Holunder – Holda, die Heilfee

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

„Vor dem Holunder zieh den Hut herunter.“ So viel Respekt vor seiner Heilkraft steckt bereits in dieser alten Redewendung.

Update:
Der Schwarze Holunder wurde zur „Heilpflanze des Jahres 2024“ erklärt.
Und als Sidefact: Blutwurz ist die Arzneipflanze des Jahres 2024.

Holunder galt früher als ein heiliger Strauch. Man erzählte sich, die Göttin Holda, auch als Frau Holle bekannt, habe ihn mit sagenhaften Heilkräften ausgestattet. „Holda“ bedeutet nach altem Sprachgebrauch „heilen“. In der Antike verwendete man Holunder als Universal-Medizin. Heute schätzen wir ihn besonders für seine Wirkung bei Erkältungskrankheiten.

Wir haben die Kräuterexpertin, Fau Dagmar Tischer von Wildkräuterkunde.de gebeten, einige Fakten für den Einsatz Zuhause zusammenzutragen: Vorweg eine Warnung: Verwendbar sind weder Knospen noch Blättchen, denn sie enthalten, wie alle Teile des Holunders, außer den Blüten, das giftige Sambunigrin. Eine Verwendung von Knospen, Rinde, Blättern und Wurzeln ist also nicht empfehlenswert. Es könnte doch einige Bauchgrimmen und ein ordentlicher Durchfall hervorgerufen werden.
Je nach Witterung erscheinen bereits ab Ende April die weißen Blüten, die im Phänologischen Kalender den Frühsommerbeginn markieren.
Viele Leckereien können wir daraus herstellen, wie die bekannten Holunderküchle, in einem Eierkuchenteig ausgebackene Blütenstände. Essig lässt sich damit aromatisieren oder ein Sauerhonig herstellen. Auch Holunderblütensirup, -sekt oder Blütengelee bereichern unseren Speiseplan. In der Hausapotheke helfen die Blüten mit den darin enthaltenen Schleimstoffen, Gerbstoffen, Flavonoiden, Rutin und ätherischen Öle schon vorbeugend, indem sie die Abwehrkräfte stärken können. Sie unterstützen aber auch bei Fieber und Infekten, vor allem als schweißtreibendes, fiebersenkendes Mittel und gehören somit in den Erkältungstee. Der sekretolytische Effek, der den Sekretauswurf verbessert, ist nachgewiesen. Festsitzender Schleim bei Bronchitis oder Nebenhöhlenentzündungen wird gelockert. Die Blüten sind als traditionelles Heilmittel sogar von der Europäischen Arzneimittelagentur anerkannt. Als Teedroge kann man die Blüten unter der Bezeichnung Sambucus nigra flos in der Apotheke oder dem gut sortierten Kräuterfachhandel beziehen. Beim Sammeln bitte beachten, dass es an den gleichen Standorten auch eine Verwechslungspflanze gibt, die giftig ist: Der Attich (Sambucus ebulus L.), auch Zwergholunder oder Stink-Holunder genannt. Also bitte nur Blüten oder Früchte ernten, wenn man sich zu 100% sicher ist.
Typische Unterscheidungsmerkmale sind das „Holz“. Während Stamm und ältere Zweige vom Schwarzen Holunder deutlich verholzen, bildet der Attich, als krautige Pflanze, weder verholzte Zweige noch einen Stamm. Die bei beiden in Doldenrispen Blütenständen stehenden, weißen Blüten kann man an den Staubgefäßen gut unterscheiden. Die des Schwarzen Holunders sind gelb, die des Attich rötlich bis bräunlich, jung manchmal auch dunkel rosa. Die gefiederten Blätter bestehen beim Holunder aus meist 5 Blättern, während sie sich beim Attich aus mindestens 7 – 11 einzelnen, etwas schmaleren Blättern zusammensetzen. Insgesamt bleibt der Attich mit ca 1,50 m deutlich kleiner als der bis zu 8 m hohe Schwarze Holunder.

Vieles gäbe es noch zu berichten über die positiven Eigenschaften und Bedeutungen dieses wundervollen Baumes, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für viele Insekten, Vögel und andere Tiere. Über 60 heimische Vogelarten und mehrere Dutzende Insekten, darunter viele heimische Wildbienen, leben vom Holunder.

Die weitere Ausführungen kommen von Stefanie Happ.

Starker Schutz

Über den Holunder freuen wir uns ganz besonders zwei Mal im Jahr. Jetzt im Frühling, wenn die gelblich-weißen Blütendolden sich zur Sonne strecken, und im Spätsommer, wenn die vielen rot-schwarzen Beeren sich Richtung Boden neigen. In beiden Fällen haben sie eine abwehrstärkende und innerlich reinigende Wirkung. Sie sind wassertreibend und können so vor Blaseninfektionen schützen. Weil Holunderbeeren und -blüten die Nieren spülen, können sie helfen, Schadstoffe aus dem Körper zu transportieren. Das ist wichtig für ein reines Hautbild, eine intakte Verdauung und stabile Knochen.

Weiße Blüten

Ein Tee aus weißen Holunderblüten wirkt fiebersenkend bei einem grippalen Infekt, lindert trockenen Husten und befreit die verstopfte Nase. Die gute Heilkraft liegt am hohen Anteil an Flavonoiden. Das sind Pflanzenstoffe, die die körpereigene Widerstandskraft gegenüber Schnupfenviren erhöhen können. Der schweißtreibende Effekt hilft, die Erreger schnell loszuwerden. Holunderblütentee am besten dann trinken, wenn eine Erkältung im Anflug ist und die Nase zu kribbeln beginnt.

Tiefrote Beeren

Noch gehaltvoller als die weißen Blüten sind die tiefroten Beeren. Während des Sommers haben sie reichlich Anthocyane gebildet. Gemeint sind Pflanzenfarbstoffe, die den Früchten ihre dunkle Farbe verleihen. Anthocyane haben eine besonders starke Wirkung: Sie sind entzündungshemmend und helfen dem Körper, Viren abzuwehren. Der sogenannte „Fiebersaft“ aus den Holunderbeeren hat einen hohen Vitamin-C-Gehalt und gilt als immunstabilisierendes Elixier. Die vielen B-Vitamine halten den Stoffwechsel in Schwung. Holunderbeeren sind in rohem Zustand leicht giftig. Sie müssen erhitzt (nicht gekocht) werden, dann entfalten sie ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften. Den Ur-Presssaft gibt es in der Apotheke.

Tee, Urtinktur, Saft oder Sirup: Holunder gibt es in vielen Darreichungsformen in Ihrer Apotheke! Fragen Sie uns, wir beraten Sie gern.

Cover n&g 05/20
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.