Galgant
Ein altes Arzneibuch aus dem 5. Jahrhundert erwähnt Galgant zum ersten Mal. Diese orange-rote Wurzel, das wusste man bereits in der Antike, hat eine wohltuendwarme Wirkung auf Magen und Darm und wurde wie selbstverständlich als Pfeffer-Ersatz verwendet. Auch für Hildegard von Bingen, eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters, war Galgant weitaus mehr als ein Scharfmacher. Die Kräuterkundige sah in diesem Wurzelstock eine wertvolle Medizin und bezeichnete Galgant als „Gewürz des Lebens“. – Von Stefanie Happ
Lebenssäfte im Fluss
Feurig mit herber Note. So fühlt sich Galgant auf der Zunge an. Im Mund verströmt er bereits seine Wirkung. Denn seine Bitter- und Scharfstoffe, sogenannte „Amara acria“, hinterlassen bei den Geschmacksnerven einen Eindruck mit Folgen. Mit dem Galgant-Aroma kommt nämlich der Speichelfluss in Gang. Magen und Darm verbessern ihre Tätigkeiten. Denn auf reflektorischem Weg regen die Substanzen alle Verdauungssäfte an.
Druck auf der Brust aufgrund von zu üppigem Essen? Gar nicht so selten. Fachleute nennen dieses Phänomen „Roemheld-Komplex“. Wenn Luftansammlungen in Magen und Darm zu Herzbeschwerden führen, dann soll – laut Hildegard von Bingen – die Galgantwurzel Erleichterung bringen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist heute, dass Galgant den Appetit fördert, den Bauch entspannt und unangenehme Krämpfe löst. Gleichzeitig wirken die ätherischen Öle antibakteriell, entzündungslindernd und pilzhemmend. Mit ihrer durchblutungsfördernden Wirkung heizt die rote Wurzel dem Immunsystem ordentlich ein und macht uns stark im Kampf gegen Krankheitserreger.
„Wunderwurzel“
Galgant ist dem Ingwer sehr ähnlich. Beide „Wunderwurzeln“ gehören zu einer Pflanzenfamilie und stammen ursprünglich aus China. Ingwer hat die Vorreiterrolle übernommen und ist inzwischen bei uns als Gewürz- und Heilmittel etabliert. Galgant rückt allmählich nach. Angebaut wird er in tropischen Regionen. Im feucht-warmen Klima wächst die Pflanze oberirdisch bis zu 1,50 Meter hoch, treibt lange, schmale Blätter und weiße, traubenartige Blütenstände aus, die einen zimtartigen Duft verströmen. Unter der Erde verbirgt sich der eigentliche Schatz: Der verdickte Wurzelstock, botanisch als Rhizom bezeichnet, hat einen horizontalen Wuchs, wird einen Meter lang und braucht rund fünf Jahre, ehe er erntereif ist. Üblicherweise wird die knotige Knolle getrocknet und zu Pulver gemahlen. Als Gewürz verleiht es Speisen eine süßliche Schärfe. In Kapselform ist Galgant in der Apotheke erhältlich und wird als magenstärkendes Mittel und zur Verdauungshilfe eingesetzt. Viele Bitter-Tropfen werden mit Galgant zu einem exzellenten Elixier.
Galgant ist ein typisches Element der thailändischen Küche. Die aus wohl jedem Thai-Restaurant bekannte Hühnersuppe „Tom Kha Gai“ trägt Galgant im Namen: „Tom“ bedeutet Suppe, „Kha“ Galgant und „Gai“ Huhn. Ein leckeres Tom Kha Gai Rezept finden Sie auf unserem befreundeten Kochblog, von dem auch dieser Hinweis und der untere Titelbildteil stammt.
Galgant gibt es frisch in gut sortierten Märkten oder auch in Form von Tabletten oder Tropfen in Ihrer Apotheke. Gern beantworten wir Ihre Fragen, sprechen Sie uns einfach an.