Gut für Haut und Koralle – Sonnencreme
75% aller Korallenriffe weltweit sind von der Korallenbleiche bedroht. Übrig bleiben oft nur tote, weiße Kalkskelette. Ein Grund scheint die Wahl der Sonnencreme beim Schwimmen und Tauchen zu sein.
Viele Sonnencremes werben inzwischen damit, „korallenfreundlich“ zu sein. Was das für uns und für die Meeresbewohner bedeutet, erklärt Verena Munde.
Entscheidend für eine Sonnencreme sind ihre Lichtschutzfilter, die UVA- und UVB-Strahlen zuverlässig abwehren sollen. Einige davon stehen allerdings in Verdacht, unserer Gesundheit und der Umwelt zu schaden, insbesondere den ohnehin bedrohten Korallenriffen. Dabei geht es speziell um die chemischen Lichtschutzfilter Octinoxat, Oxybenzon und Octocrylen. Man vermutet, dass sie bei Menschen hormonaktiv wirken und bei Meeresbewohnern, etwa Korallen, das Erbgut verändern und ihr Wachstum behindern.
Gefahr für die bunten Riffe
Korallen sind winzigste Organismen, die in ihrem Stoffwechsel Kalk bilden und daraus diese faszinierenden, bunt schillernden Riffe bauen. Diese gehören zu den ältesten Ökosystemen der Welt und bieten Lebensraum für etwa ein Viertel aller Meerestiere. Rund drei Viertel der Korallenriffe sind jedoch bedroht, verlieren ihre Farbe, sterben ab und zurück bleibt ein totes Kalkgerüst. Experten sprechen von der sogenannten Korallenbleiche. Als verantwortlich gelten neben Klimaerwärmung und Meeresverschmutzung auch Chemikalien, zum Beispiel erbgutverändernde UV-Filter.
14.000 Tonnen Sonnencreme im Meer
Sonnenschutzprodukte, selbst die wasserfesten, lösen sich beim Baden von der Haut. So gelangen schätzungsweise pro Jahr weltweit 14.000 Tonnen Sonnencreme in die Meere und können die Riffe schädigen. Besonders betroffen sind die großen Korallengebiete im Pazifik und in der Karibik. Doch auch an der Ostsee wurden die UV-Filter Octinoxat und Oxybenzon bereits im strandnahen Wasser gefunden. Auf Hawaii sind daher seit 2021 beide Substanzen in Sonnencremes verboten. Produkte, die darauf verzichten, tragen das Siegel mit der Aufschrift „Gemäß dem Hawaii-Riff-Gesetz“. Der dritte verdächtige UV-Filter, Octocrylen, lässt sich ebenfalls im Wasser, in Korallen, Fischen und sogar bei Menschen nachweisen. So zeigt eine Studie der Ruhr-Universität Bochum, dass nach der Verwendung von octocrylenhaltiger Sonnencreme im Urin der Probanden noch Spuren des Filters erkennbar sind. Produkte ohne Octocrylen werden als „korallenfreundlich“ ausgewiesen.
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Ein Blick auf die INCI-Liste
Die Auswirkungen dieser UV-Filter sind bislang noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegt und werden weiter erforscht. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Produkte mit diesen UV-Filtern meiden und kann einen Blick auf die Inhaltsstoff-Tabelle, die INCI-Liste, werfen. Sie führt sämtliche Substanzen auf, allerdings unter ihren englischen oder lateinischen Bezeichnungen. Diese sind im Kleingedruckten nicht immer leicht ausfindig zu machen. Im Zweifelsfall fragen Sie in Ihrer Apotheke.
Mineralisch statt chemisch
Eine Alternative zu chemischen UV-Filtern sind die mineralischen Sonnencremes auf der Basis von Titanoxid oder Titandioxid. Sie legen sich wie kleine Spiegel auf die Haut und reflektieren das Sonnenlicht. Allerdings bilden sie zunächst einen weißlichen Film und kleben ein wenig. Da viele Sonnenanbetende das als unangenehm empfinden, werden mineralische Filter oft in kleinster Form, als Nanopartikel, verwendet und ziehen dann besser ein. Solch winzige Teilchen gelangen aber auch leichter über die Haut in den Organismus und man befürchtet, dass sie krebserregend wirken.
Wer sich also für gesundheitlich unbedenklichen Sonnenschutz mit Umwelt-Plus entscheiden möchte, sollte auf den Zusatz „korallenfreundlich“ und das Riff-Siegel achten oder kann eine mineralische Sonnencreme ohne Nanopartikel wählen. Natürlich spielen dabei auch Ihr Hauttyp und der Verwendungszweck eine Rolle.
So entdecken Sie die kritischen UV-Filter auf der INCI-Liste:
- Oxybenzon: Benzophenone-3
- Octinoxat: Ethylhexyl Methoxycinnamate
- Octocrylen: Octocrylene
Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.