Blase – Die weibliche Schwachstelle?

Viele Frauen bekommen leichter eine Blasenentzündung als einen Schnupfen. Woran liegt das und was hilft, wenn’s mal wieder zieht und zwickt beim Wasserlassen?

Junge Mädchen kennen das, Frauen in den 30ern auch, und mit den Wechseljahren ist das Drama noch immer nicht vorbei. Das ganze Leben hindurch macht die Blase immer wieder mal Ärger. Dann muss frau schnell, schnell zur Toilette, krümmt sich wegen der fiesen Krämpfe im Unterleib, und das Ergebnis sind lediglich ein paar mickrige, trübe Tropfen. Eine Zystitis, wie die Harnwegsinfektion in der medizinischen Fachsprache heißt, ist schmerzhaft, lästig und gilt als ein weibliches Problem. Aber warum eigentlich?

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Keime kommen auf kurzem Weg

Männer sind vor Harnwegsinfektionen zwar nicht zu 100 Prozent geschützt, aber viel seltener betroffen als Frauen. Der Grund dafür ist die unterschiedliche Anatomie. Die weibliche Harnröhre ist um zehnmal kleiner als die männliche. Auf diesem kurzen Weg können Keime, meist E.choli-Bakterien aus dem Darm, ohne große Umwege in die Frauenblase gelangen. Dort verbreiten sie sich und verursachen die typischen Symptome: ständiger Harndrang und Brennen im Bauch.

Hilfe aus der Natur

Einfach aussitzen – damit ist es nicht getan. Jede Blasenentzündung braucht eine Behandlung. Denn wer nicht reagiert, riskiert einiges. Harnwegsinfektionen, die nicht auskuriert sind, können wiederkehren. In solch einem Fall spricht man von einer „rezidivierenden Zystitis“. Die Übergänge zu einer chronischen Reizblase können fließend sein. Gefährlich wird es, wenn die Nieren Schaden nehmen. Damit es nicht so weit kommt, brauchen die Harnwege Hilfe – idealerweise aus der Natur. Zum Glück gibt es zahlreiche Heilpflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die einen hemmen den Harndrang, die anderen beruhigen die Blase. Zur Vorbeugung gibt’s auch welche.

Expertenrat von Apothekerin Isolde Meyer

Oft empfohlen! Bärentraubenblätter sind eine klassische Empfehlung bei Blasenentzündungen. Ihre Extrakte wirken stark antiseptisch, daher nennt man die ganze Pflanze auch Harnkraut. Ihr Hauptinhaltsstoff Arbutin wird im Körper in eine hocheffektive Substanz umgewandelt. Hydrochinon entfaltet in den Nieren seine Wirkung, hat keimhemmende Eigenschaften und vernichtet unerwünschte Bakterien in allen Teilen der Harnwege.

Der hohe Gerbstoffanteil in den Bärentraubenblättern ist allerdings die Schattenseite dieser Heilpflanze. Auf Dauer kann die Leber Schaden nehmen. Daher gelten für Phytotherapeutika mit Bärentraubenblättern klare Anwendungsregeln: maximal sieben Tage am Stück einnehmen und dies nicht öfter als fünf Mal im Jahr.

Wer häufig unter Harnwegsinfektionen leidet, sollte lieber vorbeugen. Noch relativ neu auf dem Markt sind Präparate mit D-Mannose. Dies ist ein natürlicher Zucker, der die entzündungsverursachenden Bakterien blockiert und gleichzeitig ausspült. Gut verträglich und eine echte Alternative zu synthetischen Antibiotika.

Goldrute

Goldrute ist die Nierenpflanze Nummer eins. In ihren krautigen Blättern und goldgelben Blüten stecken Stoffe, die die Nierenleistung ankurbeln. Bakterien werden ausgespült und gleichzeitig bekämpft. Insofern erfüllt die Goldrute zwei Zwecke: Sie ist sowohl wassertreibend als auch keimwidrig. Apotheken-Präparate mit Goldrute können eine akute Blasenentzündung lindern, einem Rückfall vorbeugen und bei einer chronischen Reizblase helfen.

Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse enthält scharf schmeckende Senfölglykoside, die im Körper keimtötend wirken. Diese Stoffe werden über die Lungen und Nieren ausgeschieden, daher putzen sie beide Organe kräftig durch. Insbesondere bei bakteriellen Blasenentzündungen gilt diese Arzneipflanze mit den wasserabweisenden Blättern dank ihrer hochaktiven Substanzen als natürliches Antibiotikum mit Breitbandwirkung. Fertigpräparate mit Kapuzinerkresse aus der Apotheke werden bei Infektionen der Atem- und Harnwege eingesetzt und können zudem das Immunsystem stimulieren.

Cranberry

Cranberry eignet sich vor allem für Frauen, die unter häufig wiederkehrenden Blaseninfektionen leiden. In der Großfruchtigen Moosbeere, wie sie eigentlich im Deutschen heißt, stecken Stoffe, die verhindern können, dass sich Bakterien an die Blasenschleimhäute anheften. Sie fördern also das Auswaschen von Keimen, ehe die Erreger Schaden verursachen können. Hochkonzentrierter Cranberry-Saft dient in erster Linie zur Vorbeugung und ist in der Apotheke erhältlich. Wer den sauren Geschmack nicht mag, nimmt Kapseln oder Tabletten.

Und die Männer?

Frauen erkranken vier Mal häufiger an Blasenentzündungen als Männer. Das heißt jedoch nicht, dass es Männer nie treffen kann. Wenn sie Probleme mit den Harnwegen bekommen, liegt es oft an der Prostata, die vergrößert ist und deshalb den Harnfluss behindert. In der Blase bildet sich Restharn, und Bakterien können sich ansammeln. Blasenentzündungen infolge von Prostataproblemen gehören in ärztliche Hände. Unterstützend können pflanzliche Präparate mit Extrakten aus Brennnessel, medizinischem Arzneikürbis oder Sägepalme helfen.

Für alle gilt: Bei Fieber, Blut im Urin und Flankenschmerzen ab zum Arzt!

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naturheilkunde und gesundheit, cover 11-2022
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.