Efeu und mehr Heilpflanzen für die Atemwege
Hat es Sie auch erwischt? Kein Wunder bei diesem Schietwetter. Wie gut, dass die Natur einen großen Strauß voller Arzneikräuter bereithält, der Sie wirksam durch die Erkältungszeit bringt.
So schön der Winter mit seiner frostklaren Luft und dem puderzuckerähnlichen Raureif in der Landschaft auch ist – er legt leider unser Immunsystem auf Eis. Daher gilt gemeinhin die Formel: Kalte Jahreszeit gleich Erkältungszeit. Eine aktuelle Studie der Harvard Universität zeigt nun, warum das so ist.
Abwehrkräfte schwächeln
Sinken die Temperaturen gegen Null, schwächelt unsere körpereigene Abwehrkraft. Vor allem die Verteidigungsmechanismen in der Nase – dazu zählen auch die Flimmerhärchen – erstarren bei Kälte. Die Immunantwort auf eindringende Erreger ist laut Forschern nahezu halbiert. Noch dazu fühlen sich Schnupfenviren bei Minusgraden besonders wohl und tummeln sich zu etlichen in der kühlen Winterluft. Die rasant steigende Zahl an krank machenden Übeltätern bei einem hinterherhinkenden Immunsystem kurbelt die Ansteckungsgefahr enorm an. Wer schon erkältet ist und Zuflucht in beheizten Innenräumen sucht, verteilt dort seine „Bazillen“ in alle Himmelsrichtungen. Mit einem einzigen kräftigen Niesen schleudern wir mit Tempo 100 bis zu eine Million Tröpfchen in die Umgebung. Diese Wolke hat eine Reichweite von etwa drei Metern. Schlecht für all die (noch) Gesunden, die sich in der Nähe aufhalten. Bei ihnen finden die Erkältungserreger schnell ein neues Zuhause.
Natürliche Helfer stärken
Haben sich die unsichtbaren Fieslinge erst in unseren Atemwegen eingenistet, kommt recht bald ein Symptom zum anderen. Die Nase läuft, der Hals kratzt und auch der Husten lässt nicht lange auf sich warten. Zuerst schwellen die Schleimhäute an, weil viele Immunzellen nun an den Orten des Entzündungsgeschehens anfangen, ihren Job zu machen. Sogenannte Becherzellen produzieren reichlich Sekret mit dem Ziel, die Krankheitserreger möglichst schnell wieder aus dem Körper zu werfen. Mit anderen Worten: Wir niesen, schniefen und husten, was das Zeug hält. Tatsächlich sind dies gesunde Abwehrreaktionen, die wir nicht mit chemisch-synthetischen Medikamenten zu unterdrücken versuchen sollten. Neben Geduld, Flüssigkeit und Ruhe sind Arzneipflanzen die Mittel der Wahl. Sie unterstützen den Organismus in jedem Erkältungsstadium sanft und trotzdem zuverlässig. Natürliche Helfer gibt es in Form von Tabletten, Tee und Sirup, aber auch als Bronchialbalsam oder Dampfinhalation. Welche Kräuterzubereitung passt zu Ihren Beschwerden?
Efeu
Eine Pflanze für die Ewigkeit. Efeu (Hedera helix) krallt sich ins Gemäuer und überwuchert ganze Hauswände. In seiner Funktion als heilendes Gewächs löst er festsitzenden Husten förmlich auf. Saponine sind im Efeu-Extrakt enthalten, die den zähen Bronchialschleim verflüssigen, damit er sich leichter abhusten lässt. Außerdem dehnen sich mit den Inhaltsstoffen des Immergrüns die Lungenbläschen aus, sodass wir tiefer und befreiter atmen können. In ursprünglicher Form sind Efeu-Blätter giftig, daher gibt es sie nicht als Tee, sondern nur als Fertigpräparate in der Apotheke, etwa in Form von Hustensaft, -tropfen oder Lutschpastillen.
Laut Studien hilft Efeu bei einer Bronchitis im Einzelmittel aus Ihrer Apotheke sogar noch besser als in Kombination mit anderen Hustenlösern.
Holunder
Schweißtreibend, schleimlösend und abwehrstärkend. Holunder (Sambucus nigra) ist das Anti-Erkältungsmittel par excellence. Aus den weißen, lieblich-süß duftenden Blüten lässt sich ein Tee aufbrühen, der im Anfangsstadium einer Erkältung helfen soll, den Infekt sozusagen „auszuschwitzen“ – ähnlich wie ein Lindenblüten-Aufguss. Glykoside sind für diesen Effekt verantwortlich; sie heizen der Durchblutung kräftig ein und regen die Nierentätigkeit an. Auch die schwarzen Holunderbeeren sind zum Aufkochen da, um aus ihnen einen immunstimulierenden Saft zu zaubern. Dunkle Pflanzenfarbstoffe, sogenannte Anthocyane, gelten als Entzündungskiller, haben eine antibakterielle und antivirale Wirkung. Viel Eisen ist zudem enthalten, das zur Blutbildung beiträgt – also zum Gesundwerden und -bleiben.
PS: Holunder – Holda, die Heilfee
Thymian
Neben Efeu eine der besten hustenlösenden Arzneipflanzen, die die Natur zu bieten hat: Thymian (Thymus vulgaris) entkrampft und beruhigt die Bronchien, gleichzeitig regen seine Wirkstoffe die Tätigkeit der Flimmerhärchen in den Atemwegen an, sodass sie das Hustensekret flugs dorthin befördern, wo es hin soll – raus aus dem Körper. Mit seinen ätherischen Ölen bekämpft Thymian außerdem die häufigsten Erkältungserreger und hilft daher bei nahezu allen entzündlichen Atemwegserkrankungen. Besonders bewährt hat sich die Flüssigarznei. Thymian gibt es als Tropfen, Saft oder Sirup in Ihrer Apotheke, wahlweise auch in Kapselform.
Kapuzinerkresse
Krasse Kresse! Ob ihre feuerroten und glut-orangefarbenen Blüten oder ihre Schutzschild-ähnlichen Blätter – alle Pflanzenteile schmecken extrem scharf. Aufgrund ihrer Senfölglykoside spitzt Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) das Immunsystem an und bekämpft zielsicher Krankheitserreger, vor allem in den Atem- und Harnwegen. Besonders Bakterien haben keine Chance bei ihr, daher gilt sie als natürliches Antibiotikum. Im Gegensatz zu den synthetischen Pendants aber schädigt die pflanzliche Variante nicht die Darmflora. Studien haben ergeben: Kapuzinerkresse, vor allem in Kombination mit Meerrettichwurzel, ist genauso wirksam bei Nasennebenhöhlenentzündung, bakterieller Bronchitis oder Blasenentzündung wie eine Standard-Antibiotikatherapie.
PS: Senföle aus Großer Kapuzinerkresse und Meerrettich, ein natürliches Antibiotikum
Spitzwegerich
Bei Halsschmerzen, also am Anfang einer Erkältung, und wenn zum Ende noch ein lästiger Reizhusten quält, ist Zeit für Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Seine Schleimstoffe legen sich wie Balsam auf die gereizten Schleimhäute, Gerbstoffe hemmen die Entzündung und fördern die Heilung. Die wichtigste Substanz dieses unscheinbaren Wiesengewächses aber ist Aucubin, das antiseptisch und antibakteriell zugleich wirkt. Als natürlicher Hustenstiller ist Spitzwegerich in vielen phytotherapeutischen Erkältungsmitteln enthalten. Sie bekommen dieses wirksame Halskraut aber auch als Arzneitee oder als Frischpflanzen-Presssaft.
PS: Spitzwegerich
Kann ich pflanzliche Erkältungsmittel bedenkenlos nehmen?
Ein Expertenrat von Apothekerin Anna Westphal:
„Alles, was wirkt, kann auch Neben- und Wechselwirkungen haben. Pflanzliche Arzneimittel sind also keinesfalls nur sanft; sie können Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit auslösen oder in selteneren Fällen auch zu Überempfindlichkeitsreaktionen mit Schwellungen, Atemnot oder Hautausschlägen führen. Eine Beratung in Ihrer Vor-Ort-Apotheke ist daher wichtig, bevor Sie Husten und Schnupfen auf eigene Faust rein pflanzlich behandeln. Das Gleiche gilt, wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen. Beispielsweise befreit Eukalyptus die Atemwege von lästigem Schleim, kann aber den Abbau bestimmter Arzneimittel beschleunigen und damit ihre Wirkdauer verkürzen. Vorsicht geboten ist ebenso bei Kleinkindern, alten Menschen, Schwangeren und Stillenden. Bei diesen Patientengruppen sind pflanzliche Erkältungsmittel in der Selbstmedikation nicht immer Mittel der Wahl, mitunter sogar kontraindiziert. Eine Rücksprache mit der behandelnen Ärztin oder dem Arzt und eine fundierte Beratung in Ihrer Stammapotheke sind dann essenziell.“
Gesundheit aus Ihrer Apotheke – die Beratung gibt es natürlich kostenlos, individuell und gern dazu.