Gesundheit beginnt im Kochtopf
Selbst kochen mit frischen, naturbelassenen Lebensmitteln: So wird unser Körper gut mit wichtigen Vitalstoffen versorgt. Dies wird in den vielen Artikeln zum Thema Ernährung hier im Blog auch immer wieder deutlich.
Gesunde Ernährung muss Spaß machen und schmecken. Wie reizvoll, kulinarisch überzeugend und alltagstauglich eine pflanzenbasierte Kost sein kann, zeigt Deutschlands renommierte Präventiv- und Ernährungsmedizinerin Dr. Anne Fleck.
Nach Ursachen suchen statt Symptome therapieren – das ist das Credo von Dr. Anne Fleck. Im Interview mit Andrea Neuen spricht „Doc Fleck“ über Gesundheit, Gemüse und Ganzheitsmedizin.
Frau Dr. Fleck, „Gesünder geht’s kaum“ heißt Ihr neues Kochbuch. Was macht gesundes Essen aus?
Gesundheit beginnt im Kopf, im Herzen und im Kochtopf. Wie wichtig eine gesündere Ernährung als Teil einer modernen Medizin für unser Wohlergehen ist, wird in den letzten Jahren immer offensichtlicher. Allerdings muss die Ernährung, wie übrigens auch die Gesundheit, immer individuell betrachtet werden. In diesem Buch möchte ich zeigen, wie gesund und feinschmeckend „mehr Gemüse“ als Vitalstofflieferant sein kann. Denn in der täglichen Praxis erlebe ich oft, dass viele Menschen unzureichend mit nährstoffdichten Lebensmitteln, wie Gemüse und Hülsenfrüchten, versorgt sind.
Warum gehören Gemüse und Co. täglich auf den Teller?
Gemüse sind hervorragende Nährstofflieferanten, sie bieten Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und vor allem Ballaststoffe, die für die gesund und schlank machende Darmflora elementar sind. Salate sind ebenfalls gute Vitalstoffquellen. Allerdings sollte man wissen, dass Salat das Einschlafen erschweren kann, wenn er spätabends verzehrt wird. Menschen mit Schlafproblemen sollten Rohkost daher eher morgens oder mittags essen. Generell müssen wir täglich auf eine ausreichende „Grünzeugzufuhr“ achten, um Nährstoffdefiziten, die unbemerkt Krankheiten auslösen können, besser vorzubeugen.
Welche Nahrungsmittel sollten wir unserem Körper zuliebe meiden?
Paracelsus sagte so weise: „Es ist Gift in allem, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift sei.“ Vor allem die Abwechslung in der Nahrungsmittelauswahl schützt uns vor einseitiger Fehlernährung. Dauerhaft schädlich ist regelmäßiger und zu großer Konsum von Zucker, vor allem auch von Zuckerersatzstoffen wie Süßstoffen, die die Darmflora negativ beeinflussen. Ungünstig sind zudem zu viele raffinierte Kohlenhydrate aus Weißmehlprodukten und zu viele Transfette, etwa aus Frittiertem und Fertigprodukten.
Veganer, Vegetarier oder Flexitarier – wer lebt eigentlich am gesündesten?
Der, der sich individuell passend und abwechslungsreich ernährt, der sorgsam und konsequent Nährstoffdefiziten vorbeugt. Leider sehe immer wieder Menschen, die durch eine jahrelang unausgewogene vegetarische Kost oder einseitigen Veganismus – mit viel Getreide, zu wenig gesunden Eiweißen, Mangel an hochwertigen Omega-3-Fetten, Vitamin B12, Selen und Jod – krank geworden sind. Auch deswegen habe ich mein neues Buch geschrieben: Um auch Menschen, die sich vornehmlich pflanzenbetont ernähren, Möglichkeiten einer besseren Vitalstoffversorgung aufzuzeigen.
Inwiefern lassen sich Krankheiten durch einen besseren Lebensmittelmix lindern und sogar verhindern?
In meiner Arbeit in der Praxis, in meinen Büchern und auch im TV demonstriere ich seit Jahren, wie großartig die individuell passende Ernährung, die auf „einfache, ehrliche und unverfälschte“ Lebensmittel setzt, Krankheiten effektiv vorbeugen, schwere Leiden lindern oder gar ausbremsen kann. Das gilt vor allem für eindeutig ernährungsbedingte Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Fettleber. Aber auch viele andere Beschwerden lassen sich beeindruckend beeinflussen, zum Beispiel Refluxleiden, Migräne, Endometriose, Reizdarm, Gicht und Haut-Erkrankungen.
Sie sind Pionierin der Ganzheitsmedizin. Was zeichnet diesen Behandlungsansatz aus?
Seit über 25 Jahren arbeite ich im Arztberuf und schon immer hat mich eine neue Art der Medizin motiviert und begeistert: eine Medizin, die den Menschen als Ganzes betrachtet – in seiner Einzigartigkeit, mit seinem genetischen Rucksack und seinem sozialen Umfeld, mit seinen Vorlieben, Verträglichkeiten, Stressoren etc. – und die das Ziel hat, diesen Menschen gesund zu erhalten. Ich kämpfe für eine moderne integrative Medizin, die die klassische Schulmedizin und valide innovative Heilmethoden, beispielsweise Ernährungsmedizin und moderne Präventivmedizin, vereint. Nie wollte ich nur Symptome managen und Krankheiten im „Schnellverfahren“ durch die alleinige Gabe von Medikamenten „glatt bügeln“. Auch wenn man im Einzelfall selbstverständlich Medikamente braucht, so schätze ich es, die Ursachen von Symptomen zu suchen. Die Ganzheitsmedizin sorgt sich mit Zuwendung genau darum: Sie erkennt Ursachen, die die natürlichen Abläufe des Körpers stören, sie beugt gezielt Krankheiten vor und leitet individuell passende Therapien ab.
Welche komplementären Therapien sind aus Ihrer Praxiserfahrung besonders erfolgreich?
(Sie lacht) Die Antwort auf diese Frage könnte ein weiteres dickes Buch füllen. In meiner täglichen Arbeit setze ich vor allem auf die individuelle Beratung in der Ernährungsmedizin. Hinzu kommen Empfehlungen aus der Naturheilkunde und zur Therapie mit Mikronährstoffen. Es gibt einige Heilmittel, die sich allgemein als „Helden in der Praxisarbeit“ erwiesen haben, und Studien belegen deren Erfolg. Dabei steht an erster Stelle die Heilkraft gesunder Fette. Die tägliche Einnahme hochwertiger Omega-3-Fettsäuren in Form von Algenölen hat sich als grundlegende Therapie bewährt. Außerdem ist die Verordnung von Bitterstoffen zur Stärkung der Leberarbeit Erfolg versprechend.
Und welche Naturheilmittel setzen Sie ein?
Ich schätze den Einsatz von Kräutern, Gewürzen und spezifischen Teerezepturen, genauso wie den Jahrtausende alten Schatz der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Akupunktur. Sinnvoll und zeitlos sind auch die klassischen naturheilkundlichen Anwendungen nach Kneipp. Sie geraten aber leider immer mehr in Vergessenheit. Nicht wenige solcher erfolgreichen komplementären Heilmethoden kämpfen um Anerkennung.
Woran liegt das?
Einfach daran, dass es an Geld mangelt, um eine stärkere Evidenz für solche Ansätze zu schaffen. Doch es gibt auch Lichtblicke am Forschungshorizont: Arbeiten zeigten, wie wichtig die Gabe von Vitamin D für die Prävention von Krankheiten und zur Immunstärkung ist. Auch gab es eindrucksvolle Untersuchungen, wie der Einsatz von Boswellia serrata (Weihrauch) die Dosis von Cortison bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten reduzieren kann. Solche Arbeiten bräuchte es viel mehr, um Vertrauen in die Naturheilkunde und Gewissheiten zu schaffen.
Was tun Sie persönlich für Ihre Fitness und Gesundheit?
Mein Zeitbudget ist knapp bemessen, deswegen bin ich ein Fan der „Nebenbei-Rituale“, um meine Gesundheit zu stärken. Zum Beispiel beginne ich den Tag mit ein bis zwei großen Gläsern zimmerwarmem Wasser, rege so meine Verdauung an und erleichtere die Entgiftungsarbeit der Nieren. Ich gehe viel zu Fuß an der frischen Luft, achte auf einen guten Schlafrhythmus, esse regelmäßig, bevorzugt warme Speisen, weil die mir individuell guttun. Außerdem schwöre ich auf meine tägliche Ration Algenöl und substituiere regelmäßig Vitamin D, C, Magnesium und B-Vitamine. Und ein Ritual darf nicht fehlen: Die Dankbarkeit im Alltag und Demut vor dem Leben. Denn Gesundheit entsteht nicht nur über den täglichen Einsatz von Messer und Gabel, sie entsteht auch im Kopf, in unseren Gedanken.
Selbstverständlich haben wir für Ihre Fragen ein offenes Ohr und beraten Sie gern sowie individuell abgestimmt. Sprechen Sie uns einfach auf das Thema an.