Doktor Duft
Schnuppern Sie mal: Sandelholz zur Entspannung, Orange für die gute Laune und Eukalyptus gegen die verstopfte Nase. Duftstoffe aus Pflanzen haben nachweislich positive Effekte auf Körper, Geist und Seele. Für alle, die die Aromatherapie nutzen möchten, hat Göran Donner, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer, wertvolle Tipps.
„Die Aromatherapie kann viele Beschwerden lindern, ersetzt aber keine konventionelle Therapie.“
Göran Donner
Weiterführende Artikel mit den Themenschwerpukten: Aromatherapie, ätherische Öle, Duftstoffe
Herr Donner, wie ist es möglich, dass sich Düfte auf unsere Stimmung und unser Wohlbefinden auswirken können?
Die Nase hat sozusagen einen „direkten Draht“ zum Gehirn. Allein übers Riechen gelangen Duftinformationen auf kürzestem Weg dorthin. Und unser Geruchssinn ist der einzige Sinn, der Zugang zu unseren Erinnerungen hat und somit Emotionen auslösen kann. Noch dazu greifen einige Substanzen aus ätherischen Ölen direkt in den Hormonhaushalt ein. So blockiert Lavendel unsere Stresshormone und hemmt gleichzeitig den Abbau des glücklich machenden Serotonins. Lavendel beruhigt also und kann erwiesenermaßen Ängste lindern. Andere ätherische Öle wirken beim Einatmen auf die Schleimhäute. Kamille hemmt Entzündungen, Eukalyptus befreit die verschnupfte Nase und Pfefferminze lindert Spannungskopfschmerzen. Das gilt allerdings nur für die 100-prozentig naturreinen Öle aus zertifiziertem Bioanbau, die Sie in Ihrer Vor-Ort-Apotheke kaufen können. Diese sind garantiert frei von synthetischen Zusatzstoffen, die nämlich mehr schaden als nutzen können.
Ätherische Öle – was versteht man eigentlich darunter?
Dabei handelt es sich um Stoffgemische vorwiegend aus Pflanzen, die duftende chemische Substanzen freisetzen. Pflanzen schützen sich mit ihren ätherischen Ölen vor Pilzbefall und vor Fressfeinden, oder sie ziehen damit Bestäuber an. Ätherische Öle bilden sich zum Beispiel in Blättern und Blüten. Zerreiben Sie mal Minzblätter zwischen den Fingern, der intensive Duft wird Ihnen nicht verborgen bleiben. Oftmals stecken ätherische Öle aber auch in Samen, etwa im Piment, oder in Fruchtschalen. Orangen und Zitronen sind dafür gute Beispiele. Bei Weihrauch wiederum ist das Harz der Aromaträger, bei Ingwer ist es die Wurzel. Beim Zimt stecken die Duftstoffe in der Rinde und bei der Zirbelkiefer duftet das Holz. Zur Gewinnung der ätherischen Öle stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung – sie variieren je nach Pflanzenteil. Grundsätzlich aber benötigt man große Mengen Blätter, Blüten, etc. Für einen Liter Rosenöl beispielsweise sind fünf Kilo Rosenblätter nötig. Das treibt zwar den Preis in die Höhe, aber die Dosierung ist extrem niedrig. Pro Anwendung benötigen Sie nur wenige Tropfen. Außerdem: Lichtgeschützt und nicht über 25 Grad lagern, sonst verflüchtigen sich die wertvollen Stoffe.
Bei welchen Beschwerden können ätherische Öle helfen?
Grundsätzlich gilt: Die Aromatherapie kann viele Beschwerden lindern, ersetzt aber keine konventionelle Behandlung. Bewährt hat sie sich bei zahlreichen Befindlichkeitsstörungen. Lavendel und Zirbelkiefer eignen sich hervorragend bei Schlafproblemen. Zitrusdüfte hellen die Stimmung auf, lindern zudem Stress und wirken anregend. Um die Konzentration zu stärken, schnuppern Sie an Rosmarin oder Pfefferminze. Nelke, Zimt, Ingwer und Bergamotte wiederum sollen Schmerzen stillen. Ylang-Ylang bringt den Kreislauf in Schwung, Basilikum und Muskatellersalbei können Ängste lösen. Dies sind nur wenige Beispiele. Bei Ihren individuellen Wünschen lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten.
Jeder kennt die klassische Duftlampe. Gibt es auch andere Anwendungsformen?
Auf jeden Fall. Sehr einfach zu handhaben sind Duftsteine oder -hölzer, auch Aromavernebler, manchmal Diffuser genannt, sind beliebt. Um einen Wohnraum zu beduften, reichen meist acht bis 15 Tropfen eines Aromaöls. Auf diese Weise können Sie die Raumluft verbessern und – wenn Sie Eukalyptus verwenden – sogar von Keimen befreien. Außerdem machen sich ätherische Öle gut im Badewasser – immer zusammen mit einem Trägeröl, mit Salz oder Sahne, damit sie sich mit Wasser verbinden. In verdünnter Form lassen sich ätherische Öle auch zur Massage verwenden. Dafür geben Sie 15 bis 20 Tropfen zu einem fetten Pflanzenöl, etwa Mandel- oder Jojobaöl. Die meisten ätherischen Öle dürfen nämlich nicht pur auf die Haut. Weil es trotzdem zu allergischen Reaktionen kommen kann, testen Sie die Aroma- und Pflanzenöl-Mischung zunächst in der Armbeuge. Bei Schlafproblemen bringt sogar schon ein Duftkissen sanfte Hilfe. Von Duftkerzen wiederum rate ich ab. Bei der Verbrennung setzen sie viele Rußpartikel, Feinstaub, CO2 und Kohlenmonoxid frei.
Eignet sich die Aromatherapie auch für Kinder?
Grundsätzlich ja. Allerdings kommt es auf den Duftstoff und die Anwendungsform an. Menthol und Kampfer sind für Babys und Kleinkinder per se tabu. Diese sehr stark duftenden ätherischen Öle können einen Atemstillstand auslösen. Auch bei Thymianöl, das an sich gut bei Husten helfen kann, gibt’s große Unterschiede. Thymol ist für Kinder ungeeignet, wesentlich verträglicher ist der Weiße Thymian. Cajeput wird außerdem oft empfohlen. Wohlgemerkt kommt es auf die Dosierung an. Für Kinder verwenden Sie bitte nur sehr wenige Tropfen, niemals in der Nähe des Gesichts und zu dicht an den Schleimhäuten. Und überhaupt sollten Sie vor der Behandlung zuerst die Kinderärztin oder den Kinderarzt fragen. Nicht zuletzt bewahren Sie die ätherischen Öle außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
Düfte – wofür?
- Anis gegen Bauchkrämpfe
- Bergamotte zur Stimmungsaufhellung
- Cajeput für kleine Schnupfennasen
- Eukalyptus für die reine Raumluft
- Fichtennadel für die starke Abwehr
- Grapefruit gegen Stress
- Jasmin für Optimismus
- Lavendel zur Beruhigung
- Lemongrass für starke Nerven
- Limette als Energiespender
- Mandarine als Trostspender für Kinder
- Melisse bei nervlicher Anspannung
- Pfefferminze zur besseren Konzentration
- Rose als Aphrodisiakum
Tipp: Aromaöle sind in Ihrer Apotheke erhältlich!
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