Biorhythmus in Balance
Der Biorhythmus ist zwar bei jedem von uns etwas anders getaktet, doch es gibt viele Gemeinsamkeiten. Wer den Verlauf der eigenen Energiewellen kennt, kann den Tag besser nutzen – und sein Wohlbefinden fördern.
Und halbjährlich grüßt das Murmeltier, vielmehr die Zeitumstellung: Am Ostersonntag, dem 31. März 2024, wird uns wieder eine Stunde „geklaut“. Das kann eine Art Mini-Jetlag auslösen. Doch sanfte Anpassungen bringen unseren Biorhythmus wieder ins Lot – nicht nur zum Wechsel auf die Sommerzeit. (PS: Schlafstörungen – allgemein und speziell zur Zeitumstellung)
Schließlich gibt’s für fast alles im Leben den richtigen Moment, entscheidend ist das Timing. Und das liegt uns im Blut oder vielmehr in den Genen: Die Rede ist vom zirkadianen Rhythmus, wie Fachleute unsere innere Uhr bezeichnen. Er sorgt dafür, dass unser Organismus – Studien belegen es – selbst dann einen ungefähren Tag-Nacht-Rhythmus im 24-Stunden-Takt einhält, wenn er von allen orientierenden Reizen wie dem Tageslicht abgeschnitten ist. Innerhalb dieses Zeitmaßes geht’s mit unserer Power allerdings ständig auf und ab…
Jeder Biorhythmus ist individuell zu betrachten, lesen Sie dazu auch: Chronotypen – Die Lerche wird zum Löwen
Morgendliche Munterkeit
Morgens, kurz vor dem Erwachen, steigt unsere Körpertemperatur – und mit ihr die Konzentrationsfähigkeit. Für Tätigkeiten, die volle Aufmerksamkeit fordern, ist der frühe Vormittag ein guter Zeitpunkt. Auch unser Kurzzeitgedächtnis läuft auf Hochtouren.
Ganz im Gegensatz zur Abwehrkraft – gegen 9 Uhr geht die Zahl der Immunzellen im Blut gen Tiefststand. Hustende und niesende Kollegen? Besser Abstand halten!
Zwischen 10 und 12 Uhr sind wir besonders leistungsfähig und kommunikativ: wichtige Gespräche möglichst bis zum Mittag einplanen. Übrigens: Damit wir in der ersten Tageshälfte geistig aktiv sein können, braucht unser Oberstübchen Nahrung. Ideal ist ein Frühstück bis spätestens zwei Stunden nach dem Aufstehen – mit komplexen Kohlenhydraten in Form eines Vollkornbrots oder Müslis. Auch gut: ungesüßter Früchtequark.
Nachmittage nutzen
Mittags ereilt uns das bekannte „Schnitzelkoma“, auch wenn wir keinerlei Fleisch vertilgt haben: Unsere Leistungskurve sinkt rapide ab, wir gähnen vermehrt. Keine Chance auf einen Powernap? Stattdessen eine Viertelstunde flott spazieren gehen. Während unsere Konzentration zwischen 12 und 15 Uhr leidet, steigt die Kreativität: Unsere latente Müdigkeit sorgt dafür, dass das Gehirn auch alternative Lösungen zulässt.
Unser Schmerzempfinden ist gegen 15 Uhr am niedrigsten; perfekt, wenn ein Termin bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt ansteht. Der Körper produziert nun besonders viele schmerzstillende Substanzen; Betäubungsmittel wirken bis zu dreimal länger.
Für Sport eignet sich der späte Nachmittag bestens, denn von circa 17 bis 19 Uhr sind Muckis und Lunge am leistungsfähigsten. Von etwa 16 bis 18 Uhr hält allerdings auch unser zweites kognitives Leistungshoch an; was wir jetzt an Wissen sammeln, hat beste Chancen, ins Langzeitgedächtnis zu wandern.
Abends abschalten
Bis 19 Uhr sollten wir die Herausforderungen des Tages, ob geistig oder körperlich, bewältigt haben, denn bei vielen ist der Großteil der Energie nun verbraucht.
Die Nahrungsaufnahme sollten wir ebenfalls spätestens gegen 19 Uhr abschließen: zu diesem Zeitpunkt sind unsere Geschmacksnerven besonders aktiv. Abends verzehren wir am besten eine eiweißreiche Mahlzeit, denn Kohlenhydrate und Fett werden nun nicht mehr verbraucht, sondern „eingelagert“.
Unser Immunsystem ist abends topfit: Keime können uns wenig anhaben, wenn wir ins Kino, Theater oder auf eine Party gehen. Ab 23 Uhr schickt die innere Uhr allerdings die meisten von uns Richtung Schlafzimmer: Der Blutdruck sinkt, unsere Reaktionsfähigkeit auch, und klare Gedanken lassen sich jetzt kaum mehr fassen. Morpheus‘ Arme warten. Während wir schlummern, läuft unser körpereigenes Regenerationsprogramm ab. Die perfekte Erholung – damit wir morgen wieder fit durch den Tag kommen!
Sollen wir Medizin nach der Uhr nehmen?
Diese Frage beantwortet Apotheker Friedrich Appenzeller: „Wie gut und intensiv ein Medikament wirkt, ist von der Dosis abhängig, klar. Aber wussten Sie, dass auch der Zeitpunkt der Einnahme entscheidenden Einfluss auf den Effekt haben kann? Unser Stoffwechsel funktioniert schließlich nicht rund um die Uhr gleich; so schwankt neben Körpertemperatur und Organtätigkeit auch die Konzentration an Hormonen und Enzymen. Das wiederum verändert die Wirkung von Arzneistoffen. So sollten etwa Cholesterinsenker abends genommen werden, da die Blutfettwerte nachts höher liegen als tagsüber. Weil unsere Verdauungsorgane frühmorgens stärker durchblutet werden, steigt dann, beispielsweise bei der Einnahme von Schmerzmitteln, das Risiko für Nebenwirkungen. Abends geschluckt, verursachen Ibuprofen, Paracetamol und Co. weniger unerwünschte Effekte. Selbst für Chemotherapien und Herzklappen-OPs gibt es nachweislich optimale Zeiten; finden letztere nachmittags statt, gehen sie mit geringeren Komplikationen einher.
Die Chronomedizin, das Fachgebiet, das sich mit Gesundheit und Heilung im Takt der inneren Uhr beschäftigt, ist noch eine recht junge Disziplin. Doch jeder kann von ihr profitieren, auch Sie: Ihre Vor-Ort-Apotheke berät Sie gern dazu, wann Ihre Medikamente am besten wirken.“
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Sprechen Sie uns gern auf das Thema an und lassen Sie sich von uns ganz individuell beraten.