Aminos, Aminos, Aminos – Nahrungsmittel-unverträglichkeiten und Eiweißzufuhr
Was sind denn Aminos und was haben diese mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu tun?
Ein Blogbeitrag von Manuela Carstensen, Er-NÄHR-ungsberaterin und Apothekerin im Team der Flora-Apotheke.
Aminos stehen hier als liebevolles Kurzwort für Aminosäuren; es sind die kleinsten Bausteine der Eiweiße. Sie sind die Grundbausteine des Körpers bzw. des Lebens im Allgemeinen, da sie genau so auch in Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen vorkommen; sie sind unentbehrlich für jeden Stoffwechselvorgang, sie übernehmen u.a. wichtige Funktionen im Herz-Kreislaufsystem, sie sind Bestandteil der Antikörper, sie sind in der Lage Gewebe, Organe, Muskeln, Haut, Haare etc. zu bilden und vieles mehr.
Genau wie Kohlenhydrate, Fette, Vitamine und Mineralstoffe sind sie für Wachstum, Entwicklung, Reproduktion und Erhalt des Lebens notwendig.
Ein anderes Wort für Eiweiß ist Protein. Proteine bestehen aus Ketten von Aminosäuren. In der Natur werden viele verschiedene Aminosäuren gebildet, davon kann der Mensch allerdings nur 20 Aminosäuren in körpereigene Proteine einbauen. Das Besondere an diesen Aminosäuren ist, dass sie die einzigen Stickstoffquellen sind, die der Mensch verwerten kann. Außer in Ihrer Zusammensetzung unterscheiden Sie sich auch in Ihrer Länge, man spricht hier von kurzkettigen, mittelkettigen oder langkettigen Proteinen, was z.B. große Unterschiede hinsichtlich der Resorption und auch Allergenität im Körper mit sich bringt.
Was ist ein Protein?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) definiert es so (Okt. 21): „[…] Heute werden Strukturen mit mehr als 100 Aminosäureresten als Proteine bezeichnet. Aminosäuren, und somit auch Proteine, haben eine Grundstruktur aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Der Stickstoffanteil verschiedener Proteine liegt zwischen 15 % und 24 %.[…]“Und in der Folge definiert die DGE noch unentbehrliche (essentielle) Aminosäuren: „Im menschlichen Körper werden 20 verschiedene Aminosäuren zum Aufbau von Proteinen benötigt, diese werden als proteinogen bezeichnet. Neun der proteinogenen Aminosäuren können im menschlichen Organismus nicht neu aufgebaut werden, sie werden als unentbehrlich (früher: essenziell) bezeichnet: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Valin sowie für Säuglinge Histidin. Ohne eine regelmäßige Zufuhr dieser unentbehrlichen Aminosäuren können Mangelerscheinungen auftreten. Die übrigen elf der proteinogenen Aminosäuren können unter normalen Bedingungen und bei ausreichenden Mengen an Stickstoff im Stoffwechsel selbst aufgebaut werden. Sie gelten als entbehrliche (früher: nicht-essenzielle) Aminosäuren: Alanin, Arginin, Asparagin, Asparaginsäure, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, Prolin, Serin und Tyrosin. […]“
Für interessierte Leser: In unserem Vitalstoff-ABC auf unserer Website stellen wir die 20 proteinogenen und ausgewählte weitere Aminosäuren vor: https://www.flora-pharm.de/vitalstoffe/aminosaeuren.htm
Tierisches Eiweiß bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten reduzieren
Für Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist es generell ratsam, tierisches Eiweiß zu reduzieren oder, bei ausgeprägten Beschwerdebildern, zumindest vorübergehend über mehrere Wochen bis Monate je nach Intensität der Reaktion zu meiden; dies ist umso wichtiger, wenn Stuhluntersuchungen einen starken Überschuss an Fäulnisbakterien und einen erhöhten Stuhl-pH-Wert über pH 7 ergeben haben.
Rind, Hammel, Wild und Schweinefleisch sind bindegewebsreiche Fleischsorten. Diese sind schwer verdaulich und ihre Faserstrukturen werden nur grob zerkleinert. So wandern reichlich Eiweißfasern, unvollständig verdaut, in tiefere Darmabschnitte, wo sie von den Fäulnisbakterien verstoffwechselt werden. Das führt u.a. zu Blähungen.
Besser bekömmlich sind bindegewebsarme Fisch- und Fleischsorten, also weißfleischiger Fisch (Dorsch, Scholle, Seezunge, Steinbutt) und Geflügel, die im Übrigen auch deutlich gesündere Fette mit sich bringen.
Darüber hinaus spielt auch die Zubereitungsform eine Rolle in Sachen Bekömmlichkeit: am besten verträglich sind schonend gedünstete Zubereitungen, Suppeneinlagen oder nur leicht angebratene bzw. angeschwitzte Varianten.
Dysbiose
Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und einem, dadurch entstandenem Ungleichgewicht der Darmflora (Dysbiose) sind auch Eier keine Alternative. Sie enthalten viele schwefelhaltige Aminosäuren, die zu übelriechenden Blähungen und belastenden Fäulnisprodukten im Darm führen.
Bekömmlicher ist in vielen Fällen leichter verdauliches pflanzliches Eiweiß in Form von Tofu, Lupinen, kleinen Mengen Linsen, kleinen Mengen ungerösteter Nüsse (evtl. eingeweicht), Nussmusen und zartem Fisch und unterstützt die Darmflora zugleich.
Lesen Sie auch mehr zum Thema und Tipps zur Umstellung in Richtung vegane Ernährung hier im Blog.
Eiweißunterversorgung und Ergänzung
Sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Dysbiosen sehr stark ausgeprägt und betreffen auch Soja, Nüsse, Fisch u.a., kann das Risiko einer Unterversorgung mit Eiweiß nicht ausgeschlossen werden.
In diesen Fällen macht eine Ergänzung mit essentiellen Aminosäuren Sinn. Diese weisen kein allergenes Potential auf und werden bereits bei Einnahme vor den Mahlzeiten in den oberen Dünndarmabschnitten in den Blutkreislauf aufgenommen und rufen so weder Fäulnisreaktionen noch Unverträglichkeitsreaktionen hervor.
Unerwünschte Nebenprodukte: Histamin und Ammoniak
Beim mikrobiellen Abbau von Eiweißen bzw. Aminosäuren im Darm entstehen auch Histamin und andere biogene Amine, so dass ein zu hoher Anteil an Histamin im Körper vorliegt. Zu viel Histamin sorgt für zahlreiche allergieähnliche Körpersymptome, wie Juckreiz und Hautrötungen.
Außerdem entsteht beim Eiweißabbau Ammoniak, der in der Leber zu Harnstoff umgewandelt und dann über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Das setzt leistungsfähige Leber und Nieren voraus. Diese können jedoch durch aufgenommene Schadstoffe (z.B. Schwermetalle) in ihrer Funktion eingeschränkt sein, so dass sich zu viel toxisches Ammoniak im Körper befindet.
Zwei Gründe mehr, die Eiweißaufnahme eine Zeit lang zu reduzieren, um den Körper zu entlasten.
Sobald die Verdauungsleistung stärker ist und die Beschwerden deutlich abgenommen haben, können die essentiellen Aminosäuren dem Körper langsam wieder durch oben genannte Nahrungseiweiße zugeführt werden.
Auch lässt sich die Verdauungsleistung durch Verdauungshelfer, wie Bitterkräuter, steigern. Dazu beim nächsten Mal mehr.
Und zum Abschluss nochmal zurück zum Logo der Flora-Apotheke – die Farbe Grün zieht sich wie ein Faden durch die gesamte Apotheke und ihrer Philosophie. Immer wieder wird Ihnen die Farbe Grün hier begegnen. Sie unterstreicht unseren alternativ-ganzheitlichen Denkansatz.
Kleine Anekdote am Rand: Herr Domhardt schreibt sogar mit grüner Kugelschreibermine oder Tinte.
In diesem Sinne, passen Sie gut auf sich auf und bauen Sie verstärkt grüne, natürliche Lebensmittel in Ihren Speiseplan mit ein.
Die Autorin
Kurz zu meiner Person: mein Name ist Manuela Carstensen, Apothekerin sowie ganzheitliche Ernährungsberaterin und Ernährungstherapeutin. Ich bin seit Dezember 2019 Mitglied im Team der Flora-Apotheke. Ich habe mich auf den Weg gemacht, um mich mit Ernährung als eine mögliche Basis für Gesundheit und Heilung zu beschäftigen und, angelehnt an die Natur, zu beobachten, was wir wirklich brauchen und was uns guttut.
Quellen:
– Toxfrei, Dipl. oec. troph. Nadia Beyer, 2018
– Ausbildungsskript zum Ernährungsberater, carrots & coffee college, Nadia Beyer, 2013
Und was ist mit Jod? - Flora Apotheke Hannover
10. August 2021 @ 10:46
[…] potenziell kritischen Nährstoffen sicherzustellen. Dazu zählen, neben den oben genannten Stoffen, Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2, Calcium, Zink und Selen. Apropos Selen: Gerade dieses […]