Gesundheitliche Folgewirkungen der Smartphone-Nutzung

Das Smartphone, also die tragbare Fusion von Handy und Kleincomputer, ist fast schon omnipräsent. Aktuell verwenden etwa 55 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren zumindest gelegentlich ein Smartphone, viele regelmäßig. Und es werden schnell mehr. Dieses verhältnismäßig neue Gerät bringt auch neue, veränderte Formen der Verwendung mit sich. Die Anatomie des Menschen muss sich den unbekannten Herausforderungen stellen und das bleibt oftmals nicht ohne Folgen.

Wir wollen an dieser Stelle gar nicht in die oft geführten Diskussionen um die Gefahren durch Ablenkung bei Nutzung im Straßenverkehr oder die Schädlichkeit von Handystrahlung einsteigen. Auch kann es zu Problemen mit dem Herzschrittmacher durch mögliche magnetische Interferenzen kommen.

Ein Zuviel kann aber insbesondere bei häufiger bis exzessiver Nutzung (ja, lieber Leser, dazu gehört insbesondere auch das Chatten und Surfen, mehr noch als das Telefonieren!) und geschwächtem Körper sowie Stress einfach nicht gesund sein. Nachweislich jedoch gibt es deutliche Effekte auf den feinstofflichen Zellstoffwechsel, der sich zu Grundproblemen hinzugesellen und damit das Fass zum Überlaufen bringen kann. Folgen Sie der Bedienungsanweisung Ihres Gerätes, denn die sollte bei seriösen Herstellern auf den aktuellen Wissensstand ausgerichtet sein.

Uns geht es hier mehr um etwas vernachlässigte aber immer häufiger auftretende Probleme,
deren Ausprägungen von lästig bis hin zur Arbeitsunfähigkeit reichen können…

Computer Vision Syndrome – Augenprobleme
Kleine Schrift, störende Reflexionen und zu helle Displaybeleuchtung stressen die Augen und können zu Augenschmerzen, gedoppelter Sicht, Kopfschmerzen oder sogar zur Verstärkung von optischer Fehlsichtigkeit führen.

Repetitive Stress Injuries (RSI)
Das sind Verletzungen durch sich ständig wiederholende große und kleine Bewegungen. Immer wieder werden die gleichen Muskeln, Sehnen, Nerven und Gelenke belastet. Hier ist das Quervain Syndrome zu nennen, eine schmerzhafte Folge ständigen Strapazierens der Daumen-Sehnen, eine Monotonie, wie sie z.B. beim Tippen von Kurznachrichten (SMS, WhatsApp etc.) insbesondere bei vielen Jugendlichen sowie sonstigen Heavy-Usern auftreten kann.

Haltungsschäden
Wenn Sie permanent Ihr Handgelenk bei der Smartphone-Nutzung unnatürlich neigen und drehen, um z.B. eine bessere Sicht oder weniger Reflexionen zu haben oder das Handydesign einfach unergonomisch ist, kann durch lang anhaltenden Druck auf den Medianus-Nerv das sogenannte Karpaltunnelsyndrom (KTS), entstehen. Das kann u.a. Schmerzen oder Missempfindungen sowie Greifschwäche mit dem Daumen verursachen und in schweren Fällen sogar eine Operation notwendig machen.

Ein weiteres großes und vielfach vernachlässigtes Haltungsproblem ist das Upper Cross Syndrom (UCS), zu erkennen an einer hühnerartigen Kopf-nach-vorne-Haltung. Durch ständiges nach unten auf das Display gucken, gerät der Kopf aus dem Lot. Wenn die 4-6 Kilo Kopfmasse regelmäßig vorhängen, wirkt sich das auf die Haltung aus, es entsteht eine durch den Schultergürtel gekreuzte muskuläre Dysbalance, die neben Kopf- und Nackenschmerzen auch auf Rücken, Schultern (Impingement-Syndrom) sowie Arme (Durchblutungsstörungen) wirken kann. Aber das mobile Gerät ist nicht allein schuld: Computerarbeit, E-Reader, analoges Lesen, Autofahren, Abwaschen etc. können eine ähnliche Wirkung haben.

Upper Cross Syndrome
Upper Cross Syndrome

Kommt Ihnen bekannt vor? Schauen Sie sich ein Foto von Ihnen in Profilansicht an und schauen Sie, ob sich das Ohr im Lot über den Schultern befindet. Stellen Sie sich mit dem Rücken an die Wand und bringen Sie auch den Hinterkopf an die Wand. Wenn Sie dabei das Kinn nicht parallel zum Boden halten können, ist das ein Indiz für einen Besuch beim Spezialisten.

Stress durch permanente Erreichbarkeit
Ein weiteres Problem ist mehr im Kopf zu finden: Beruflicher Druck aber auch hausgemachter privater Druck fordern die dauernde Erreichbarkeit. Neben Anrufen klingelt das Smartphone zudem bei Emails, SMS, Social Media, Messenger, WhatsApp etc. Das kann unangenehmen Stress mit all seinen Folgewirkungen verursachen. Versuchen Sie, sich regelmäßig handyfreie Quality Time zu schaffen, in der Sie sich dem Einfluss des Handys entziehen. Wenn Ihnen das scherfällt, versuchen Sie mal einen Schwimmbad- oder Saunabesuch, denn dort müssen Sie das Gerät während des Aufenthaltes im Spind ablegen. Und hinterfragen Sie mal Ihr Empfinden über den handylosen Zustand in entspannter Umgebung.

Die Erkenntnis eines (potentiellen) Problems der erste Schritt zur Besserung.
Die Nutzung neuer Geräte und die Veränderungen in Haltung und Verhalten sollte man stets hinterfragen und auch Familie oder gute Freunde mit einbeziehen, gegenseitig aufeinander zu achten. Erste Anzeichen von Problemen sollte man als Warnhinweis verstehen. Durch kleine, gezielte Übungen und/oder Verhaltens-/Nutzungsänderungen, kann man den beschriebenen Problemen frühzeitig und hoffentlich rechtzeitig entgegenwirken.

Sprechen Sie uns gern zu diesem Thema an

Quellen:
Was ist das Upper Cross Syndrom?, DasPTA Magazin, Ausgabe 10-2014, S. 110
Gesundheitliche Risiken durch mobile Geräte vermeiden, PC Welt