Amazonas – Die größte Apotheke der Welt

Mehr als Moskitos und Malaria. Der Amazonas-Regenwald birgt nicht bloß Gefahren.
In seinem undurchdringlichen Dickicht ist eine riesige Schatzkiste wertvoller medizinischer Wirkstoffe verborgen. Vielleicht versteckt sich hier sogar das Heilmittel gegen Krebs?
Ein Beitrag aus unserer Serie „Heilsames aus aller Welt“.

Er gilt als grüne Lunge unseres Planeten – aus gutem Grund. Mit seiner faszinierenden Flora und Fauna erstreckt sich der Amazonas-Regenwald über unvorstellbare sechs Millionen Quadratkilometer quer entlang des Äquators. So groß ist kein anderes Waldgebiet auf der Erde. 40.000 Pflanzenarten wuchern in den Tropen, darunter viele heilende Gewächse. Die meisten davon sind giftig, jedenfalls in ihrem Rohzustand, und doch können sie Leben retten. In ihnen stecken nämlich wertvolle Grundsubstanzen für Medikamente, die unsere westliche Medizinwelt in vielen Fällen schon revolutioniert haben. Darunter etwa die beiden Alkaloide Vinblastin und Vincristin aus dem Madagaskar-Immergrün. Sie werden in Chemotherapien zur Bekämpfung unterschiedlicher Tumorarten eingesetzt. Wissenschaftler sind überzeugt davon, im Amazonas noch sehr viel mehr Wirkstoffe gegen Krebs, HIV, Herzkrankheiten und andere Leiden zu finden. Schließlich gehört dieses einzigartige Gebiet zu den biologisch vielfältigsten Quellen unseres Globus und ist noch weitgehend unerforscht.

Wertvolles Wissen ist bedroht

Die indigenen Urvölker des Amazonas kennen und nutzen die Pflanzen ihres Regenwaldes seit Jahrtausenden. Ihr Wissen um die Heilkraft von Blättern und Blüten, Früchten, Rinden und Wurzeln ist von unschätzbarem Wert. Mit der Hilfe traditioneller Heiler versuchen Forschende aus aller Welt, sich durch den Dschungel tropischer Heilpflanzen zu kämpfen, um so die Geheimnisse dieses reichen Medikamenten-Schatzes zu entschlüsseln. Bevor dies gelingen kann, sterben allerdings immer wieder Arten aus oder gehen durch Abholzung und zahlreiche Flächenbrände verloren. Allein in 2023 gingen 69.000 Quadratkilometer in Flammen auf, das entspricht etwa 9.000 Fußballfeldern. Seitdem, so Fachleute, stößt der Regenwald mehr Treibhausgase aus als er binden kann. Durch die Folgen des Klimawandels steht also nicht allein der größte globale CO2-Filter auf der Kippe, auch eine außergewöhnliche Artenvielfalt ist bedroht – und damit unsere größte Natur-Apotheke der Welt.

Immerhin ist eine Vielzahl tropischer Pflanzen bereits sowohl in der Schul- als auch in der Komplementärmedizin angekommen. Einige interessante Exemplare stellen wir Ihnen hier vor. Ein paar davon kennen Sie bestimmt schon.

Acerola

Extrem sauer. In Brasilien, wo die Acerolakirsche herkommt, genießt man sie trotzdem pur oder als Saft und weiß dort schon längst um die immunstärkende Wirkung, etwa um Infekten vorzubeugen. Acerola toppt jede andere Vitamin-C-haltige Frucht. Schade, dass sie so schwer zu transportieren ist. Immerhin ist sie als Pulver, Presssaft und in Tablettenform in unseren Apotheken erhältlich.

Açaí

Açaí ist die perlenartige Frucht einer Amazonas-Palme. Wegen ihrer stoffwechselfördernden Wirkung ist sie bei den Ureinwohnern seit eh und je beliebt. Auch bei uns hat sie das Image als „Superfood“. Vitamine, Mineral-, Ballaststoffe und Antioxidantien – alles drin. Gesund ist die Açaí-Beere allemal, ob sie – wie oftmals angepriesen – auch beim Abnehmen hilft? Ausprobieren!

Guaraná

Ureinwohner des Regenwaldes kennen diese Kletterpflanze seit Jahrhunderten und schätzen vor allem ihre Samen wegen ihrer stimulierenden Wirkung. Guaraná, auch „warana“ („Frucht der Jugend“) genannt, hat inzwischen auch bei uns den Ruf als exotischer Wachmacher, der mit seinen koffeinähnlichen Wirkstoffen Müdigkeit vertreiben, die Konzentration fördern und das Gedächtnis stärken soll. Guaraná hat es bereits aus dem Regenwald in unsere Apotheken geschafft.

Copaiba

Bei den indigenen Völkern das Allheilmittel par excellence. Seit Jahrhunderten sammeln die Urvölker Brasiliens dieses Harz direkt von der Baumrinde der tropischen Copaiferabäume und verwenden es als natürliches Antibiotikum bei Bronchitis, Gastritis oder bakteriellen Harnwegsinfekten. Copaiba-Öl ist bei uns noch nicht sehr bekannt, hat aber das Interesse der Wissenschaft geweckt. Es soll bei chronischen Entzündungen helfen und sogar Krebszellen zerstören. Noch liegen aber nicht genug Forschungsdaten vor.

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

NuG 5/24
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.