Eine kleine Hanf-Historie
Von der Heilpflanze zum Highmacher und zurück?
Kaum eine andere Pflanze spaltet die Gemüter so sehr wie diese. Für die einen gilt sie nach wie vor als „Kifferkraut“. Andere sehen in ihr die Medizin der Zukunft und begeben sich damit zurück zu unseren Wurzeln. Denn die Geschichte, die hinter Hanf [Cannabis sativa] steckt, ist viele Tausend Jahre alt.
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Anbau in der Antike
Hätten Sie’s gewusst? Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Aus archäologischen Funden lässt sich schließen: Die Staude mit den handförmigen Blättern wurde schon vor rund 12.000 Jahren in China, Indien und Persien wie Getreide angebaut. Man aß die öligen Hanfsamen, genoss die halluzinogene Wirkung zur meditativen Bewusstseinserweiterung und nutzte außerdem die widerstandsfähigen Fasern als Rohstoff für Textilien und für die Schifffahrt. Die ersten Seile für die Vertäuung von Segelschiffen wurden aus Hanf gedreht. Im Römischen Reich wurden wegen Hanf sogar Kriege geführt. Auf die Wunden der Soldaten legte man Cannabisblätter, um Schmerzen zu lindern. Überhaupt geht das Wissen um die heilsamen Kräfte dieser intensiv und eigenwillig duftenden Pflanze bis in die Antike zurück. Dioskurides, der legendäre griechische Arzt zu Zeiten Kaiser Neros und Pionier der Pharmakologie, erwähnte Cannabis in seinen abendländischen Schriften. Und er war längst nicht der Einzige: Hildegard von Bingen, Benediktinerin und Kräuterexpertin des frühen Mittelalters, bereicherte mit Cannabis die Klostermedizin und empfahl ihn bei Kopfschmerzen und Migräne, bei Geschwüren und Wunden. Hieronymus Bock, Leonhart Fuchs und Otto Brunfels, all die sogenannten „Väter der Botanik“, führen den hopfenartigen Hanf in ihren berühmten Kräuterbüchern der Renaissance um 1600 auf. Sogar vom Opiumersatz ist die Rede.
Alles aus Hanf: Von der Bibel bis zur Jeans
Den Durchbruch aber hatte Hanf, als man erkannte, dass sich daraus Papier herstellen ließ. Johannes Gutenberg druckte um 1455 seine erste Bibel auf Hanf. Selbst die ersten Entwürfe der US-amerikanischen Verfassung entstanden auf Hanfbögen, die Unabhängigkeitserklärung wurde darauf sogar unterschrieben. Die allererste Jeans, die Levi Strauss je produzierte, war aus keinem geringeren Material als Hanf.
Striktes Verbot seit 100 Jahren
Vom ersten Jahrtausend vor Christus bis ins 19. Jahrhundert war Hanf die weltweit am häufigsten verwendete Nutzpflanze und gehörte zu den beliebtesten Handelswaren. Danach war Schluss damit. Mit der Erfindung der Baumwollmaschine endete die Blütezeit des Hanf. Zu aufwendig und zu teuer wurde die Hanf-Verarbeitung. Zuerst setzte die günstig produzierende Textilindustrie dem Hanfanbau ein Ende. Wegen der berauschenden Wirkung wurde ab 1913 auch jeglicher Konsum verboten – die Kalifornier waren die Ersten. Deutschland zog 1929 nach. 1971 wurde der Stoff schließlich ins Betäubungsmittelgesetz aufgenommen, was den Cannabis-Boom in den 1970er-Jahren allerdings nicht stoppen konnte, und so öffnete 1972 in Amsterdam der erste offizielle Coffee-Shop. Der Verkauf kleiner Mengen von Cannabisprodukten – ob als Marihuana oder Gras (getrocknete Blätter, Blüten, Stängel) oder als Dope, Shit oder Peace (Harz aus den Drüsenhaaren) – gilt in unserem Nachbarland als toleriert, streng genommen aber ist er (noch) verboten.
Kiffen bald erlaubt?
Der Forschung sei Dank: Cannabis an sich wird inzwischen längst nicht mehr nur als „Kifferdroge“ wahrgenommen, sondern als Arznei, die das Leben vieler Schwerkranker erleichtern soll. Unter bestimmten Voraussetzungen können Patienten seit 2017 Cannabis auf Rezept bekommen. Seither ist die Importmenge auf 28 Tonnen gestiegen. Auch zu Genusszwecken wird eifrig diskutiert, und die Stimmen, Gras gesellschaftsfähig zu machen, werden lauter. Viele Länder haben ihre Gesetze bereits gelockert. Über die kontrollierte Abgabe debattieren Politiker auch bei uns.
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14. August 2023 @ 11:16
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