Charisma – Göttliche Gabe?
Wir spüren es, wenn jemand Charisma hat. Zu definieren, was es ausmacht, ist schon schwieriger.
Allein das Wort hat eine eigene Strahlkraft. Im ursprünglichen, religiösen Sinn umfasst der Begriff Charisma ein besonderes Geschenk Gottes an den Menschen, nämlich eine spezielle geistige Befähigung. Charismatische Personen sind demnach imstande, als Prophet durch die Welt zu ziehen oder Wunder zu vollbringen. Etwas bescheidener geht es auch: Glaubenskraft und Barmherzigkeit gelten in der Bibel ebenfalls als Charismen.
Ganz so hoheitsvoll verstehen wir Charisma heute nicht mehr. Wir verwenden den Ausdruck für Menschen mit einer besonderen Ausstrahlung. Eine Frau, die wir als charismatisch bezeichnen, hinterlässt allein durch ihre Anwesenheit offene Münder und einen Wow-Effekt. Sie hat etwas, was nicht alle haben, etwas faszinierend Mitreißendes, Beeindruckendes.
Von Saskia Fechte
Das gewisse Etwas
Charismatische Menschen ziehen andere in ihren Bann. In ihrer Gegenwart verstummen wir, hängen an ihren Lippen, möchten in ihrer Nähe sein. Sie schaffen es, ihr Publikum emotional auf ihre Seite zu ziehen. Kein Wunder, dass viele Menschen mit dieser Begabung Karriere machen: in den Führungsebenen der Wirtschaft, als Politiker oder Showstar. Was es genau ist, kann sehr unterschiedlich sein. Während der eine mit seiner angenehmen Stimme punktet, versprüht der andere unbefangene Lebensfreude. Viele strahlen eine natürliche Autorität aus oder wirken entwaffnend ehrlich und authentisch.
Noch etwas ist interessant: Charisma hängt nicht von der persönlichen Sympathie ab. Selbst wenn wir jemanden nicht mögen oder seine Aussagen nicht teilen, können wir einem begnadeten Redner kaum seine beachtliche Außenwirkung absprechen. Auch das Alter und die Körpermaße sind keine Merkmale für Charisma.
Starkes Selbstvertrauen
Was diese besonderen Menschen vielen voraushaben: ein gesundes Selbstbewusstsein, das Vertrauen in eigene Stärken. Sie scheinen nicht mit einer krummen Nase oder einer Glatze zu hadern, sondern strahlen von innen heraus – und das kommt beim Gegenüber an.
Starker Auftritt lohnt sich
Ausstrahlung dient nicht allein der Eitelkeit. Wer Eindruck macht, bleibt anderen im Gedächtnis – und hat Vorteile.
Unfair? Es ändert nichts an der Tatsache: Menschen mit einer charmanten Ausstrahlung werden kompetenter eingeschätzt, eher befördert und haben bei anderen schnell einen Stein im Brett.
Erfolgreich im Job
Charismatischen Menschen fliegen Vertrauen und Wertschätzung nur so zu. Ein starker Auftritt bleibt in Erinnerung. Deshalb fällt die Wahl des Klassensprechers oder der Teamleitung meist auf Personen mit entsprechenden Eigenschaften. Sie vermitteln ihren Mitmenschen ein gutes Gefühl und hören genau zu. Sie erfassen gemeinschaftliche Ziele und scheinen in der Lage, diese erfolgreich durchzusetzen. Auch im Job sind Emotionen wichtiger als die Fakten. Mehr als Fachwissen und Fleiß zählt ein bleibender positiver Eindruck. Für die Karriere ist es daher förderlich, souverän und motiviert zu wirken. Ansonsten sieht man Sie gar nicht oder nicht gut, Sie gehen trotz schlüssiger Argumente unter.
Überzeugend im Privatleben
Ob Flirtpartner, Nachbar oder Verkäuferin: Begegnungen und Gespräche nehmen einen besseren Verlauf, wenn das Gegenüber einen positiven Eindruck von Ihnen gewinnt. Wirken Sie sympathisch und authentisch, schlägt Ihnen ein Vorschuss an Zuneigung und Respekt entgegen. Auf so einer Basis fällt es leichter, sich Gehör zu verschaffen, gute Gespräche zu führen und Ziele zu erreichen. Selbstbewusstsein und Offenheit sind dabei hilfreiche Schlüssel. Versuchen Sie jedoch nicht, Ihren Gesprächspartner extra zuvorkommend zu behandeln. Zu freundliche Personen erwecken den Eindruck, unsicher zu sein und schnell kleinbeizugeben.
Mädels, traut euch!
Im Gegensatz zu den meisten Männern haben Frauen oft nicht viel Freude an Wettbewerbssituationen. Sie gehen ihrer Konkurrenz lieber aus dem Weg, als sich mit ihr zu messen. Hierin liegt eine Chance: Frauen ernten Wertschätzung und gelten als besonders stark, wenn sie Konfrontationen nicht scheuen und bei Meinungsverschiedenheiten selbstbewusst auftreten. Das Ergebnis ist dabei gar nicht ausschlaggebend. Es zählt, wie sie sich verkauft haben. Dazu gehören Neugierde und der Mut, Fehler zu machen.
Der erste Eindruck
Es geschieht unbewusst und automatisch bei jeder Begegnung mit einem Unbekannten. In Sekundenbruchteilen machen wir uns ein Bild von ihm. In nur 150 Millisekunden vergleicht das limbische System, unser »emotionales Gehirn«, alle verfügbaren Informationen mit unseren Werten und Erfahrungen. Ist er attraktiv, freundlich, klug, vertrauenswürdig? Das Ergebnis hat Bestand: Unsere Meinung aus dem ersten Zusammentreffen bleibt auch bei längerem Kontakt bestehen. Unser Gehirn legt eine Art Wahrnehmungsfilter über das weitere Verhalten des Gegenübers, abweichende Eindrücke werden gern und oft übersehen. Was wir von jemandem halten, entscheiden vor allem Körpersprache und Stimme. Sympathiefaktor Nummer Eins ist ein echtes Lächeln, das die Augenpartie einschließt. Weitere Faktoren, die über Freund oder Feind entscheiden, sind Körpergeruch, Kleidung, Händedruck und Blickkontakt. Wollen Sie punkten? Dann halten Sie sich aufrecht, Kopf gerade und blicken Sie Ihrem neuen Bekannten für etwa drei Sekunden offen in die Augen. Lächeln Sie, schütteln Sie ihm weder zu schlapp noch zu fest die Hand, begrüßen Sie ihn mit Namen. Sprechen Sie ruhig und laut genug. Ist Ihre Erscheinung gepflegt, die Kleidung passend und sauber, Ihr Parfum dezent? Punktlandung!
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14. August 2019 @ 9:45
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