Endometriose – Behandlung nach TCM
Viele Frauen leiden unter den Gewebewucherungen, deren medizinische Ursache noch ungeklärt ist. Akupunktur, Heilkräuter und Ernährungsregeln lindern Endometriose-Beschwerden auf sanfte Weise.
Endometriose, was ist das?
Die chronische Krankheit lässt schleimhautähnliches Gewebe im Unterleib wachsen: um die Gebärmutter, an Eierstöcken und Eileitern oder im Bauchraum rund um Darm, Blase und Bauchfell. Diese Strukturen reagieren auf Hormone, die den Monatszyklus regeln: Endometriosegewebe kann zyklisch wachsen und bluten. Typische Symptome sind das prämenstruelle Syndrom, starke Blutungen und Regelschmerzen, oft schon ab der ersten Menstruation. Mögliche Langzeitfolgen: Zysten, Vernarbungen, Verwachsungen und Unfruchtbarkeit. Viele Frauen erhalten die Diagnose erst nach einer jahrelangen Ärzteodyssee.
Der Entstehung liegen häufig Störungen im Hormonstoffwechsel zu Grunde, meist zu geringes Progesteron (hier spielen auch Schwermetallbelastungen eine Rolle) und eine Östrogendominanz verschiedener Östrogenderivate, die auch im Verdacht stehen, Brustkrebs zu fördern.
Zum Teil sind derartige Abweichungen bedingt durch die Weichmacherproblematiken, die auch hormonähnliche Wirkung entfalten, sowie u.U. auch durch Minipillenpräparate. In diesen Fällen bietet sich bei stärkerer Ausprägung eine Substitution mit natürlichem Progesteron, z.B. transdermal, als Therapieoption mit geringen Nebenwirkungen an.
PS: Lesen Sie ggf. auch unseren Artikel über Myome als auch über Hashimoto, bei dem Progesteron zur Therapie mit eingesetzt wird. Doch nun zum eigentlichen Schwerpunkt des Artikels, der Therapie der Endometriose mit Mitteln der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Bei gesundheitlichen Veränderungen rund um Intimzone und Geschlechtsorgane reagieren Frauen ohnehin sehr sensibel. Für viele sind chemische Substanzen und synthetische Hormone nicht die erste Wahl. Aus gutem Grund, denn gerade bei gynäkologischen Beschwerden können traditionelle Heil- und Hausmittel sowie moderne alternativmedizinische Methoden bereits hervorragend helfen. So bezeichnet die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. eine Zusammenarbeit der Bereiche Schmerztherapie, Psychosomatik und ganzheitliche Medizin als sinnvoll. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist so eine Disziplin, die zyklusbedingte Symptome mit kleinen, gezielten Maßnahmen deutlich verbessern kann.
TCM berücksichtigt Emotionen und Lebensstil
Jeden Menschen individuell und in seinem eigenen Erleben ganzheitlich zu betrachten, ist ein Ansatz, der sich in den meisten Disziplinen der Komplementärmedizin wiederfindet. So sehen auch TCM-Mediziner die Endometriose als Ganzkörpererkrankung. Das individuelle Befinden und persönliche Schwerpunkte der Patientin bestimmen die Therapie. Manche Frauen wollen in erster Linie von den wiederkehrenden Schmerzen befreit werden, andere ihren Kinderwunsch erfüllen. Der Schwerpunkt der TCM-Behandlung richtet sich nach den aktuellen Bedürfnissen und kann sich im Lauf der Therapie ändern.
Interview
Ein Interview von Saskia Fechte mit Dr. Karin Melcher, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie kombiniert westliche Schulmedizin mit Traditioneller Chinesischer Medizin.
„In der Frauenheilkunde ermöglicht die TCM noch andere Optionen als die Behandlung mit Hormonen oder Antibiotika“, sagt die Dozentin des Masterstudiengangs TCM an der Technischen Universität München. Als Mitglied des Arbeitskreises Infertilität der Universität Bonn liegt ihr nicht nur die Beschwerdefreiheit ihrer Patientinnen am Herzen. Sie möchte gleichzeitig für betroffene Frauen mit Kinderwunsch eine uneingeschränkte Fruchtbarkeit erreichen.
Wie entsteht Endometriose aus TCM-Sicht?
Laut TCM bestimmt das Gleichgewicht der Energien Qi und Xue über Gesundheit und Krankheit. In der Frauenheilkunde spielt Xue, die stoffliche Energie, die größte Rolle. Sie wird manchmal mit dem Blut gleichgesetzt. Ist ihr Energiefluss eingestaut, entstehen Beschwerden und Erkrankungen. Die Ursachen dafür können Emotionen oder ungünstige Ernährungsgewohnheiten sein. Mir ist außerdem aufgefallen: Meine Patientinnen verwenden nachts Tampons. Nun gibt es die Theorie, Endometrioseherde entstünden auch durch eine rückwärtige Blutung über die Eileiter in den Bauchraum. Dadurch könnten Gewebeanteile und Schleimhautzellen in den Bauchraum gelangen und sich dort ansiedeln. Nachts im Liegen passiert das leichter. Tampons sind in der TCM sowieso verpönt, weil sie den natürlichen Menstruationsfluss behindern. Deshalb empfehle ich meinen Endometriosepatientinnen, darauf zu verzichten, vor allem nachts.
Wie hilft Akupunktur bei Endometriose?
Akupunktur kann Energieblockaden lösen und die stagnierende Xue-Energie wieder aktivieren. Wenn ich bestimmte Energiebahnen stimuliere, schüttet der Körper vermehrt Endorphine aus, die wiederum den Hormonhaushalt beeinflussen. Dadurch kann ich Schmerzen lindern und das falsch platzierte Gewebe dazu bringen, sich zurückzubilden.
Wie setzen Sie Kräutermedizin ein?
Ich stelle chinesische Heilkräuter für einen Teeauszug zusammen. Die Patientinnen kochen alle acht Tage Kräuter frisch aus und trinken täglich ein Gemisch aus diesem Sud und heißem Wasser. Die Rezeptur variiert je nach Ursache: Liegt eine Schleim- oder Kältebelastung vor? Sind Emotionen der Auslöser?
Gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen bei Endometriose?
Viele Frauen ernähren sich vermeintlich gesund, aber sehr einseitig. Eine streng vegetarische Ernährung mit vielen Milchprodukten und großen Mengen Rohkost ist ungünstig. Milchprodukte halte ich für ungünstig, weil sie die Schleimbildung fördern. Rohkost gilt in der TCM als „kalte Ernährung“. Wie in der Physik gilt jedoch: Wärme verbessert Bewegung. Also wird der Energiefluss durch weniger Rohkost verbessert. Bei meinen Patientinnen verbessert sich dann auch die Endometriose. Außerdem berichten viele betroffene Frauen von Lebensmittelunverträglichkeiten wie Histaminintoleranz, da scheint es einen Zusammenhang zu geben. Ich empfehle ein warmes Frühstück in Form von Porridge oder Hirsebrei.
Wie erfolgreich ist TCM bei Endometriose?
Auf die TCM-Therapie sprechen Frauen gut an, bei denen schulmedizinische Behandlungen bisher wenig Besserung gebracht haben und deren Kinderwunsch nicht erfüllbar scheint. Ich bin ein eher skeptischer Mensch und manchmal selbst überrascht, wie erfolgreich Akupunktur, Kräutermedizin und Ernährung selbst in sehr schweren Fällen sein kann. Etwa bei Patientinnen, deren Darm durch die Endometriose bereits stark befallen oder sogar operativ verkürzt worden ist. Eine Patientin, die Endometriosegewebe in der Lunge hatte, ist durch die TCM-Behandlung von ihrem nahezu monatlichen, lebensbedrohlichen Pneumothorax (Luft gelangt in den Pleuraspalt und behindert die Ausdehnung der Lungenflügel, lebensbedrohliche Akutzustände sind möglich) befreit.
Sind die Erfolge langfristig?
Ja, nach dem Ausschleichen der TCM-Therapie sind die Symptome anhaltend deutlich reduziert. Die meisten Frauen bleiben beschwerdefrei.
Wie kombinieren Sie westliche Schulmedizin mit TCM?
Die Verdachtsdiagnose wird durch die Symptomatik gestellt und kann auch durch das Vorhandensein von sogenannten Schokoladenzysten im Ultraschall gestellt werden. Die endgültige Diagnose erfolgt gynäkologisch klassisch durch eine Bauchspiegelung. Große Zysten entfernt man besser mit einer Bauchspiegelung. Ich könnte zwar mit TCM ebenfalls Beschwerden reduzieren und eine Veränderung erzielen, das wäre allerdings ein viel langwierigerer Prozess. Die TCM behandelt eher die Wurzel als die Symptomatik. Ich kenne die Chancen und Grenzen beider Disziplinen und entscheide entsprechend von Fall zu Fall.
Weitere Informationen und eine Therapeutenliste finden Sie zum Beispiel bei der SMS (SOCIETAS MEDICINAE SINENSIS) Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin e.V. unter www.tcm.edu
PS: Bei Endometriose-Schmerzen kann auch Lavendelöl als Duftstoff helfen.
Die TCM arbeitet oft mit individuell zusammengestellten Tinkturen und Kräutermischungen. Ihr Apotheker bereitet die Einzelanfertigungen nach den Vorgaben des ärztlichen Rezepts immer frisch und individuell für Sie zu.
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23. März 2023 @ 9:55
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