Feinstaub – Belastung durch Böller
Am 31. Dezember streiten sich regelmäßig die Geister: Für die einen sind Raketen und Knaller zum Jahreswechsel unverzichtbar, für die anderen ist das nächtliche Zündeln eine massive Umweltverschmutzung mit gesundheitlichen Auswirkungen für Mensch und Tier. – Von Stephanie Drönner
Feuerwerk sorgt für Feinstaub-Spitzenwerte. Innerhalb einer Stunde werden bis zu 900 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht; der Grenzwert liegt bei 50. Neben der Feinstaubbelastung beinhalten Feuerwerkskörper weitere Gesundheitsrisiken, etwa Brandverletzungen und Hörschäden.
Über 2.050 Tonnen Feinstaub entstehen jährlich durch Feuerwerkskörper, und rund drei Viertel davon werden in der Silvesternacht freigesetzt. „Der erste Januar ist der Tag mit der höchsten Feinstaubbelastung im gesamten Jahr“, fasst Ute Dauert, Expertin für Luftqualität vom Umweltbundesamt (UBA), zusammen. Das Gefährliche an den winzigen Partikeln: Wir nehmen sie beim Einatmen in Lunge und Bronchien auf, wo sie Schleimhautreizungen und Atembeschwerden bis hin zu Asthma auslösen können. Über die Schleimhäute gelangen sie zudem ins Blut, verstärken die Plaque-Bildung in den Blutgefäßen und begünstigen so Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je nach Größe können sich die Feinstaubpartikel sogar in unserem Gehirn ablagern. Hohe Werte sorgen jedoch nicht nur bei chronischer Belastung für Schäden: Wie Untersuchungen zeigten, sind auch intensive Feinstaub-Spitzen wie eben in der Neujahrsnacht ein gesundheitliches Risiko.
Tödliche Tradition?
„Aus einer Vielzahl von Studien wissen wir, dass in den Stunden und Tagen nach einem kurzfristigen Anstieg der Feinstaub-Konzentrationen die Sterblichkeit in der Bevölkerung zunimmt“, erklärte die Umweltmedizinerin Professorin Barbara Hoffmann im Interview mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. „Zum Beispiel steigt die Rate an Herzinfarkten in den Stunden nach einem Anstieg der Luftbelastung an.“ Dass es auch anders geht, bewies der letzte Jahreswechsel: Das Corona-bedingte Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern hat ebenso wie das Böllerverbot in zahlreichen Innenstädten nicht nur für eine deutlich ruhigere Silvesternacht mit weniger Verletzten und Müll gesorgt, sondern auch für erheblich geringere Emissionen. Umso lauter werden daher die Knaller-kritischen Stimmen, die sich für eine dauerhafte Beschränkung des Silvesterfeuerwerks aussprechen. Etwa die Deutsche Umwelthilfe, die unter dem Hashtag #böllerfrei für einen Jahresausklang ohne Pyrotechnik wirbt. Dieses Jahr (2021) wurden wieder ähnliche Maßnahmen beschlossen und man wird sehen, ob sich die Zahlen bestätigen.
Atemschützende Alternativen
Tatsächlich haben bereits diverse Städte beschlossen, auch am 31. Dezember 2021 auf ein öffentliches Feuerwerksspektakel zu verzichten. Farblos muss es deshalb aber nicht zugehen: So gibt’s etwa in Köln statt Raketen und Co. in der Umgebung des Doms wieder Lichtprojektionen auf Häuserfassaden. Diese Light- und Lasershows gelten ebenso wie druckgasbetriebene Konfettikanonen als feinstaubfreie Alternative zur Böllerbelastung. Und warum bei privaten Feiern statt Knallern nicht einmal Silvesterbräuche aus anderen Ländern ausprobieren? Etwa das in Spanien gebräuchliche Verspeisen von zwölf Weintrauben um Mitternacht – wer zu jedem Glockenschlag eine nascht, dem soll das Glück im neuen Jahr hold sein. Ist doch einen Versuch wert, oder?
Wichtig ist das Wetter
Wie schnell die Luft im Januar „wieder rein“, die Feinstaubbelastung nach Silvester also abgeklungen ist, wird vor allem durch die Witterung bestimmt. Bei kräftigem Wind und Regen verteilt und verdünnt sich der Feinstaub rasch. Steht die Luft jedoch still, wie im Winter nicht selten, kann die Verschmutzung über Tage anhalten.
PS: Gute Neujahrs-Vorsätze fassen und erfolgreich umsetzen
Wir stehen Ihnen natürlich auch im nächsten Jahr gern weiterhin beratend zur Seite. Guten Rutsch!