Ambrosia, der Albtraum für Allergiker
Die Pollensaison geht zu Ende? Mitnichten. Jetzt kommt die Ambrosia (ein invasives Ackerunkraut aus Nordamerika) und sie kann heftige Allergien bzw. allergische Reaktionen wie Heuschnupfen, Bindehautreizungen und allergisches Asthma auslösen.
Gemeinsam gegen Ambrosia
Aus der griechischen Mythologie kennen wir Ambrosia als Speise der Götter, das hab jedoch mit dieser Pflanze absolut nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Um die Ausbreitung der Pflanze einzudämmen, sind alle gefragt: Wer Ambrosia-Bestände sichtet, sollte dies melden (s.u.).
Im Interview mit Stefanie Deckers der Ambrosia-Experte Dr. Uwe Starfinder: „Bei der Bekämpfung der Ambrosia ist jeder Einzelne gefragt.“
Sie sieht harmlos aus, ist sie aber nicht. Ambrosia ist eine hochallergene Korbblütler-Pflanze. Wenn sie blüht, hat sie ein fünfmal stärkeres Allergiepotenzial als Gräser- oder Birkenpollen. Der Biologe Dr. Uwe Starfinger ist Ambrosia- Experte am Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Braunschweig. Er befasst sich seit zehn Jahren mit dem eingeschleppten Ackerkraut und sieht seine Mission zur Bekämpfung noch lange nicht beendet.
Herr Dr. Starfinger, warum ist es so wichtig, die Ausbreitung von Ambrosia zu stoppen?
Etwa jeder Sechste in Deutschland hat eine Pollenallergie. Und es werden immer mehr. Einer der Gründe ist der Klimawandel, der neuen Pflanzenarten Tür und Tor geöffnet hat. Seit rund zehn Jahren hat die hochallergene Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia) bei uns Wurzeln geschlagen. Ursprünglich stammt sie aus Nordamerika. Sie hat ein deutlich höheres Allergiepotenzial als unsere heimischen Pflanzen. Schon kleine Mengen reichen aus, um heftige Reaktionen auszulösen: Niesattacken, tränende Augen, die jucken und brennen. Wenn man bedenkt, dass eine einzelne Pflanze bis zu einer Million Pollen produziert, kann man sich die Ausmaße grob vorstellen. Ambrosia-Pollen reizen die Atemwege derart heftig, dass es zu Atemnot und Asthmaanfällen kommen kann. Bei Hautkontakt drohen Ausschläge und Ekzeme, bei denen nur ein Arzt hilft. Für Heuschnupfen-Geplagte ist das ein Albtraum. Und es gibt noch mehr schlechte Nachrichten.
Was kann für Allergiker noch schlimmer sein als das?
Normalerweise ebbt ab August der Pollenflug allmählich ab und Allergiker können aufatmen. Mit der Ambrosia-Pflanze aber geht es jetzt erst richtig los. Schuld ist die extrem lange Blütezeit von Juni bis Oktober. Der Pollenflug setzt im Hochsommer ein – im August und September. Die Allergiesaison verlängert sich also um zwei bis drei Monate. Häufig treten auch Kreuzallergien mit Bananen und Melonen, Kürbis und Zucchini, Sellerie und Karotten auf. Wir gehen von einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Problem mit hohen Folgekosten aus.
Ambrosia erobert Deutschland – kann man das so sagen?
Ambrosia breitet sich aus, wenn wir die Pflanze nicht bekämpfen. Manche Regionen Deutschlands sind jedoch stärker betroffen als andere. Dazu zählen vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen, aber auch Berlin und Brandenburg. Besonders in der Niederlausitz schlagen die Bürger Alarm. Die Pollenkonzentration in der Luft übersteigt längst die Schwelle für eine hohe Pollenbelastung. Hier hoffen die Menschen auf politische Unterstützung. Anderswo gibt es Aktionsprogramme zur Bekämpfung der Ambrosia. Sogenannte Ambrosia-Scouts sind unterwegs und reißen die Stauden samt Wurzeln aus dem Boden. Es gibt Städte und Bundesländer, die sich ihren eigenen Ambrosia-Beauftragten leisten. Jede Kommune entscheidet für sich, was und wie viel sie gegen die Allergie-Pflanze unternimmt. In der Schweiz ist das anders. Dort steht Ambrosia auf der Schwarzen Liste der besonders gefährlichen Pflanzen. Wer das Allergie-Kraut nicht entfernt, riskiert ein Bußgeld. Eine solche Meldepflicht besteht bei uns nicht.
Was kann jeder Einzelne tun?
Wer Ambrosia im eigenen Garten entdeckt, sollte schnell eingreifen – möglichst vor der Blütezeit. Immer die ganze Pflanze entfernen – auch die Wurzel. Tragen Sie unbedingt Schutzhandschuhe und zusätzlich eine Feinstaubmaske, wenn Ambrosia schon blüht. Auf keinen Fall dürfen Sie diese aggressive Allergie-Pflanze im Kompost oder in der Biotonne entsorgen. Fest verschlossen in einem Plastikbeutel gehört das „Teufelskraut“ in den Restmüll. Wenn Sie große Ambrosia-Bestände im öffentlichen Raum finden, dann wenden Sie sich an das örtliche Ordnungsamt, an eine Umweltbehörde oder direkt an das Julius-Kühn-Institut. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen über Ambrosia.
Beschreiben Sie einmal die Ambrosia. Wie sieht sie aus?
Ambrosia ist ein unscheinbares Korbblütler-Kraut ohne auffällige Merkmale. Die Blätter sind doppelt gefiedert – genauso wie bei ihren „Doppelgängern“. Beifuß, Möhrenkraut und Wermut sehen der Ambrosia zum Verwechseln ähnlich. Der Unterschied: Ambrosia-Blätter sind auf der Ober- und Unterseite grün – nirgendwo weiß. Das „Beifußblättrige Traubenkraut“, wie Ambrosia auch genannt wird, hat gelbliche Röhrenblüten und grüne behaarte Stängel, die sich im Sommer meist rot verfärben. Große Stauden können bis zu 1,50 Meter hoch wachsen.
Beliebte Standorte sind an Bahndämmen und Baustellen. An wenig gepflegten Straßenrändern und auf kargen Ackerflächen kann sie sich ausdehnen wie kaum eine andere Pflanze. Je wärmer und sonniger das Wetter ist, desto schneller verbreitet sie sich. Der Klimawandel mit den heißen Sommer- und den milden Herbstmonaten schafft für die Verbreitung der Ambrosia günstige Bedingungen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich die Allergie-Pflanze auch in anderen Teilen Deutschlands ausbreitet. Deshalb dürfen wir nicht aufgeben, das Kraut zu bekämpfen. Jeder Einzelne ist gefragt, nicht nur um sich selbst zu schützen, sondern auch andere.
Mehr Informationen:
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/ambrosia-gefaehrliches-gewaechs-fuer-allergiker
- http://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de
Und auch wir stehen Ihnen bei Fragen gern beratend zur Seite.
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