen, gibt es im Fachhandel. Tipp: Frisches Lebendgestein verströmt einen angenehmen Meeresduft, von übel riechendem unbedingt die Finger lassen.
Exotische Bewohner
Kleine Seesterne, Röhrenwürmer und Krabben kommen mit den lebenden Steinen gewissermaßen als blinde Passagiere ins Becken. „Das Treiben dieser kleinen Tiere kann so interessant sein, dass Sie gar keine weiteren Bewohner im Aquarium haben möchten“, schwärmt Fischer. Ohnehin empfiehlt er Einsteigern, das Seewasser- Becken nur mit wenigen Tieren zu besetzen, um das biologische Gleichgewicht nicht zu gefährden.
Zunächst können algenfressende Schnecken und Einsiedlerkrebse einziehen.
Nach einigen Wochen, wenn das Aquarium gut eingelaufen ist, dürfen dann Garnelen und Fische hinzukommen. Gut zu wissen: Klassische Anfänger-Fische wie in der Süßwasser-Aquaristik gibt es fürs Salzwasser nicht, weil die Meeresbewohner generell empfindlicher sind. Zu den vergleichsweise robusten Arten gehören Hawaii Doktorfische, Streifen-Zwergkaiserfische und Lava-Zwerggrundeln.
Und auch Nemos Geschwister, die Falschen Clownfische, sind beliebte Aquarien-Bewohner. Sie brauchen jedoch „ihre“ Anemone, um sich zu verstecken, denn gute Schwimmer sind die farbenprächtigen Anemonenfische nicht.