Autoimmunerkrankungen – Fehler im System
Unsere Immunabwehr ist intelligent. Doch manchmal schießt sie übers Ziel hinaus und bekämpft den eigenen Körper. Wie kommt es dazu und warum treffen Autoimmunerkrankungen hauptsächlich Frauen?
Die Deutsche Autoimmun-Stiftung schätzt: Über 5 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum leiden an einer von rund 100 bekannten Autoimmunerkrankungen.
Die geläufigsten sind:
- Rheumatoide Arthritis bzw. Chronische Polyarthritis (Gelenkrheuma)
- Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenfunktionsstörungen)
- Colitis ulcerosa und Morbus Crohn (Darmentzündungen)
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Psoriasis (Schuppenflechte)
- Systemischer Lupus erythematodes (Bindegewebserkrankung)
- Diabetes Typ I (Zuckerkrankheit)
- Multiple Sklerose (entzündliche Nervenerkrankung)
Autoimmunerkrankungen verlaufen häufig in Schüben und sind nicht ansteckend.
Diese Blogposts könnten Sie auch interessieren:
- Darmgesundheit: Das Immunsystem hat einen seiner wichtigsten Ursprünge im Darm.
- Neonatales Immunsystem: Die Ausbildung des Immunsystems selbst findet schon frühkindlich im Schutz des mütterliches Bauches und der Stillzeit statt.
- Allergie – Fehldeutung des Immunsystems: Auch hier übertreibt unsere Abwehr.
Ein Artikel von Saskia Fechte
Begegnen unsere Abwehrzellen unbekannten Strukturen, die ihnen verdächtig erscheinen, fackeln sie nicht lange. Blutkörperchen und Killerzellen machen Eindringlinge unschädlich oder eliminieren sie aus dem Körper. Zur Spezialeinheit des Immunsystems gehören T- und B-Lymphozyten, eine Unterart der weißen Blutkörperchen. Sie bilden das Gehirn des Immunsystems, markieren Feinde mit Antikörpern und merken sich vergangene Abwehrprozesse. So wissen sie bei erneuten Angriffen durch alte Bekannte, was zu tun ist, und senden entsprechende Signale an ihre Kollegen in der Abwehrtruppe. Gleichzeitig müssen die Lymphozyten ein gutes Maß an Gelassenheit beweisen, um nicht jedem fremden Molekül oder harmlosen Mutationen mit Aggression zu begegnen. Versagt diese Toleranz, starten die übersensiblen Aufpasser falsche Abwehrreaktionen gegen körpereigene Stoffe. Die Folgen: chronische Entzündungen und Zerstörung von gesundem Gewebe.
Der Blick aufs Ganze hilft
Autoimmunerkrankungen können einzelne Organe oder den gesamten Körper beeinträchtigen. Genauso vielfältig wie die Ausprägungen sind auch die Symptome. Viele Menschen erhalten falsche Diagnosen und leiden jahrelang an Gesundheitsproblemen, bevor sie Gewissheit erhalten. Eine ganzheitliche medizinische Sicht und die Zusammenarbeit verschiedener Fachärztehelfen bei der Einordnung. Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung sind wiederkehrende unspezifische Beschwerden wie Fieber und Entzündungen sowie Funktionsstörungen verschiedener Organe. Eine Blutprobeoffenbart allgemeine Anzeichen einer chronischen Entzündungsreaktion: erhöhte Entzündungsmarker, eine starke Vermehrung von T- und B-Lymphozyten sowie große Mengen Antikörper. Für einige Autoimmunkrankheiten sind typische Antikörper bekannt, sie liefern wichtige Indizien. Je nach Erkrankung, kommen Ärzte außerdem mit Gewebeproben, Schmerzprotokollen, Ultraschall oder Magnetresonanztomografie (MRT) der Ursache auf die Spur.
Gene, Infekte und Stress
Autoimmunkrankheiten sind in manchen Familien häufiger. Eine gewisse Veranlagung liefern also unsere Gene. Zumindest für einzelne Erkrankungen sind außerdem Viren und mikrobielle Erreger als Auslöser bekannt. Nach schweren Infektionen treten verdächtige Symptome vermehrt auf. Weiterhin fördern Umweltfaktoren wie Schadstoffe aus dem Zigarettenrauch und UV-B-Strahlung, aber auch Stress den Ausbruch von Autoimmunerkrankungen. Durch solche Einflüsse entstehen Schäden an den Zelloberflächen, die Abwehrzellen dann mit bedrohlichen Strukturen verwechseln. Je mehr dieser Risikofaktoren zusammenkommen, desto eher treten Irritationen im Immunsystem auf. Wie und warum Autoimmunerkrankungen letztendlich genau entstehen, ist bisher nicht ausreichend erforscht.
Frauen bevorzugt
75 Prozent der Autoimmunerkrankungen treffen Frauen. Das ist den Geschlechtshormonen geschuldet: Das weibliche Östrogen fördert selbstzerstörerische Immunreaktionen, während das männliche Testosteron diese bremst. Entsprechend lösen Phasen hormoneller Veränderungen wie Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre bei vielen Frauen erste Symptome für Autoimmunerkrankungen aus. Eine weitere mögliche Erklärung liegt im Darm: Frauen und Männer weisen eine unterschiedliche Bakterienflora auf, beherbergen also verschiedene Arten und Mengenverteilungen in diesem wichtigen Teil des Immunsystems. Die Darmbakterien bestimmen die Abwehraktionen entscheidend mit, somit auch die Toleranz des Immunsystems und die Wahrscheinlichkeit einer Autoimmunreaktion.
Ziel: Beschwerden lindern
Autoimmunerkrankungen sind nicht heilbar. Eine frühzeitige und kontinuierliche Behandlung kann jedoch Symptome lindern, Entzündungen eindämmen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Um die Zerstörung von gesundem Gewebe aufzuhalten, setzen Fachärzte häufig Medikamente ein. Sogenannte Immunsuppressiva wie Kortison sollen das überaktive Immunsystem dämpfen. Weil Krankheitsprozesse bei jedem Patienten anders aussehen, sind individuelle Therapiestrategien ratsam. Methoden aus Schulmedizin, Naturheilkunde und Psychotherapie können dabei gut miteinander kombiniert werden. Die Forschung arbeitet an Therapien, die die Toleranz der Lymphozyten neu programmieren können. Eine Art Impfung gegen Autoimmunerkrankungen oder eine Desensibilisierung wie bei Allergien sind in Zukunft ebenfalls denkbar.
Fibromyalgie, der Ganzkörperschmerz
Chronische Muskel- und Gelenkschmerzen, die überall am Körper auftreten, scheinen aus dem Nichts zu kommen und können mehrere Monate anhalten. Bei vielen Patienten findet sich keine Ursache für die ständigen Schmerzattacken. Eventuell sind beeinträchtigte Nervenenden im betroffenen Gewebe oder eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem ausschlaggebend. Als eine der bekanntesten Persönlichkeiten leidet Pop-Ikone Lady Gaga an Fibromyalgie. Schmerztherapie ist der Schlüssel zur Linderung: Medikamente, Krankengymnastik sowie homöopathische Präparate aus Indianischem Wurmkraut (Spigelie) und dem Kürbisgewächs Koloquinte können die Beschwerden eindämmen.
Weitere Informationen
Besuchen Sie die Website der „Deutsche Autoimmun-Stiftung“: www.autoimmun.org
oder sprechen Sie auch uns an, wir beraten Sie gern.
Goedecke Marianne
14. August 2021 @ 17:38
Guten tag, ich bin 58 Jahre 1,67 gross und wiege 53 kg. Ja hört sich ja toll an. Ich bin kellnerin und putze noch mit. In meiner Freizeit bin ich immer draussen, haben einen Hund und Sport nache ich auch noch. Doch mein Bindegwebe wird immer schwächer und mehr. Wenn ich mich hinlege sieht es auch als ob da was daneben liegt. Verstehen sie was ich meine,Fett ist das nicht. Was kann ich denn tun ? Mineralstoffe 50 plus nehme ich bereits ein und Lysin auch. Nichts, es macht mich bisschen depriemierent. Bin auf eine antwort sehr gespannnt. danke L.G. marianne
Flora Team
16. August 2021 @ 8:20
Hallo Frau Goedecke, vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die Antwort auf Ihre Frage würde zu umfangreich ausfallen und ist von vielen weiteren individuellen Faktoren abhängig, die es bezüglich Ihrer Anfrage abzuklären gilt. Zudem handelt es sich um persönliche Informationen, die hier öffentlich einsehbar wären. Hinzu kommt, dass unser Team nur sporadisch Zugang zum Blog hat, da er allgemeinen Informationszwecken dient und keine individuelle Beratung ersetzen kann und soll.
Für eine schnelle sowie adäquate Beantwortung Ihrer Frage, in Verbindung mit einer individuellen Beratung können Sie uns während unserer Öffnungszeiten ( Mo-Fr 08.00-13.30 und 15.00-18.30 Uhr sowie Sa 08.00-13.00 Uhr ) in der Apotheke bei einem persönlichen Gespräch ( Friesenstr. 24A, Hannover ), telefonisch ( 0511/341387 ) oder per Email ( mail@flora-pharm.de ) unverbindlich erreichen.
Wir danken für Ihr Verständnis und verbleiben mit freundlichen Grüßen
Rosacea natürlich behandeln - Flora Apotheke Hannover
9. Juni 2021 @ 10:48
[…] einen milden Verlauf nehmen kann. Rosacea gilt aus schulmedizinischer Sicht zwar als unheilbare Autoimmunkrankheit, sie spricht aber gut auf verschiedene Behandlungswege an. Iris Windheuser beschreibt, welche […]
Schuppenflechte – Haut in Balance - Flora Apotheke Hannover
9. November 2020 @ 9:57
[…] die eine Schuppenflechte begünstigen, die Ursache liegt doch häufig im Stoffwechsel selbst. Das Immunsystem reagiert übertrieben stark auf einen Auslöser und erzeugt eine Entzündung der Haut mit einer schnellen Zellteilung und […]
Gesünder mit Vitalstoffen - Flora Apotheke Hannover
3. Juli 2020 @ 9:03
[…] Organe und Körperregionen und verursachen Haut- und Kreislauferkrankungen, Allergien, Diabetes und Autoimmunkrankheiten, sogar Demenz. Ein Hauptrisiko für solche Mini-Entzündungen sind die Fettzellen am Bauch. Sie […]
Dünndarm - Alles rausholen - Flora Apotheke Hannover
20. Mai 2019 @ 13:55
[…] darauf gelegt werden, bei Störungen des Gesamtsystems, z.B. bei Allergien, MS oder anderen Autoimmunerkrankungen, hier eine Normalisierung herbeizuführen. Unserer Erfahrung nach haben sich hier auch […]
Zink, essentielles Spurenelement - Flora Apotheke Hannover
5. Februar 2019 @ 15:48
[…] Autoimmunprozessen wie z.B. der MS ist eine Zufuhr sehr sorgsam und vorsichtig zu gestalten, um nicht unspezifisch das […]