Großes Herz für kleine Brummer
Ruth Moschner liebt die Natur, engagiert sich im NABU und ist auch sonst eine bekennende „Ökoschnecke“. Im Interview mit Andrea Nauen spricht die vielseitige TV-Moderatorin und Buchautorin über intelligente Insekten, grünes Gewissen und ganzheitliche Gesundheit.
Natur und Artenvielfalt liegen Ihnen am Herzen. Wann haben Sie Ihr „Öko-Gen“ entdeckt?
Ich bin in Bayern groß geworden. Die Natur zu schützen und zu bewundern, ist hier tatsächlich schon immer Programm gewesen. Mir wurde das Öko-Gen also quasi in die Wiege gelegt.
Seit über 20 Jahren sind Sie NABU-Mitglied. Was beeindruckt Sie an der Arbeit des Umweltverbandes besonders?
Ich schätze die Art und Weise, wie der NABU mit Mensch und Politik in den Dialog geht. Man zeigt hier nicht polemisch mit dem Zeigefinger auf andere, sondern bietet kluge Lösungen an. Die Leidenschaft, die Natur in ihrer Vielfalt zu erhalten, ist einfach mitreißend!
Alljährlich im Sommer machen Sie mit beim großen Insektenzählen des NABU. Was hat es damit auf sich?
Ähnlich wie bei der sehr erfolgreichen „Stunde der Gartenvögel“ wollen wir demonstrieren, wie viel Spaß der achtsame Umgang mit Lebewesen bringen kann. Das Gute: Alle können mitmachen, selbst Menschen, die keinen Balkon oder Garten haben. Einfach alleine, mit Freunden, Familienmitgliedern oder anderen netten Menschen eine Stunde lang auf einer Grünfläche alles zählen, was sechs Beine und einen dreigeteilten Körper hat. Aufschreiben, einreichen, fertig!
Wie gelingt es Ihnen, Insekten zu identifizieren – und beispielsweise eine Honig- von einer Wildbiene zu unterscheiden?
Ich nutze die Web-App „NABU Insektensommer“, wenn ich unsicher bin. Hier gibt’s mehr als 450 Insektenporträts und zudem jede Menge Informationen über die nützlichen Tiere. Bienen, Hummeln und ihre Verwandten in der Natur zu beobachten und mithilfe der App zu bestimmen, ist auch für Laien gut möglich. Wesentlich anspruchsvoller ist allerdings die Bienenhaltung, die viel Fachwissen erfordert. Deshalb sehe ich es kritisch, dass heute quasi jeder Imker spielen darf. Durch unsachgemäße Haltung von Honigbienen vertreibt man andere Arten wie Wildbienen und betreibt schlimmstenfalls sogar Tierquälerei. Ich plädiere deshalb dafür, die Imkerei ausgebildeten Experten zu überlassen.
Bienen sind für unser Ökosystem unersetzlich. Welche Eigenschaften der Brummer begeistern Sie am meisten?
Besonders faszinierend ist die Kommunikation untereinander durch spezielle Flugbahnen. Arbeiterbienen können außerdem durch Vibration einen Bienenstock erwärmen. Am allerwichtigsten ist aber natürlich die Bestäubung von Pflanzen. Hier wird deutlich, wie essenziell Insekten auch für uns Menschen sind!
Sie bezeichnen sich selbst als „Ökoschnecke“. Wie sieht Ihr umweltfreundlicher Alltag aus?
Ich besitze seit 26 Jahren kein Auto mehr und habe im Lauf der Jahre viele Routinen entwickelt. Solarstrom, Wärmepumpe und Dämmung sind natürlich die Kür. Aber man kann auch mit kleineren Anschaffungen viel bewirken. Vor 25 Jahren habe ich mir bereits ein Energiespar-Topfset gekauft (lacht). Das war damals eine hohe Investition für mich, hat sich aber längst bezahlt gemacht. Für TV-Shows leihen wir viele der Outfits oder verkaufen sie danach an die Mitarbeitenden. Secondhand ist einfach super. Ich liebe es, wenn ein Kleidungsstück mehreren Leuten Freude macht. Ich mache seit Jahren Plastikfasten, benutze beispielsweise feste Seife statt Duschgel in Kunststoffflaschen. Aber natürlich begehe ich auch „Umweltsünden“ – esse gelegentlich Fleisch und reise gerne. Das geht oft mit dem Zug, aber eben auch mit dem Flugzeug. Ich gebe mein Bestes, aber sicherlich geht einiges noch besser!
Sie sind nicht nur Naturliebhaberin, sondern auch studierte ganzheitliche Ernährungs- und Gesundheitsberaterin. Warum ist es sinnvoll, Gesundheit ganzheitlich zu betrachten?
Spätestens seit der Corona-Pandemie müsste jeder begriffen haben, wie wichtig körperliche und mentale Gesundheit sind – und wie eng beides verbunden ist. Stress ist meines Erachtens eine erhebliche Ursache für Erkrankungen. Und ja: Vorbeugung klingt vielleicht „unsexy“; jedoch könnte es vielen Menschen einen längeren Leidensweg ersparen, wenn sie sich frühzeitig um ihre Gesundheit kümmern würden. Viele wissen Gesundheit leider erst zu schätzen, wenn sie weg ist.
Was tun Sie persönlich, um gesund und fit zu bleiben?
Ich gebe mir Mühe, regelmäßig Sport zu treiben und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Das klappt zugegebenermaßen nicht immer so reibungslos (lacht). Aber zumindest verzichte ich weitgehend auf Zucker, esse viel Gemüse und trinke keinen Alkohol. Außerdem versuche ich, regelmäßig zu meditieren, und mache natürlich auch „Gymnastik“.
Vertrauen Sie auch auf Naturheilmittel?
Kräutertees, zum Beispiel mit Thymian und Oregano, finde ich super bei Erkältungsbeschwerden. Und jetzt im Sommer trinke ich gerne gesunde Durstlöscher wie Zitronenwasser, das die Verdauung anregen kann, oder kalten Hibiskustee. Der ist herrlich erfrischend und soll sogar immunstärkend und blutdrucksenkend wirken. Zur Entspannung liebe ich feucht-warme Leberwickel: Einfach ein feuchtes Handtuch auf die Leberregion rechts im Oberbauch legen, Wärmeflasche drauf und abschalten!
Apropos abschalten: Wo können Sie am besten auftanken?
In der Natur zu sein und einfach nur den Geräuschen zu lauschen – das ist für mich der pure Luxus. Eine Gehmeditation im Park funktioniert auch sehr gut. Außerdem liebe ich es, im Grünen immer wieder Neues zu entdecken; ich könnte mir stundenlang Raupen oder Hummeln ansehen. Einfach herrlich!