Kräuter für Seele, Leib und Sinne
Inspiration Klostergarten
Geschichten aus dem mittelalterlichen Klosteralltag muten heute an wie Märchen. Doch nicht alles ist so weit entrückt, denn das Wissen um Kräuter und ihre heilenden Anwendungen ist aktueller denn je. Junge und ältere Menschen interessieren sich wieder mehr für die Pflanzenvielfalt und suchen nach fachkundiger Beratung. Was würde sich dazu besser anbieten, als ein sommerlicher Kräutergarten innerhalb einer romantischen Kulisse, wie sie das am unteren Niederrhein gelegene Kloster Kamp bietet?
Himmel und Erde
Es ist ein warmer Nachmittag, der Weg zum Kloster Kamp im Kreis Wesel führt durch sattes Grün auf den Kamper Berg. Beeindruckend empfängt der Abteiplatz den Besucher, sein Rasen liegt gleichsam wie ein Teppich vor der imposanten Silhouette der Abteikirche, gegründet im Jahr 1123 als erstes Zisterzienserkloster im deutschen Raum. Die wunderschönen Gartenanlagen zeigen sich liebevoll gepflegt. Man fühlt sich willkommen, fern vom Alltagsstress kann die Seele aufatmen. Ganz im Geist der Hildegard von Bingen, Heilige und Kräuterkundige des Mittelalters, deren Abbild sich auf einem gestickten Altarvorhang (Kamper Antependium) aus dem 14. Jahrhundert im Museum des Klosters befindet. Seele, Leib und Sinne in der Lebensführung ausgewogen zu beachten, hielt sie für wichtig, um gesund zu bleiben.
Eine artenreiche Pflanzenpracht säumt den Weg in den Kräutergarten, der mit seinen Würz- und Heilkräutern seit alters her ein wichtiger Teil des Klosterlebens war. Es wird ein Fest für die Sinne, dem sich auch viele andere Besucher nicht entziehen können. Kräuterlandfrau und Gärtnerin Cornelia Merkamp, die sich hier seit 2012 ehrenamtlich mit einem Team um die Beete kümmert, freut sich über den immer größer werdenden Besucherstrom. „Ja“, bestätigt sie, „Kräuter sind wieder absolut in.“
Hier im Klostergarten hinter Abteikirche und Kapelle wirkt die Kräuterpädagogin im wahrsten Sinne des Wortes in „ihren Elementen“. Das Zentrum der Anlage innerhalb der schützenden alten Mauern zeigt sich als großer Kreis. Wege aus niederrheintypischem Perlkies teilen das Rund kreuzförmig in vier Beete. Bequem lässt sich dieser Boden beschreiten, der Kies dient zudem als Wärmespeicher für die nebenstehenden Pflanzen.
Den Mittelpunkt des Kreises markiert ein Tisch aus Eisen, Symbol für die Quelle des Lebens. Er verweist auch auf die vier Hauptbeete, welche thematisch für die Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde stehen.
„In jeder Jahreszeit präsentiert unser Kräutergarten seine Schätze“, so Cornelia Merkamp. „Natürlich zieht er in den Sommermonaten die meisten Besucher an, die schauen wollen, aber auch anfassen, kosten und ebenso die vielen verschiedenen Düfte genießen.“ Im Beet Himmel recken sich Kräuter in die Höhe, die auch eine Weide für Insekten sind. Dazu gehören Zwiebelpflanzen unterschiedlichster Art, auch Zitronenmelisse, Oregano, Thymian oder Lavendel. Wildpflanzen wie Brennnessel und Spitzwegerich überraschen im Beet Erde. Eine wärmeliebende, stark duftende Kräutersammlung, Rosen und Ginkgo – traditionelle und moderne Heilpflanzen als Partner – machen das Beet Leben aus. In ihm fühlen sich die seit der Antike als leichtes Abführmittel genutzte Feige, der verdauungsfördernde Gewürzlorbeer, Salbei, Ysop, der in der Klosterheilkunde sehr geschätzte Fenchel und viele Minzearten wohl. Vor allem gelbblühende Kräuterpflanzen sind dem Beet Feuer zugeordnet, einige davon sind lange Zeit in Vergessenheit geraten, feiern aktuell aber ein Comeback, wie die Erdartischocke oder auch Topinambur.
AHA-Effekt für Gaumen und Nase
Bei ihren regelmäßigen Führungen durch das klösterliche Kleinod hört Cornelia Merkamp die unterschiedlichsten Motive für den Besuch des Kräutergartens. Jetzt, während der Saison für gemütliche Treffen im Freien und Grillabende, wird besonders oft nach Würzkräutern gefragt. „Da kosten sich vor allem die Männer querbeet durch die Pflanzenwelt, auf der Suche nach kräftigen Aromen, und freuen sich über unsere Empfehlungen für ein herzhaftes Grünzeugpesto. Frauen werden jetzt eher vom blühenden Lavendel und seinem intensiven Duft angezogen, fragen nach Möglichkeiten, seine ätherischen Öle für das tägliche Wohlbefinden zu nutzen. Nur wenige wissen, dass Lavendelblüten auch im Kuchen schmackhaft sind“, so die Expertin.
Immer wieder sieht die Kräuterlandfrau erstaunte Gesichter ihrer Gartenbesucher, wenn sie über Herkunft sowie nützliche und heilende Anwendungsmöglichkeiten der Pflanzen erzählt und dazu Pröbchen zum Verkosten oder Schnuppern direkt vom Beet reicht. „Es ist ein schöner Lohn für unsere Arbeit, den AHA-Effekt beobachten zu können, wenn der prägnante Eigengeschmack von Thymian, Minze, Kamille oder Fenchel über die Anonymität einer Fertigteemischung siegt oder das bisher nicht beachtete Unkraut im Garten als sinnvolle Nahrungsergänzung oder Apotheke am Wegesrand erkannt wird. Und machen unsere Rundgänge dann auch noch Lust, selbst im Garten oder auf dem Balkon Kräuter anzupflanzen, dann haben wir wohl alles richtig gemacht“, schmunzelt Frau Merkamp.
PS: Das Kloster Kamp im Internet.
Rezepte
Domhardt’s Spargelpesto
(Aus der heimischen Küche unseres Apothekers)
Zutaten:
1 Pfund grüner Spargel
Ca. 100g Pinienkerne
Ca. 100g Walnuss
Ca. 150g Parmesan
10 EL kaltgepresstes Olivenöl
2 Knoblauchzehen
Frische Kräuter nach Belieben
Meersalz
frischgemahlener schwarzer Pfeffer
1 Schuss Sojasauce
Den ungeschälten Spargel grob streifig schreddern, zu den im Schlagmixer fein zerkleinerten anderen Zutaten geben und durchrühren. Frische Kräuter (z.B. Dill, Kerbel, Estragon und Zitronenmelisse) nach Belieben fein hacken, zugeben und vermengen.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken, zum Schluss den Schuss Sojasauce beigeben. Nach Abfüllung noch etwas Olivenöl oben zur Haltbarmachung auffüllen.
Für den Kaffeetisch im Garten: Lavendelkuchen
(Schmeckt am nächsten Tag besonders gut – von Cornelia Merkamp)
Zutaten:
Noch geschlossene Blüten vom Echten Lavendel sammeln und antrocknen lassen (oder 2 Esslöffel getrocknete Lavendelblüten aus der Apotheke)
4 Eier
2 Tassen Zucker
1 Tasse Sonnenblumenöl
3 Tassen Mehl
1 Pck. Vanillezucker
1 Pck. Backpulver
1 Tasse Mineralwasser mit Kohlensäure
Eier, Zucker und Vanillezucker mit dem Rührgerät dickschaumig schlagen, das Sonnenblumenöl unterziehen.
Mehl mit dem Backpulver mischen und dazugeben. Nach und nach das Mineralwasser unterrühren.
Zum Schluss die Hälfte der Lavendelblüten unterheben. In eine Form geben und bei 150 Grad Umluft etwa 25 Minuten backen. Die andere Hälfte der Lavendelblüten entweder vor dem Backen überstreuen und nach dem Abkühlen Puderzucker überstäuben oder nach dem Backen einen Zuckerguss zubereiten, mit dem Saft von Roter Bete einfärben und die Blüten über den noch feuchten Guss streuen.
Fit im Kopf:
Lavendelwein nach Hildegard von Bingen, konzentrationsfördernd.
1EL Blüten (Speik- oder Wilder Lavendel aus der Apotheke) in einem halben Liter Wein aufkochen, abkühlen lassen und filtern. Erwachsene trinken davon täglich drei kleine Likörgläschen. Das regt chemische Botenstoffe, Neurotransmitter, zur Mobilisierung des Geistes an.
Herzhafte Soße zum Grillabend: Grünzeugpesto
Ein Pesto, kalte, grüne Soße kann eines oder mehrere Kräuter als Grundlage haben. Beliebt ist das kräftige Aroma von Basilikum. (von Cornelia Merkamp)
Zutaten:
1 Topf Basilikum, rot oder grün
2 Töpfe Petersilie
eine Handvoll Kräuter nach Wahl:
z.B. Bärlauch, Oregano, Giersch
50 g Mandeln
100 g geriebenen Parmesan
1 Tl Salz
Kräuter unter Zugabe von 100 ml Olivenöl pürieren, 50 g sehr fein gehackte Mandeln unterheben. 1 Teelöffel Salz und 100 g geriebenen Parmesankäse unterziehen. In Twist-Off-Gläser füllen, obenauf etwas Olivenöl geben. Im Kühlschrank etwa 6 bis 8 Wochen haltbar. Passt zu Gegrilltem, zu Nudelgerichten und schmeckt eingebacken in Brot oder Brötchen.
Juckreiz weg:
Frische Basilikumblätter zerreiben und auf einen Insektenstich drücken, das lindert Brennen und Jucken.
Wir beraten Sie gern
Ätherische Öle und Tinkturen aus Kräuterpflanzen finden Sie auch bei uns in der Apotheke.
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Lilly
30. Juni 2017 @ 12:08
Danke für die tollen Rezepte. Werde das eine oder andere mal ausprobieren und in meinem Blog darüber berichten.
Lieben Gruß bis dahin
Lilly von mein-pflanzenblog.de
Torsten Kühnöhl
8. Juni 2017 @ 12:10
Tolle Rezepte!! Habe mich glatt zu lecker Pesto inspirieren lassen. Mal schauen was dabei heraus kommt. Ich werde das Geheimnis bald lüften.