Gendermedizin – Der kleine Unterschied
Frauen sind keine Männer – in der Welt der Medizin eine eher neue Erkenntnis.
Der weibliche Körper kommt mit Besonderheiten daher, die anfällig für bestimmte Beschwerden machen, aber nicht per se nachteilig oder gar ein Zeichen für Schwäche sind. Das lockere Bindegewebe beispielsweise lässt zwar mit der Zeit Orangenhaut und Krampfadern entstehen. Dafür schafft es in der Schwangerschaft genug Platz für ein Baby.
Von Saskia Fechte
Weitere Beispiele: Durch den monatlichen Blutverlust steigt das Risiko für einen Eisenmangel; das aktivere Immunsystem löst häufiger Autoimmunerkrankungen aus. Solche vermeintlichen Schwachpunkte basieren jedoch auf positiven Absichten: Schwangerschaften zu ermöglichen und einen bestmöglichen Schutz für Mutter und Kind zu erreichen.
Gesundheit im Blick
Zu den organischen Unterschieden gesellt sich höhere Achtsamkeit. Dass Frauen ein besseres Gefühl für ihren Körper haben oder mehr Rücksicht auf ihn nehmen, ist schwer zu beweisen. Sie gehen jedenfalls eher und häufiger zum Arzt und nutzen mehr Vorsorgemaßnahmen. Sie vermeiden Risiken und sprechen öfter über ihr Befinden. So manche Frau ist die Gesundheitsmanagerin für die ganze Familie: Sie koordiniert Arzttermine, Impfungen und die Einnahme von Medikamenten.
Weiblich = unspezifisch
Trotzdem werden selbst schwerwiegende Gesundheitsprobleme bei Frauen seltener erkannt. Denn das Fach Medizin orientiert sich an der Männerwelt. Forschung, Diagnostik und Therapie stützen sich auf Beobachtungen an Menschen und Mäusen mit Y-Chromosom. Ein Organismus ohne Monatszyklus ist eben einfacher zu analysieren. Für Frauen ergeben sich dadurch Nachteile. Beispiel Herzinfarkt: Die Alarmzeichen, die wir als Notfallsignale gelernt haben – Schmerzen in der Brust, Atemnot – sind bei Frauen überhaupt nicht typisch. Stattdessen kündigt sich der weibliche Herzinfarkt eher mit Übelkeit, Engegefühl und Schmerzen in Rücken und Oberbauch an. Unspezifische Beschwerden nennt das die Medizin dann. Diese Sichtweise führt dazu, dass viele Frauen ihre Diagnose später als Männer erhalten. Ihre Medikamente sind oft überdosiert, denn der weibliche Körper braucht länger für die Verarbeitung.
Es gibt Hoffnung: Seit etwa 30 Jahren entwickelt sich die Gendermedizin, die geschlechtsspezifische Unterschiede bei klinischen Studien, in Diagnose und Therapie berücksichtigt.
Beispielhaft für die Gendermedizin:
Sprechen Sie uns bei Fragen einfach an, wir beraten Sie gern. Natürlich individuell und damit auch geschlechtsspezifisch.
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