Keine Frau ist Barbie
Zu klein, zu dick, zu blass, zu kurze Beine, zu breite Hüften, zu wenig Busen oder zu viel: Vor allem weibliche Menschen kommen kaum ohne das kritische „zu“ bei der Beschreibung des eigenen Körpers aus. Schluss damit!
Überlange Beine, winzige Füße und nicht lebensfähig, weil im Bauchraum nicht genug Platz für alle Organe wäre: So, ermittelten Wissenschaftler, hätte Barbie jahrzehntelang als Mensch ausgesehen. Seit einiger Zeit setzt der Hersteller der Puppe auf mehr Diversität. Es gibt Modelle mit der Weißfleckenkrankheit Vitiligo, Barbies of Colour, im Rollstuhl und mit Trisomie 21. Doch das Bild der klassischen Barbie als Schönheitsideal steckt noch immer in vielen unserer Köpfe – neben retuschierten Hollywoodstars und gefilterten oder gar KI-basierten Social-Media-Influencern. Kennen Sie das Gefühl von Frust, das dann beim Blick in den Spiegel rasch auftaucht?
Die Bubble ist beeinflussbar
Damit sind Sie nicht allein: Nur zwei Prozent der Frauen in Deutschland finden sich schön, besagt eine internationale Studie. Einer weiteren Untersuchung zufolge verbringen wir durchschnittlich vier Stunden pro Tag, also ein Sechstel unseres Lebens (!), mit Schönheitspflege. Besonders zwei Faktoren, so die Erhebung, beeinflussen diese Zeit: Je mehr soziale Medien wir nutzen, desto mehr Bedeutung messen wir unserem Äußeren zu. Und: Je „traditioneller“, also patriarchalisch geprägter, die Rollenverteilung, umso optikfixierter sind wir. Die sogenannte „Body-Positivity“-Bewegung (kurz BoPo) hat zum Ziel, falschen Beauty-Idealen den Garaus zu machen – indem sie die Akzeptanz für verschiedene Körperformen verbessern will. Ein wichtiges Mittel dazu: Sichtbarkeit in sozialen Medien. Denn die Wahrnehmung körperpositiver Inhalte auf Kanälen wie Instagram und Co., das zeigten Experimente der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), erweiterte nicht nur die Vorstellung von Schönheit bei den Probanden, sondern führte auch zu größerem Wohlbefinden im und mit dem eigenen Körper. Eine Methode, die wir für uns selbst nutzen können: Rufen wir auf Social-Media-Plattformen Beiträge mit Hashtags wie #bodypositive oder #bodylove auf, verändern wir unsere „Bubble“. Wir bekommen mehr entsprechende Inhalte angezeigt und öffnen so Schritt für Schritt unsere Beauty-Vorstellung.
Wertschätzen, was der Körper kann
Den eigenen Leib mit all seinen Schönheitsfehlern zu lieben, wie er ist, stellt ein sinnvolles Bestreben dar – aber wohl jeder kennt Tage, an denen dieses Ziel in weiter Ferne liegt. Damit sich die Selbstliebe nicht zu einem weiteren Ideal entwickelt, dem wir frustriert hinterherhecheln, empfehlen viele Experten „Body Neutrality“. Die Botschaft der Initiative: den Fokus vom äußeren Erscheinungsbild wegzulenken, unser Selbstwertgefühl nicht vom Aussehen abhängig zu machen – sondern unseren Körper ob seiner Fähigkeiten wertzuschätzen. In erster Linie also, dass er uns Leben ermöglicht! Dass wir nicht alles an unserer Optik toll finden, geht demnach völlig okay. Eine große Höckernase bleibt bei aller Selbstakzeptanz eine große Höckernase. Entscheidend ist, dass sie allein nicht unsere Attraktivität ausmacht, sondern uns atmen, sprechen, Düfte schnuppern und Geschmäcker erfassen lässt. Das Wohlbefinden und nicht den Look in den Fokus zu stellen, lässt sich üben: Probieren wir etwa eine neue Klamotte im Laden an, sollte nicht – zumindest nicht nur – im Vordergrund stehen, ob sie uns optisch schmeichelt, sondern vor allem, ob wir uns gut darin fühlen. Der Hintern wirkt knackig, aber der Stoff der Hose ist zum Gruseln? Dann kaufen wir sie nicht!
Selbstfürsorge statt Selbstkritik
Auch wie wir mit anderen kommunizieren, prägt unser Schönheitsverständnis. Wer sich selbst auf den Prüfstand stellt, wird schnell merken, wie oft wir die Erscheinung unserer Mitmenschen kommentieren. Häufig ist das sogar nett gemeint: „Wow, du hast ja toll abgenommen!“ oder „Du siehst ja heute super aus!“ – doch solche Komplimente kommen nicht automatisch gut an. Schließlich kann eine Gewichtsabnahme auch krankheitsbedingt sein, und ein „heute siehst du gut aus“ deutet darauf hin, dass wir die Person ansonsten weniger hübsch finden. Wir möchten das Aussehen thematisieren? Dann sind Formulierungen wie „du strahlst“ oder „du siehst glücklich aus“ eine Alternative.
Mit uns selbst können wir auch vielfach liebevoller umgehen. Aus dem Spiegel schaut uns ein blasses Gesicht entgegen? Statt eines „sehe ich wieder käsig aus“ stellen wir fest: „Ich wirke angestrengt/kränklich. Deshalb gönne ich mir heute eine Extraportion Selbstfürsorge und/oder pushe mein Immunsystem.“ Natürlich lässt sich die Wahrnehmung unseres Körpers nicht von jetzt auf gleich verändern. Aber mit der richtigen Einstellung jeden Tag ein bisschen mehr. Dabei helfen gewisse Mantras (Body-Bekenntnisse, siehe unten), die wir uns künftig immer dann sagen, wenn wir wieder an uns herumkritteln. Und statt Barbie, den Stars und Sternchen dieser Welt und anderen vermeintlichen Beauty-Vorbildern nachzueifern, sollten wir folgendes Zitat beherzigen:
„Sei du selbst – alle anderen gibt es schon.“
Oscar Wilde (irischer Autor, 1854–1900)
Body-Bekenntnisse für jeden Tag
- Ich danke meinem Körper, dass er mich fit und gesund durch den Tag bringt!
- Mein Aussehen definiert nicht meinen Wert!
- Ich danke meinem Bauch, dass er mir ermöglicht(e), neues Leben zur Welt zu bringen!
- Kleidung sollte zu mir passen, nicht ich in die Kleidung!
- Meine starken Beine tragen mich überall hin, wo ich sein möchte!
Diese Liste ist unendlich lang; welche Mantras fallen Ihnen ein? Nutzen Sie gern die Kommentarfunktion.
Eine gute psychische Widerstandskraft wird auch „Resilienz“ genannt. Zu diesem Thema finden Sie hier im Blog viele weitere Artikel. Und selbstverständlich haben auch wir ein offenes Ohr für Ihre Fragen und beraten Sie gern.