In fremden Betten

Wer kennt es nicht: Endlich im Urlaubsquartier angekommen, will sich trotz Müdigkeit nach einem langen Tag einfach kein erholsamer Schlummer einstellen. Woran liegt das – und was kann helfen?

Den sogenannten „First Night Effect“, zu Deutsch Erste-Nacht-Effekt, haben viele von uns schon erlebt. Dass wir uns im Hotel, in der Ferienwohnung oder auf dem Sofa bei Freunden schlaflos von links nach rechts drehen, ist nämlich alles andere als eine Seltenheit. Einen möglichen Übeltäter dafür hat die Wissenschaft bereits ausgemacht: unsere linke Gehirnhälfte. Wie Untersuchungen von Probanden im Schlaflabor zeigten, schläft sie weniger tief als die rechte; sie fungiert als eine Art Nachtwache, die auf Reize wie Geräusche und Licht sehr sensibel reagiert. Ähnlich wie im Tierreich bewahrte uns diese Funktion früher, als wir noch in Höhlen schliefen und stets auf der Hut sein mussten, vor lauernden Gefahren. Zugegebenermaßen sind die Bedrohungen in Ferienunterkünften heute zum Glück überschaubar – aber unser Organismus scheint eben weiterhin auf Nummer sicher gehen zu wollen…

Trickreich ins Traumreich

Forschungen zufolge leidet unter dem Effekt unsere Schlafeffizienz erheblich. Gemeint ist das Verhältnis zwischen im Bett verbrachter Zeit und tatsächlicher Schlummerdauer. So erwachen wir etwa während unserer ersten Nacht im fremden Bett deutlich häufiger als daheim unter unserer gewohnten Decke. Auch die Schlaflatenz, also die Zeit, die wir zum Einnicken benötigen, verlängert sich, während sich die traumintensive REM-Phase verkürzt. Das Ergebnis unseres in der Steinzeit sicher nützlichen, aber heute doch eher überflüssigen Schutzmechanismus: Statt erholt in den Tag zu starten, fühlen wir uns am Morgen groggy und zerschlagen. Da tröstet es auch wenig, dass sich das Schlafverhalten in den Folgenächten meist Stück für Stück normalisiert.

Zum Glück gibt es einige Tricks, um die Nachtruhe zu optimieren. Das beginnt schon bei der Betten-Buchung: Reservieren Sie im Hotel ein Zimmer in einem oberen Stockwerk, denn dort verlaufen die Nächte erfahrungsgemäß ruhiger als im unteren Bereich. Ist ein Aufzug vorhanden, achten Sie darauf, dass Ihr Bett möglichst weit entfernt steht, auch wenn dies in puncto Gepäck ein wenig unbequemer ist: Lifte stellen eine stetige Lärmquelle dar. Die Küche der Unterkunft sollte sich zudem möglichst nicht unter Ihrem Fenster befinden, um hochziehende Geräusche und Gerüche zu vermeiden.

Ruhe-Rituale auf Reisen

Neigen Sie ohnehin zu einem leichten Schlummer oder Schlafstörungen, kann es sich auch lohnen, Matratzenqualitäten und -materialien zu vergleichen. Bei einem Wochenendtrip ist das eher nicht nötig, aber wenn Sie drei Wochen am Ferienort verbringen, handelt es sich um ein wichtiges Kriterium, das Sie nicht außer Acht lassen sollten.

Eigene Rituale, die Sie zu Hause vor dem Zubettgehen einhalten, sollten Sie auch im Urlaub praktizieren, also ein paar Seiten im Buch lesen, einen Podcast hören oder ein leichtes Rätsel lösen. Reisen Sie per Zug oder Auto, kann auch die Mitnahme des eigenen Kopfkissens hilfreich sein. Während bei Schlafproblemen daheim ein natürliches Arzneimittel mit Heilpflanzen wie Lavendel, Hopfen, Melisse und Passionsblume sinnvoll sein kann, sind diese als SOS-Maßnahmen ungeeignet, da sie eine kleine „Vorlaufzeit“ benötigen. Für den Akutfall besser und ebenfalls gut verträglich sind Apotheken-Präparate mit dem Schlafhormon Melatonin; sie versetzen uns einen sanften Schubs direkt in Morpheus’ Arme.

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