Aufatmen mit Aerosolen
Tief Luft holen! An der Küste entlang zu spazieren, wirkt wie eine Dauer-Inhalation. Dies ist aber nur ein positiver Effekt von vielen, weiß Stephanie Drönner.
„Das Meer wäscht alle Übel vom Menschen ab“, ahnte einst schon der griechische Tragödiendichter Euripides (480–406 v. Chr.). Heute wissen wir aufgrund chemischer Analysen, dass das Wasser mehr als hundert Spurenelemente und Mineralien enthält, die eine gesundheitsfördernde Wirkung auf unseren Organismus entfalten. Doch um davon zu profitieren, müssen wir nicht baden gehen: Besonders gut tut uns vor allem die einzigartige Seeluft. Ihr Geheimnis sind Aerosole: feinste Tröpfchen, die vor allem in Brandungsnähe aufgewirbelt werden und unter anderem reich an Salz, fachsprachlich Natriumchlorid, Kalium, Calcium, Magnesium und Sulfat sind. Sie gelangen in den Nasen-Rachen-Raum und in die tieferen Atemwege. Auch auf unserer Haut lagern sich die winzigen Partikel ab.
PS: Lust auf Meer – Thalassotherapie
Hier machen wir uns endlich Luft Für Nebenhöhlen, Bronchien und Lunge ist ein Aufenthalt am Meer eine wahre Wohltat. Der Grund ist: Die feuchte und salzhaltige Luft fördert die Durchblutung der Schleimhäute in den Atemwegen. Das macht sie widerstandsfähiger gegenüber Krankheitserregern. Zudem löst das Salz dort auch festsitzenden Schleim, sodass er sich leichter ausschnupfen oder abhusten lässt. In der Lunge wirkt der Salzanteil der Seeluft zusätzlich entzündungshemmend; lästiger Reizhusten kommt zur Ruhe. Und Asthmatiker freuen sich über die bronchienerweiternden Effekte, die unsere Atemkapazität nachhaltig verbessern.
Hier hat Heuschnupfen Pause
Auch für Allergiegeplagte ist am Meerwasser die Luft rein: Insbesondere an Nord- und Ostsee, vor allem auf den vorgelagerten Inseln, sind durch den landeinwärts wehenden Wind kaum Pollen zu finden. Ob Sie also von Heuschnupfen betroffen sind, unter Asthma bronchiale leiden, an einer chronischen Bronchitis, oder ob Sie häufig eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) erwischt: Am Meer lassen Ihre Beschwerden vermutlich rasch nach. Übrigens: Auch Gesunde profitieren natürlich von der sauberen, sauerstoffreichen und solehaltigen Brise, die unmittelbar an der Wasserlinie am intensivsten ist. Daher nicht die Strandpromenade zum Schlendern wählen, sondern direkt an der Brandungszone laufen.
Hier fühlen wir uns wohl in unserer Haut
Neigt Ihre sensible Hülle zu Entzündungen oder reagiert sie empfindlich auf Stress? Bei gereizter Haut und Erkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) kann eine Kur an der See zur deutlichen Verbesserung des Hautbilds führen. Denn das Salz, das sich auf der Haut absetzt, löst abgestorbene Schüppchen und hemmt entzündliche Prozesse. Die hohe Luftfeuchtigkeit in Meeresnähe wirkt Trockenheit entgegen; der kühle Wind lindert quälenden Juckreiz, der viele Betroffene sehr belastet. Sanfte Sonne und Bäder im Meerwasser tun der leidenden Haut ebenfalls gut. Auch die Symptome einer Akne oder Rosacea können sich im Strandurlaub verbessern. Und bei Orangenhaut, die zwar keine Krankheit darstellt, aber trotzdem unbeliebt ist, werden „Abreibungen“ mit einem Meersalz-Peeling empfohlen. Das können Sie auch zu Hause durchführen: Es ist in Apotheken erhältlich; ebenso Meersalz zum Baden oder Inhalieren.
Hier wird unser Kreislauf angekurbelt
Unser Herz-Kreislauf-System würde ebenfalls gern wieder an die See reisen. Allerdings variiert das jeweilige Ziel nach individuellem Blutdruck. Will dieser nie so recht in Gang kommen, sackt zwischendurch ab und liegt eher im unteren Bereich, ist das Reizklima an der Nordsee ideal. Der stetige Wind, die Gezeiten und starke Temperaturschwankungen kurbeln den Kreislauf ebenso wie den Stoffwechsel an. Kein Wunder, denn anders als in der Südsee lädt das Klima hier nicht zum Müßiggang unter einer schattenspendenden Palme ein: Um nicht zu frösteln, ist an der friesischen Küste meist Bewegung gefragt. Und diese fördert bekanntlich die Fitness ebenso wie eine schlanke Linie.
Hier bleibt der Blutdruck in Balance
Auch schwächelnde Venen freuen sich über ausgiebige Walking-Einheiten (barfuß!) am Strand, denn das aktiviert die Muskelpumpe und gilt als ideales Ausdauertraining. Bei Hypertonie und Herzbeschwerden sollten Sie allerdings eher den warmen Sand, beispielsweise am Mittelmeer, bevorzugen. Das Klima im Süden ist schonender, weniger reizintensiv. Viele Experten raten bei hohem Blutdruck daher eher zu Ferien in südlichen Gefilden; innerhalb Deutschlands die sanftere Ostsee ansteuern.
Salziger geht’s nicht: Totes Meer
Der Name ist irreführend: Es handelt sich bei dem abflusslosen, weltweit tiefstgelegenen Gewässer (etwa 430 Meter unter dem Meeresspiegel) in Israel nicht um einen Ozean, sondern um einen Salzsee. Der Salzgehalt ist mit rund 35 Prozent so hoch, dass weder Tiere noch Pflanzen darin leben können. Ganz „tot“ ist der See aber nicht: Es existieren einige Bakterien und Pilze darin. Berühmt ist das Gewässer aufgrund seiner hohen Konzentration und außergewöhnlichen Mischung an Nährstoffen, die vor allem bei Hautproblemen, aber auch bei vorzeitiger Hautalterung und Haarverlust unterstützen können. Keine Sorge, eine weite Reise in den Nahen Osten ist dafür nicht unbedingt erforderlich: Produkte wie Totes-Meer-Salz für die heimische Badewanne, aber auch Shampoos und Hautcremes mit den hilfreichen Inhaltsstoffen gibt’s rezeptfrei in Ihrer Apotheke.
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Expertenrat
Wir fragen Dr. Christine Reinecke, Diplom-Biologin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde: Wie passen wir uns dem Reizklima an?
„Wind, salzhaltige Luft und indirekte Sonnenstrahlung sind Herausforderungen für unseren Organismus. Da ist es am besten, erst einmal nicht zu viel zu wollen. Damit uns die ,Akklimatisierung‘ gelingt, was nichts anderes bedeutet als die Anpassung an ein ungewohntes Klima, hier ein paar Tipps: Kalkulieren Sie zu Anfang eine gewisse Tagesmüdigkeit ein, und gehen Sie daher recht früh zu Bett. Die meisten Menschen schlafen an der See umso besser. Leichte Spaziergänge statt schweißtreibendem Strandjoggen sind für den Anfang genug. Achten Sie dabei immer darauf, dass Ihr Körper vor Wind geschützt ist, besonders die Ohren. Denn bei Wind gibt unser Körper Wärme ab und kühlt schneller aus. Das Baden in der Nord- und Ostsee stellt einen starken Kältereiz dar. Wagen Sie den Sprung ins kühle Nass deshalb eher am Ende Ihres Aufenthaltes, wenn sich Ihr Organismus bereits an das Reizklima gewöhnt und umgestellt hat. Dann werden Sie auch die Vorteile bemerken: Ihre Nasenschleimhaut wird durchblutet, Sie können tief durchatmen und sind nun besser gegen Infekte gewappnet.“
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