Körper in der Klemme

Zu viel gesportelt, Zug abbekommen, im unbequemen Hotelbett genächtigt: Jetzt im Sommer sind verspannte Muskeln keine Seltenheit, auch verklebte Faszien oder ein gequetschter Nerv machen uns oft zu schaffen. Was typische Beschwerden auf verträgliche Art vertreibt, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Rund 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter gelegentlichen oder chronischen muskulären Schmerzen und eingeschränkter Mobilität. Das gilt natürlich rund ums Jahr, doch gerade jetzt in den warmen Sommermonaten bedeuten schmerzende Gewebe eine massive Einschränkung und Belastung bei all unseren Aktivitäten. Denn tun Nacken und Schultern bei jeder Drehung weh, kann uns das Freiluft-Vergnügungen wie Ausflüge, Wandertouren und selbst den Schwimmbadbesuch verleiden.

„Verspannungen, Versteifungen und eingeklemmte Bereiche behindern unseren Bewegungsapparat“, bestätigt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. Doch damit nicht genug: „Sie können auch ernste Folgen für unser gesamtes System haben“, warnt der Experte. Meist sind Faszien, Muskeln oder Nerven an den Beschwerden beteiligt: Zwar ermöglichen uns diese großartigen Gewebsstrukturen, aufrecht zu stehen und uns fortzubewegen – doch sie sind anfällig für Störungen. Die gute Nachricht: „Es ist leicht, dem Körper dabei zu helfen, diese Probleme zu lösen“, macht der auf Wirbelsäulenerkrankungen spezialisierte Facharzt Mut.

Faszination Faszien

Faszien umhüllen wie ein Netz aus Bindegewebe alle Muskeln und Organe und halten diese so in Form. Dabei bilden sie ein eigenes Organsystem und können Informationen über Schmerzen direkt an unser Gehirn senden. Faktoren wie Bewegungsmangel und Muskelverspannungen können Faszien jedoch so beeinträchtigen, dass die wichtige Netzstruktur verklebt und Knoten bildet.

„Rückenschmerzen entstehen etwa durch Schäden an den Wirbelgelenken oder Bandscheiben – aber nicht selten eben auch durch die Faszien“, berichtet er. Dies betreffe häufig den Rücken, den Nacken sowie die Schulterbereiche, da diese Körperregionen im Alltag oft stundenlang in ein und derselben Position verharren. Ohne Bewegung verlieren Faszien jedoch ihre stabile und geschmeidige Struktur; sie verhärten und verkleben, und die betroffene Stelle beginnt lokal zu schmerzen.

„Durch regelmäßiges Training lassen sich Verklebungen einfach lösen“, erklärt unser Experte. „Hierfür gibt es spezielle Rollen oder Bälle.“ Mit ihnen wird das Gewebe „ausgerollt“: Dies erhöht den Blutfluss im Bindegewebe, mehr Sauerstoff wird transportiert und die Geschmeidigkeit wieder hergestellt.

Nervöse Nerven

Wohl jeder hat es schon einmal erlebt: eine falsche Bewegung und plötzlich – aua! Verkehrtes Sitzen, falsches Heben oder längere Fehlbelastung klemmt Nerven aufgrund von Druck ein. Es entwickeln sich unmittelbare starke oder langsam wachsende Schmerzen, in deren Folge unsere Muskulatur verspannt. Und da der Körper überall von Nervenbahnen durchzogen ist, kann es nahezu an jeder Stelle zu einer solchen „Klemme“ kommen. Ein Besuch in der Arztpraxis sei dennoch selten nötig, erklärt Dr. Sabarini: „In den meisten Fällen sollten die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen von allein vergehen. Mit vorsichtigen Bewegungen und Muskellockerungen lässt sich Entspannung erzielen.“

Mitleidende Muskeln

In unserem Körper gibt es mehr als 600 Muskeln, die uns Bewegungsabläufe wie das Gehen oder Greifen ermöglichen. Probleme treten auf, wenn sich Muskeln verkrampfen und immer weiter verkürzen, beispielsweise aufgrund von Schonhaltungen, Überlastung durch schwere körperliche Arbeit oder Bewegungsmangel. Schmerzen, knotige Verhärtungen und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind die Konsequenzen. Linderung verschaffen lokale Schmerzmittel wie Gel und Salbe, etwa mit Beinwellwurzel oder Arnika. Hitze – in Form von Kirschkernkissen, Wärmepflastern oder einem Besuch in der Sauna – hat ebenfalls heilsame Effekte: Die Durchblutung wird angeregt und der Stoffwechsel gesteigert. Eine entspannende Massage löst durch die Kombination aus Druck und Wärme punktuelle Verhärtungen gezielt.

Wichtig: „Treten Schmerzen im Bewegungsapparat über einen längeren Zeitraum oder immer wieder auf, ist ein Besuch bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt empfehlenswert, um andere Erkrankungen auszuschließen“, rät der Neurochirurg.

Stress-Schmerz stoppen

Vor Angst wie erstarrt, gespannt wie ein Flitzebogen: Solche Redensarten verraten bereits, wie sich psychische Belastung auf unseren Körper auswirkt. Bei Furcht, Kummer und Stress spannen sich nachweislich unsere Muskeln an, der Muskeltonus steigt. Auf Dauer verkrampft die Muskulatur, massive Schmerzen drohen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie Stressfaktoren möglichst reduzieren. In herausfordernden Zeiten bieten Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation Unterstützung – auch gern bei gutem Wetter draußen, etwa im Park oder auf dem heimischen Balkon. Dreht sich das Gedankenkarussell dennoch pausenlos weiter, kann ein Apotheken-Präparat mit Heilpflanzen wie Baldrian, Lavendel, Hopfen oder Passionsblume zu innerer Ruhe verhelfen.

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NuG Cover 8/24
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.