Herzinfarkt – Informationen, Symptome erkennen und handeln, Prophylaxe

Unser Herz ist der Motor unseres Körpers. Unromantisch gesprochen, ist es ein muskuläres Hohlorgan, das wie eine Verdrängungspumpe Blut über die Venen ansaugt und durch die Aorta ausstößt. Der entstehende Blutkreislauf versorgt alle Bereiche des Körpers. Das Herz leistet unglaubliches und muss selbst natürlich auch versorgt werden. Hört das Herz auf zu schlagen, stoppt der Blutkreislauf und einfach jeder Teil des Körpers wird nicht mehr versorgt und stirbt. Aus medizinischer Sicht kümmert sich übrigens der Kardiologe um Struktur, Funktion und Erkrankungen des Herzens.

Ein Herzinfarkt (man spricht auch von einem Myokardinfarkt) bezeichnet das Absterben von Herzmuskelzellen infolge einer Minderdurchblutung. In Deutschland kommt es etwa alle zwei Minuten zu einem Herzinfarkt und etwa 55000 Menschen sind 2012 daran verstorben.

 

Was passiert?

Hauptursache sind (arteriosklerotische) Veränderungen durch Ablagerungen (Plaques) von Stoffwechselprodukten (z.B. Cholesterin oder Fettsäuren), Thromben, Bindegewebe und in geringeren Mengen auch Kalk in (!) den Gefäßwänden der beiden Arterien (den sog. Koronararterien), die das Herz kranzförmig umgeben und den Herzmuskel mit frischem Blut versorgen. Die Folge der Veränderung wird als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Die Ablagerungen verringern nach und nach den Durchmesser der Arterie und es kann vermehrt zu Durchblutungsstörungen (Ischämie) kommen.

Die Ablagerungen können wiederum Entzündungen auslösen, die den Umbau der Arterie verhärten und somit die Leistungsfähigkeit/Funktion weiter einschränken.

Auf der anderen Seite (im Fall eines akuten Koronarsyndroms, s.u.) können die Ablagerungen aufreißen und die Gefäßinnenwand verletzen, wobei Blutgerinnsel entstehen können, welche dann in der Verengung hängenbleiben und die Arterie gänzlich verstopfen können.

 

Wie macht sich das bemerkbar?

Ein typisches Symptom für die Minderdurchblutung ist ein anfallartiger Schmerz in der Brust (der Mediziner spricht von Angina pectoris), ein beengendes Gefühl im Brustkorb. Unterschieden wird noch die stabile und instabile Form einer Angina pectoris. Bei einer stabilen Form treten die Beschwerden immer wieder bei den gleichen Belastungen auf und sind zumeist vom Betroffenen gut einschätzbar. Es können dabei noch Schweregrade gemäß Einteilung der Canadian Vascular Society (CCS) unterschieden werden. Milderung der Symptome kann durch Ruhe sowie gefäßerweiternde Medikamente erzielt werden. Die Gefahr bei Frauen: bei ihnen bleibt oftmals dieser typische Schmerz aus.

Problematischer ist die instabile Form, die zusammen mit akutem Herzinfarkt und plötzlichem Herztod auch unter dem Begriff „Akutes Koronarsyndrom“ (ACS) zusammengefasst wird. Und wie macht sich die bemerkbar?

Wenn die Schmerzen viel intensiver und länger anhaltend sind und sogar noch auf Rücken, Hals, linken Arm und Oberbauch ausstrahlen, ist der Verdacht auf einen Herzinfarkt naheliegend.

Zusätzliche Symptome sind Atemnot, innere Unruhe, massive Angstgefühle sowie weiterhin kalter Schweiß, bleiches Gesicht und Übelkeit/Erbrechen. Linderung verschafft sich der Betroffene eher durch Bewegung als durch Ruhe.

Teten bei einer Frau in ungewohnter Heftigkeit Infarktschmerzen auf, sollte dies als Warnzeichen angesehen werden.

Stummer Infarkt
In etwa 20% aller Fälle bemerken die Betroffenen die zumeist sehr heftigen Schmerzen nicht. Oftmals sind es alte Menschen, Diabetiker oder Alkoholiker. Auch ein EKG liefert bei diesen Patienten oftmals keine eindeutigen Ergebnisse und die weniger auffälligen Symptome (Atemnot, Angst, Schwächegefühl) werden nicht unbedingt einem Herzinfarkt zugeschrieben.

Sofort handeln – jede Minute kann über Leben und Tod entscheiden

Gute Chancen hat, wer innerhalb der ersten halben Stunde, mindestens aber innerhalb der ersten drei Stunden entsprechend behandelt wird. Im weiteren Verlauf zeigen Therapien immer schlechtere Ergebnisse und bringen immer mehr Folgeschäden mit sich. Beim geringsten Verdacht und wenn die beschriebenen Schmerzen länger als fünf Minute andauern, sollte lieber der Notarzt gerufen werden (Notruf 112).

Informieren Sie gegebenenfalls auch Ihnen nahestehende Personen über Sofortmaßnahmen und wie sie sich zu verhalten haben, es kann Ihnen Ihr Leben retten. Zeigen Sie denen, wo Sie Medikamente aufbewahren oder mit sich führen (z.B. Nitrokapseln oder -spray), wo (falls vorhanden) ein Defibrillator steht und wie er funktioniert, ermutigen Sie sie, einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen und reden Sie über das Thema – nicht nur zur Information sondern auch, um potentiellen Helfern die Angst zu nehmen.

 

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Herzinfarkt

  • Notrufnummer 112 anrufen und den Verdacht auf einen Herzinfarkt melden
  • Beruhigend auf den Patienten einwirken
  • Den Oberkörper des Patienten etwas erhöht lagern
  • Für frische Luft sorgen, Patient soll aber nicht frieren
  • Einengende Kleidung ggf. lösen
  • Falls vorhanden, ggf. Nitrospray oder -kapseln verabreichen
  • Bewusstlose in die stabile Seitenlage bringen
  • Bei Herzstillstand eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen oder, falls vorhanden, einen Defibrillator benutzen.

Risikofaktoren / familiäre Belastung
Ein höheres Risikopotential haben besonders Diabetiker. Aber auch Übergewicht sowie Alkohol, Rauchen und dauerhafter Stress sind Wegbereiter. Bei Herzinfarkten in der Familie (Verwandtschaft ersten bis zweiten Grades) ist das Infarktrisiko bis zum fünffachen erhöht. Gehören Sie zu diesen „Risikogruppen“, dann sollten Sie regelmäßig einen Check beim Kardiologen erwägen und auch die Hinweise zur Prophylaxe (s.u.) beachten.

 

Prophylaxe

Um einem (erneuten) Herzinfarkt vorzubeugen sind zwei Themen ganz wichtig: Sport und Ernährung.

Schon eine Viertel- bis halbe Stunde Sport am Tag kann die Lebenserwartung etwa drei Jahre verlängern. Entspannungssportarten (Autogenes Training, Yoga etc.) wirken über Stressreduktion indirekt positiv.

Bei der Ernährung ist eine mediterran orientierte Kost anzuraten. Essen sie mindestens zweimal pro Woche Fisch mit hohem Omega-3-Fettsäuregehalt, ersetzen Sie gehärtete Fette wie Butter durch z.B. Olivenöl/Hanföl, essen Sie viel Obst und Gemüse (ideal: fünf Portionen am Tag), trinken Sie viel (aber möglichst wenig bis keinen Alkohol), verzichten Sie größtenteils auf Fleisch (das reicht max. zweimal pro Woche) und würzen Sie mehr mit frischen Kräutern als mit Salz.

Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Prophylaxe ist der Rauch-Stopp. Das wird ein Raucher nicht gern hören, es ist aber essentiell notwendig. Fragen Sie ggf. Ihren Therapeuten nach einer Nikotinersatztherapie, auch um Wechselwirkungen auszuschließen.

Wechselwirkungen sind ein weiteres wichtiges Thema, selbst bei scheinbar bewährten, natürlichen Mitteln und teilweise auch bei Phytopharmaka. Fragen Sie vor der Einnahme von Medikamenten und auch Nahrungsergänzungen immer Ihren Kardiologen/Arzt. Insbesondere wenn Sie schon einen Herzinfarkt hinter sich haben und/oder gerinnungshemmende Medikamente oder welche zur Regulation von Fettstoffwechselstörungen einnehmen. Beispielhaft können Fischölkapseln erhöhte Blutfettwerte reduzieren, sie enthalten aber auch Cholesterin und dürfen daher nicht zusammen mit Antikoagulanzien (Gerinnungshemmer) eingenommen werden. Ähnliche Wechselwirkungen können auch bei Knoblauchextrakten auftreten.

Im Fall präventiver Herzunterstützung gibt es neben Knoblauch viele weitere erprobte Wirkstoffe/Mikronährstoffe wie z.B.

  • Weißdorn – Die Wirksamkeit wurde in vielen klinischen Studien belegt. Kann die Kontraktionskraft des Herzens steigern. Wirkt antiarrhythmisch, antioxidativ und gefäßerweiternd.
  • Magnesium – Kann die Muskelspannung herabsetzen und greift in die Reizweiterleitung am Herz ein.
  • Kalium – Beteiligt an der Erregbarkeit des Herzens. Ein Zuviel wie auch ein Zuwenig kann Herzrhythmusstörungen verursachen.
  • Campher und Mistel – Steigerung der Herz-/Kreislauffunktion, atemwegserweiternd.
  • Aminosäure L-Arginin – Körpereigen. Dient der diätetischen Behandlung von Bluthochdruck durch Förderung der Bildung von NO, also Stickstoffmonoxyd in den Arterien, die sich dadurch erweitern (quasi Freisetzung eines körpereigenen Nitro-Sprays), einer gestörten Gefäßfunktion und erhöhtem Homocysteinspiegel. Im Falle einer Supplementierung ggf. mit Folsäure und Antioxidantien kombinieren, um die Wirksamkeit zu verbessern. Sollte mit Selen sowie Glutathion wegen der ergänzenden Wirkung kombiniert werden, da der gefäßerweiternde Mechanismus hierdurch regeneriert wird über die Selen-katalysierte Glutathionperoxidase-Reaktion.
  • Coenzym Q10 – Verbessert die Herzmuskelleistung und senkt den NYHA-Schweregrad der Herzinsuffizienz und kann zudem u.a. den Blutdruck senken sowie Herzrhythmusstörungen vorbeugen.
  • Serrapeptase – Enzym aus den Darmbakterien der Seidenspinnerraupe Serratia, das in der Lage ist, Seidenfäden aufzulösen und darüber hinaus auch bestehende Ablagerungen im Gefäßsystem selbst im arteriellen System, ebenso Bromelain und Papain, diese wirken aber eher über Ihre antientzündliche Wirkung bzw. wie eine Art Plasmaexpander, indem sich die großen Moleküle zwischen die Blutzellen legen und so die Rheologie, also die Fließeigenschaften des Blutes und damit die Mikrozirkulation verbessern.
  • Carnitin wirkt sauerstoffsparend durch Einschleusung von Fettsäuren im Rahmen der Energiegewinnung durch beta-Oxidation in den Mitochondrien sowohl im Herz- als auch im Skelettmuskel, dadurch wird das Herz entlastet und mehr Fette werden aus Ablagerungen verbrannt. Sollte immer mit Vitamin B1, B6 und B12 für eine optimale Wirkung kombiniert werden.
  • Radikalfangende Wirkstoffe wie Lycopin, Astaxanthin, Carotinoide, alpha-Liponsäure, Vitamin C sowie Vitamin E schützen vor der Oxidation des Cholesterins in den Gefäßwänden und unterdrücken somit das Fortschreiten einer Arterienverkalkung.

Gern schauen wir uns Ihren Fall individuell an, geben vertiefende Informationen, beraten Sie über eventuelle Wechselwirkungen in Ihrem Medikamentenschrank und sprechen Empfehlungen z.B. für eine orthomolekulare Supplementierung aus…

Update Januar 2017:
Es gibt zur Enstehung von Schlaganfällen und Herzinfarkten eine neue Theorie! Lesen Sie mehr dazu hier im Blog: Herzinfarkt und Schlaganfälle – Sind Entzündungen schuld und nicht fettiges Essen? Forschungsupdate

 

Quellen:
„Wettlauf mit der Zeit“, PTAheute, Nr. 24 Dezember 2014, S. 42 ff.
„Angina pectoris“, ebenda, S. 36ff.
Eigene Ausführungen