Ernährung bei Durchfall
Durchfallerkrankungen treten besonders häufig im Sommer auf. Egal ob die Ursache viraler Natur ist oder auf falscher Ernährung basiert, der Darm sollte nicht zusätzlich gereizt werden.
Beginnen möchten wir mit einem Hinweis: Das „Hausmittel“, Cola und Salzstangen zu essen, ist KEINE gute Idee. Es werden unkontrolliert viel Zucker (aus der Cola) und Salz aufgenommen, was den akuten Durchfall sogar noch intensivieren kann. In der Besserungsphase kann bei Verlangen eine kleine Menge verzehrt werden, aber bitte keinesfalls in großen Mengen als Therapie.
Was ist Durchfall?
Tritt häufiger als dreimal am Tag ungeformte, breiige oder wässrige Stühle auf, so wird von Durchfall gesprochen. Ein akuter Durchfall dauert i.d.R. 3-4 Tage und verschwindet von selbst. Dauert er länger an, ist ein Arztbesuch anzuraten.
Auslöser können Viren (Ursache in etwa einem Drittel der Fälle, z.B. Adenoviren, Rotaviren oder Noroviren), Bakterien (z.B. Colibakterien, Salmonellen, Shigellen, Yersinien und Pseudomonas-Keime sowie über ihre Stoffwechselprodukte auch Staphylokokken und Clostridien), falsche Ernährung (Unverträglichkeiten z.B. gegenüber Gluten oder Laktose, Gifte, verdorbene Speisen, Kostumstellung bei Fernreisen, übermäßiger Genuss von Zuckerersatzstoffen wie Sorbitol etc.), persönlicher Stress oder auch chronische Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) sein.
Der Darm versucht als Selbsthilfe gegen die zugeführten Krankheitserreger oder Gifte die Durchflussgeschwindigkeit zu erhöhen, so dass diese schnell wieder aus dem Körper gespült und möglichst wenig aufgenommen werden. Als Folge wird aber auch deutlich weniger Flüssigkeit aus dem Nahrungsbrei im Darm von der Darmschleimhaut aufgenommen. Daraus begründet sich, warum ausreichendes Trinken (Wasser) die Basis jeder weiteren Therapie sein muss.
Es gibt Medikamente in der Apotheke (z.B. mit dem Wirkstoff Loperamid), die die erhöhte Darmmobilität abbremsen. Das klingt verlockend und ist in Einzelfällen sinnvoll (z.B. Rückreise oder sehr wichtiger Termin), allerdings wird eben die besagte Selbsthilfe des Darms unterwandert und die Gifte/Krankheitserreger verbleiben länger im Körper, was letztendlich schlimmer enden kann. Man sieht, es muss nicht immer sofort eine Pille geschluckt werden.
Oftmals erwischt einen ein Durchfall im Urlaub, insbesondere bei Fernreisen. Durchfallerreger verstecken sich vielerorts. Manchmal reicht auch schon ein stark verändertes Nahrungsangebot zur Darmreizung. Beherzigen Sie die vielfach genannten Vorsichtsmaßnahmen wie Getränke nur aus verschlossenen Flaschen, keine Eiswürfel, Zähneputzen mit Wasser aus Flaschen, Wasser ggf. min. 1 Minute abkochen, Früchte nur selbst schälen, keinen Salat (Abspülwasser), Fleisch nur durchgegart, keine Muscheln, regelmäßig Hände waschen etc. Zudem sollten Sie an Ihre Reiseapotheke denken, bei deren Zusammenstellung (auch homöopathisch orientiert) wir gern helfen. Vgl. auch Fern-Reisen: Rechtzeitig Impfungen und Reiseapotheke planen.
Viel Trinken
Wie gesagt ist Trinken die wichtigste Therapiemaßnahme. Die Menge sollte sich auf etwa drei Liter täglich gesteigert werden. Aber wie immer ist es auch entscheidend, die richtigen Getränke zu wählen: Stilles Wasser und Tee. Bei der Teeauswahl sollte Fencheltee, Fenchel-Anis-Kümmel-Teemischung, Heidelbeertee (die Gerbstoffe wirken adstringierend und antimikrobiell – 2EL getrocknete Beeren in ¼ Liter Wasser etwa eine Viertelstunde köcheln und abseihen) und auch schwarzer Tee (mind. 3 Minuten ziehen lassen). Mit dem Wasserverlust geht auch ein Elektrolytverlust einher. Gerade bei Kleinkindern, Säuglingen und älteren Menschen empfiehlt sich eine Rehydratationslösung, die es auf die Empfehlungen der WHO abgestimmt, als Pulver zum Auflösen in der Apotheke zu beziehen gibt. Sie füllt den Elektrolytspeicher auf und sorgt zudem sanft für eine Eindickung des Darminhalts.
Hausmittel: Möhrensuppe nach Moro und weitere Einstiegsernährung
Dem Kinderarzt Professor Dr. Ernst Moro gelang es 1908, die Sterbe- und Komplikationsrate von Kindern bei Durchfallerkrankungen drastisch zu senken. Und zwar mittels seines Moro-Möhrensuppe-Rezeptes. Sie wirkt (auch bei Erwachsenen) effektiv gegen Durchfallerreger:
500 Gramm geschälte Möhren zerkleinern und diese eine Stunde lang in einem Liter Wasser kochen. Dann im Mixer pürieren und den pürierten Brei mit Wasser wieder auf einen Liter auffüllen. Noch einen gestrichenen TL Salz (3g) hinzufügen.
Die Suppe kann auch nach Geschmack verfeinert werden mit Gewürzen wie Ingwer und Kurkuma.
Wichtig ist die Berücksichtigung der langen Kochzeit, denn nur so bilden sich in ausreichender Zahl sog. Oligosaccharide, das sind mittellange Zuckerketten, die in ihrer Struktur den Darmrezeptoren ähneln, direkt an Zuckermolekülen andocken und ausgeschieden werden. Auch das Betacarotin hilft, indem es die Darmschleimhaut stärkt. Letztlich wird mit dem Verzehr der Suppe auch weitere Flüssigkeit zugeführt.
Darüber hinaus eignen sich als erste Einstiegsmahlzeiten geriebene Äpfel (erst mal nicht mehr als 2 am Tag wegen des Fruchtzuckers) und zerdrückte Bananen. Darüber hinaus bietet sich ein Zwieback oder ein paar Pellkartoffeln an.
Verzichtet werden sollte auf Fruchtsäfte (wegen des Fruchtzuckers) und Milchprodukte (wegen hohem Fettgehalt), sowie auf die Salzstangen-Cola-„Therapie“ (s.o.).
Entspannung ist wichtig
Versuchen Sie sich und Ihren Magen zu entspannen, auch und vielmehr besonders wenn das Blubbern und Ziehen im Bauch zu Verkrampfungen führt. Erleichternd wirkt Wärmezufuhr mit Hilfe einer Wärmflasche oder eines Kräuterkissens. Die Bauchmuskulatur wird durch eine Seitenlage mit angewinkelten Beinen gelockert. Halten Bauchkrämpfe länger an, so gibt es spasmolytisches Arzneimittel die die Entspannung und somit die Ruhefindung unterstützen. Befragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Wir beraten Sie gern.
Gesundheit beginnt im Darm
Eine gut funktionierende Darmflora (vgl. auch den Artikel Darmgesundheit) schützt den Körper vor krankmachenden Keimen. Vornehmlich sind es die probiotischen Mikroorganismen, welche mit in der vordersten Verteidigungslinie stehen. Sie werden von den Präbiotika (auch Prebiotika geschrieben, das sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile) in Wachstum und Aktivität gefördert. Lesen Sie dazu mehr in unserem Mineralstoff-ABC unter der Überschrift Prebiotika & Probiotika.
Besonders nach einer Antibiose (Fachausdruck für eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika, durch die Mikroorganismen auch im Darm gehemmt oder zerstört werden können) ist über die Gabe einer probiotischen Kur nachzudenken, um das Durchfallrisiko durch eine gestörte Darmflora besonders bei den typischen Problemgruppen (Kleinkinder und ältere Personen) schnell zu reduzieren.
Diese Lebensmittel liefern Präbiotika
- Chicorée, Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, Schwarzwurzel, Topinambur, Pastinaken, Endiviensalat, Spargel
- Zichorienwurzel (Wurzel der Wegwarte)
- Gemüse im Allgemeinen
- Obst (mit Schale, außer Bananen)
- Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen
- Roggen, Hafer, Weizenkleie, Hirse, Gerste, Haferflocken, Vollkornprodukte
- Schwarzer Kaffee – mit oder ohne Coffein (die Zugabe von Milch macht den positiven Effekt zunichte), Espresso
- Yacón-Sirup oder Yacón-Dicksaft zum Süßen
Diese Lebensmittel liefern Probiotika
- Naturjoghurt
- Sauermilchkäse
- Kefir und andere Milchprodukte
- Sauerkraut (roh verzehren)
- Sauerteigbrot
- säuerlich eingelegte Gurken, Rote Bete, Hering
Orthomolekulare Unterstützung
Neben den genannten vorbeugenden und therapierenden Maßnahmen, zu denen Sie uns gern ansprechen und befragen können, stellen wir Ihnen auch gern unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Situation eine orthomolekulare Vitalstoffmischung zusammen, die Ihrer Darmflora Aufbauhilfe gibt, Elektrolyt- sowie Mineralstoffverluste ausgleicht und noch einiges mehr kann. Lesen Sie dazu auch auf unserer Website die „Kurzinfo: Orthomolekulare Medizin“. Fragen Sie uns danach.
Wir beraten Sie gern und unverbindlich.
Quelle: „Schnell ausbremsen“, PTA-Forum 10/2017, PZ 21, S. 42 ff. sowie eigene Ausführungen
Titelfoto mit freundlicher Genehmigung von Cooking-Fun.de
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