Reizdarm von A bis Z

Eine der häufigsten Diagnosen in der Gastroenterologie lautet Reizdarmsyndrom (RDS). Schätzungsweise elf Millionen Deutsche plagen sich mit diesen wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden wie Bauchkrämpfen, Durchfall und Verstopfung. Die Ursachen sind vielfältig, die Behandlungsmöglichkeiten immerhin auch. Hier geben wir Ihnen einen Überblick von A bis Z.

A wie Akupunktur

Diese sanfte Hilfe bei Reizdarm stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Dabei werden feinste Akupunkturnadeln direkt in die Haut gesetzt, und zwar entlang der Meridiane (Energie-Leitbahnen), die den Verdauungsorganen zugeordnet sind. Auf diese Weise soll das vegetative Nervensystem stimuliert werden, das durch psychische Belastungen aus der Balance geraten ist. Reizdarm durch Stress – davon geht nicht nur die TCM aus, sondern das ist inzwischen eine allgemeingültige These.
Akupunktur bieten naturheilkundlich arbeitende Ärztinnen und Ärzte an, ebenso wie viele Heilpraktiker.

B wie Bauchhirn

Wenn der Volksmund sagt, „ich hab’ Schiss“, weiß jeder: Es geht um Angst. Denn unter Stress arbeiten Kopf und Bauch eng zusammen. Fachleute sehen das Reizdarmsyndrom daher als eine „Störung der Darm-Hirn-Achse“. Über Nerven und Botenstoffe sind beide Organe im permanenten Austausch. Probleme können uns buchstäblich Bauchschmerzen bereiten. Dass in dieser Redewendung ein wahrer Kern steckt, hat ein deutsch-amerikanisches Forscher-Team erstmals vor knapp zehn Jahren belegt und angeregt, die Leitlinien zur Linderung der Beschwerden entsprechend zu erweitern. Mit Erfolg. Heute ist die „kleine Psychotherapie“ mit Yoga, Entspannungsverfahren und Akupunktur eine feste Säule im Behandlungskanon.

C wie Colon-Hydro-Therapie

Dahinter verbirgt sich sozusagen die Weiterentwicklung der Darmspülung. Mithilfe eines Geräts wird gefiltertes Wasser in den Darm geleitet, zeitgleich wird die Bauchdecke massiert. Ziel ist die vollständige Entleerung des Darms, zusammen mit allen angesammelten Fäulnis- und Abfallprodukten. Klingt gewöhnungsbedürftig, ist auch nicht unumstritten. Zum einen ist nicht erwiesen, ob dieses alternativmedizinische Ausleitungsverfahren wirklich bei chronischen Verstopfungen bzw. Durchfällen hilft. Unter Umständen drohen sogar Gefahren. Noch dazu handelt es sich um ein recht kostspieliges „Vergnügen“ und es ist keine Kassenleistung.

D wie Diagnose

Wer sich schon mindestens drei Monate mit Bauchweh und Verdauungsproblemen plagt und zur Ärztin oder zum Arzt geht, muss sich auf einen langen Untersuchungsreigen gefasst machen. Angefangen bei Blut- und Stuhltests, über Ultraschall-Aufnahmen des Bauchraums bis hin zu Magen- und Darmspiegelungen. Noch dazu stehen Atemtests an, um eventuellen Unverträglichkeiten oder Fehlbesiedelungen des Darms auf die Spur zu kommen. Erst wenn nach dieser Odyssee kein organischer Befund vorliegt, haben die Beschwerden einen Namen: Reizdarmsyndrom, übrigens eine Ausschlussdiagnose.

E wie Ernährungstagebuch

Über die eigenen Ess- und Lebensgewohnheiten Buch zu führen, erscheint aufwendig, bringt aber drei große Vorteile. Erstens behalten Sie dadurch alle Mahlzeiten im Blick, auch solche, die man schnell vergisst, wie kleine Snacks zwischendurch. Zweitens wird so ein möglicher Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln und Symptomen sichtbar, weil Sie Trigger, also Auslöser schwarz auf weiß haben. Sogenannte FODMAPS können Zuckeralkohole sein, die Blähungen verursachen, oder Gluten, das Klebereiweiß aus Weizenmehl. Drittens haben Sie mit Ihrem Ernährungstagebuch etwas in der Hand, was Sie beim nächsten Arzttermin vorlegen können, um daraufhin individuell auf Sie zugeschnittene Empfehlungen zu bekommen, was auf den Teller darf und was nicht.
PS: Gesundheit beginnt im Kochtopf

F wie FODMAP-Diät

FODMAP ist ein englisches Kunstwort und steht hierfür: „fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide and (und) Polyole“. Komplizierte Begriffe für Lebensmittel, die unter Verdacht stehen, Reizdarm-Symptome auszulösen und die wir daher in der FODMAP-reduzierten Diät für eine Weile meiden. Dazu gehören mariniertes Fleisch, Kuhmilch, Weißmehlprodukte, aber auch Steinobst, Zwiebeln und Knoblauch. Die Liste ist leider lang, aber der Verzicht auf ganz bestimmte Reizstoffe lohnt sich. Australische Wissenschaftler haben dieses Konzept speziell für Menschen mit RDS entwickelt und bekommen positives Feedback aus aller Welt. Die FODMAP-Diät bringt Ruhe in den Reizdarm, heißt es in Studien, sollte aber nur unter fachlicher Aufsicht erfolgen.
PS: FODMAP-Diät – Darmstress lass nach!

K wie Kamille & Co.

Beruhigung für den Bauch versprechen glücklicherweise eine ganze Reihe von Arzneipflanzen: Kamille ist die Klassikerin. In Kombination mit Kaffeekohle und Myrrhe wirkt sie gleich dreifach entspannend auf die Darmmuskulatur. Auch hoch dosiertes Pfefferminzöl wirkt entkrampfend und ist in den Leitlinien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms ausdrücklich erwähnt. In Kapselform sind sogenannte Spasmolytika in Ihrer Apotheke erhältlich.

P wie Probiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, meist bestimmte Bakterien, selten auch Hefen – allesamt von der guten Sorte. Bifidobakterien- und Lactobazillen-Stämme, ebenso lebende Escherichia coli-Bakterien sollen ein gestörtes Darmmikrobiom, früher Darmflora genannt, zurück ins Gleichgewicht bringen. Manche Lebensmittel wirken von Natur aus probiotisch, etwa Sauerkraut, Kimchi oder Kefir. Als Nahrungsergänzungsmittel – in Pulver- oder Kapselform, oft zusammen mit löslichen Ballaststoffen wie Inulin oder Apfelpektin – bekommen Sie Probiotika in Ihrer Apotheke, die Beratung zur Dosierung auch. Für Reizdarm-Patienten, die überwiegend mit Verstopfung zu kämpfen haben, sicherlich einen Versuch wert.
Mehr zu Präbiotika, Probiotika und Synbiotika im Vitalstoff-ABC auf unserer Website: https://www.flora-pharm.de/vitalstoffe/prebiotika-probiotika.htm

W wie Wärme

Klingt simpel, die gute alte Wärmflasche gilt jedoch noch immer als verlässliches Hausmittel, auch bei Bauchkrämpfen bedingt durch RDS. Die Wärme verbessert die Durchblutung, dadurch können sich die Verspannungen lösen. Auch entkrampfend ist ein warmes Bad – am besten mit Lavendelöl-Zusätzen aus Ihrer Apotheke.

Z wie Zeolith

Zeolith ist ein vulkanisches Gestein, das in Pulverform eine porige Oberfläche und daher schwammähnliche Eigenschaften hat. Im Darm soll es wie eine Art „Rohrreiniger“ wirken, indem es Schadstoffe, insbesondere Durchfall-Auslöser, an sich bindet und sanft hinausbefördert. Wichtig zu wissen ist: Trinken Sie während und nach der Einnahme genug, Zeolith nimmt viel Flüssigkeit und auch andere Stoffe auf. Daher nicht zusammen mit Arzneimitteln einnehmen und vorher Ihre Ärztin oder Ihren Arzt fragen. Zeolith ist als Medizinprodukt noch recht neu auf dem Markt, aber bereits in Ihrer Apotheke erhältlich.

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Naturheilkunde & Gesundheit 7/24
Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette “Naturheilkunde & Gesundheit” Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.