Hundeohren pflegen
Hören, Riechen, Sehen, Tasten und Schmecken, das sind die fünf Sinne, mit denen sich auch ein Hund in seiner Umwelt orientiert. Er setzt dabei immer nur einen dieser fünf gleichzeitig ein (also kein Sinnes-Multitasking). An erster Stelle steht dabei das Hören. Man schätzt dabei das Hörvermögen auf das etwa 400fache verglichen mit dem Menschen in vielen Frequenzbereichen, außerdem wesentlich höher bis in den Ultraschallbereich. Entsprechend wichtig sind für den Hund dann natürlich auch seine Ohren.
Ein gesundes Hundeohr erkennt man in der Ruhe an einer fleischig rosa Farbe, ohne dabei rötlich gereizt zu sein, Geruchslosigkeit (ggf. – jedoch nur leicht – süßlich in Richtung Honig), Sauberkeit sowie wenig Ohrschmalz, was sich von selbst in den äußeren Gehörgang bewegt.
Die Pflege und Reinigung obliegt dem Herrchen (bzw. Frauchen). Ein gesundes Ohr reinigt sich zu großen Teilen selbständig, aber man sollte regelmäßig nachschauen, etwa einmal die Woche und im akuten Fall natürlich öfter. Die regelmäßige Kontrolle fördert die Verbundenheit und zeigt dem Hund zudem, dass Herrchen an seinem Ohr nichts Böses will. Wenn dann doch eine Behandlung notwendig wird, dürfte diese ob der Vertrauensbasis leichter durchzuführen sein. Hunde mit Schlappohren und viel Fell an der Ohrinnenseite bzw. der gegenüberliegenden Stelle am Kopf brauchen übrigens zumeist mehr Hilfe bei der Reinigung als die mit Stehohren und wenig Fell.
Ein Hundeohr ist allerdings etwas anders gebaut als das Pendant bei uns Menschen: Der Gehörgang ist verhältnismäßig lang und gekrümmt, eine Tiefenreinigung ist ein Problem (dafür gibt es spezielle Ohrreinigungsflüssigkeiten). Benutzen Sie keine Wattestäbchen, denn Sie könnten bei zu tiefem Bohren das Trommelfell verletzen. Zumeist entfernen die Stäbchen das Ohrschmalz kaum sondern pfropfen es eher in die Tiefen des Ohres vors Trommelfell. Das ist dann so, als würden Sie sich einen Gehörschutz-Pfropfen ins Ohr stecken. Das gleiche Problem besteht übrigens auch beim Menschen, also auch hier die Stäbchen NICHT im Gehörgang benutzen!
Wie sie das Hundeohr richtig kontrollieren, pflegen und säubern, sagt und zeigt Ihnen Ihr Tierarzt oder Tierheilpraktiker. Insbesondere wenn Sie Ihren ersten Hund bekommen und noch keinerlei Erfahrung haben, sollten sie auf professionelle Beratung zurückgreifen, die sie sich bei den Routineterminen abholen können.
Kratzt der Hund vermehrt an einem oder beiden Ohren, bzw. reibt diese an Gegenständen oder dem Teppich, liegt eine Entzündung des äußeren Gehörganges auf der Hand. Hält er dabei den Kopf schief ist es wohl einseitig. Einseitige Ohrenentzündungen haben auch häufig etwas mit einer Fehlernährung zu tun. Als Richtlinie für eine gute Hundeernährung können Sie sich auch in unseren zugehörigen Artikeln (zu finden unter dem Schlagwort „Futter“) weiter informieren.
Schon bei leichten Fällen von Entzündungen findet sich im Ohr viel braunes, übelriechendes Ohrschmalz. Bei einseitigen Erkrankungen, sollten Sie für jedes Ohr separate Reinigungsutensilien verwenden! Auch leichte Beschwerden sind bereits schmerzhaft, vor allem bei der Reinigung. Durch zurückhaltendes Einfetten des z.B. Kosmetikpads mit Kokosöl können sie dem Vorbeugen, zugleich den Reinigungseffekt erhöhen und antientzündlich sowie keimhemmend unterstützen.
In schweren Fällen stellt sich viel, oft auch eitriger Auslauf ein.
Bei jeder Entzündung sollte bedacht werden, dass sich dahinter Stoffwechselstörungen verbergen könnten. Das kann passieren, wenn die eigentlichen Entgiftungsorgane überlastet sind. Bei rechts einseitigen Entzündungen muss an Darm- und Leberstörungen (häufig ernährungsbedingt, s.o.) gedacht werden, bei links einseitigen an hormonelle Dysfunktionen (z.B. Hoden, Schilddrüse) oder Fehlfunktionen der Eierstöcke.
Manchmal sind aber auch Warzen oder aber Fremdkörper im Ohr (z.B. Grannen der Mäusegerste, Spelzen) der Grund für eine Entzündung.
Sind die oben genannten Symptome vorhanden, aber dabei ist keine Rötung, Schwellung oder gar ein Ausfluss zu sehen, so haben wir es vermutlich mit einer Entzündung des inneren Ohres zu tun.
Weitere oft auftretende Ohrerkrankungen sind:
- Ohrrandnekrose (Ohrrandekzem), eine teilweise blutige, ausfransende Veränderung der Ohrränder mit weißlichen Ablagerungen und Schuppen, Tritt besonders bei Teckeln oft auf.
- Ohrenmilben (Otodectes cynotis): Die Milben führen zur Bildung dicker, brauner Krusten in den Ohren. Sie beschränken sich zumeist auf den äußeren Gehörgang, manchmal finden sie sich jedoch auch auf Hals, Kruppe und Schwanz. Hochansteckend, besonders bei Jungtieren stark verbreitet.
- Lederohr, dabei sind zuerst die Ohrspitzen, später das ganze Ohr haarlos
- Bei einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse, diese liegt unterhalb des Ohres, wölbt sich die geschwollene Drüse kloßartig hervor.
Für alle Therapien gilt: Seien Sie behutsam, da fast alle Erkrankungen für Ihren Hund sehr schmerzhaft sind und er deutlich berührungsempfindlich sein wird. Benutzen Sie wie gesagt keine Wattestäbchen! Nutzen Sie nur Reinigungsmittel oder gar Medikamente, die Ihnen Ihr Tierarzt angeraten hat.
Zur regelmäßigen Pflege sowie als erster Versuch, das Problem in den Griff zu bekommen, hat sich die Kombination eines weichen Kosmetikpads mit einer Tränkung aus einer etwa erbsengroßen Menge Kokosöl mit 2-5 Tropfen Gamma Rizol bewährt. Hiermit je nach Schwere der Symptome täglich bis 2x pro Woche am besten während der Abendessenruhe das Ohr behutsam reinigen.
Bei durch bakterielle Fehlbesiedlung juckenden und geröteten Ohren empfiehlt sich eine Behandlung mit Propolis Salbe (Hanosan), 1-2x täglich bis zur Besserung. Gute Erfahrungen haben wir mit den (auch bei uns erhältlichen) Produkten der Firma cdVet gemacht: cdVet Ohrenpflege mild reinigt tiefgründig das gesamte Ohr. Die enthaltenden Öle pflegen und haben einen wohltuenden Effekt, das gesamte Ohr wird gründlich und nachhaltig vom Schmutz befreit. Bei einem Befall mit Ohrmilben wehrt cdVet MilbenEx Ohrreiniger die Lästlinge ab und pflegt den oftmals gereizten und empfindlichen Gehörgang.
Homöopathische Behandlungsmöglichkeiten
Für nahezu alle Probleme gibt es auch homöopathische Behandlungsmöglichkeiten. Diese bis ins Detail aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, da je Konsistenz und Farbe des Ohrschmalzes andere Produkte zum Einsatz gewählt werden müssen. Dennoch nennen wir im Folgenden zur groben Orientierung ein paar Ansätze.
PS: Dem homöopathisch orientierten Hundehalter empfehlen wir zur Lektüre das Buch von Hans Günter Wolff: Unsere Hunde – gesund durch Homöopathie, Heilfibel eines Tierarztes. Fragen Sie auch Ihren Tiertherapeuten, Tierarzt oder gern auch uns zur Auswahl passender Homöopathika.
Bei einer (Leichten) Entzündung des äußeren Gehörganges bringt die Anwendung von Calendula-Tinktur oder Salbe Linderung und Verbesserung, unverdünnt 1-mal täglich aus der Tropfflasche bzw. dünn aufgetragen. Bei tiefliegendem Ohrenschmalz zusätzlich mithilfe einer Einmalspritze in die Ohrmuschel langsam einspritzen und nach 1-2 min den Hund ausschütteln lassen. Innerlich dazu Calendula D3, 2- bis 3-mal täglich 5–10 Tropfen. Wenn das Ohr rötlich gereizt ist kann man zu der Calendula Tinktur noch eine konzentrierte Abkochung von Kamille beigeben (2 TL Kamille auf 50ml kochendes Wasser, abgedeckt 20 min ziehen lassen und nach dem Abkühlen dazu).
Ein beidseitiger Ausfluss mit faulig stinkendem Eiter, gelb, ggf. mit Blut durchzogen, Verschlimmerung nachts in der Wärme, spricht häufig gut auf Mercurius sublimatus corrosivus D6, 4-mal am Tage an.
Generell gilt hier, dass der der spezifische Geruch einer Ohrenentzündung entscheidend ist für die Auswahl des Mittels:
- Riecht der Ausfluss intensiv nach Käse, so benötigt er zur Heilung Hepar sulfuris D6 (scharf D12) (danach evtl. Silicea D6).
- Bei Geruch nach Heringslake ggf. Acidum nitricum D6 oder Chamomilla D6.
- Ein wund machender Ausfluss spricht gut auf Sulfur D6 an.
- Sehr nach süßem Honig riechendes Ohr sollte einmal mit Pulsatilla C30 versucht werden, zu korrigieren.
- Riecht der Ausfluss wie gekochtes Fleisch oder Suppe kann man Psorinum D30 versuchen.
- Eine akute Rötung des Innenohres benötigt Belladonna D6, gefolgt von Chamomilla D6 in der Besserung.
- Eine chronische Rötung verlangt Sulfur D6, bis Besserung eintritt, dann Silicea oder Chamomilla je nach Bild.
- Ein Ekzem der inneren Ohrmuschel spricht auf Sulfur D12 und Graphites D12 (in D4 bei chron. Verdickung) an, 4-mal täglich im Wechsel, jedes Mittel also 2-mal.
- Petroleum D8 wird nimmt man bei überschüssigem Ohrenschmalz und dennoch trocken erscheinder Haut mit Verdickungen oder Rissen. Diese Symptomatik tritt häufig in der Winterzeit auf und wird mit eintretendem Frühjahr sowie Wärme besser.
Selbstverständlich können Sie neben Ihrem Tierarzt bzw. Tiertherapeuten auch uns ansprechen, wir beraten Sie gern. Auch bei der Auswahl passender homöopathischer oder orthomolekular individuell abgestimmter Alternativen.
Hans Peter
7. April 2017 @ 13:52
Man sollte versuchen den Hund schon als Welpe an das Ohrenreinigen zu gewöhnen. Fast alle Hunde haben eine Abneigung dagegen. Man sollte auch nichts überstürtzen und langsam an die Sache rangehen. In den ersten Tagen nur das Hundeohr anschauen, damit der Hund sich daran gewöhnt. Anschließend immer ein tolles Leckerlie. Das schafft eine positive Verknüpfung. Der nächste Schritt ist das Ohr auszuwischen. Erst wenn das alles klappt und kein Problem mehr darstellt, kann man bei bedarf spezielle Ohrreinigungsmittel verwenden.
Zum auswischen der Ohren nehme ich auch wie in diesem Artikel empfohlen gutes Kokosöl empfehlen. Kokosöl wirkt antibakteriell und antifungal und wirken daher ausgezeichnet gegen Bakterien und Pilze. Von Gamma Rizol hatte ich bisher nichts gehört werde aber eurer Empfehlung folgen und es probieren.
Ansonsten finde ich den Artikel sehr gut geschrieben und war auch für mich hilfreich. Ich habe auf meinem Blog das Thema auch behandelt.