Mücken-Alarm
Als wäre die Gemeine Stechmücke nicht genug … Neuerdings bekommen wir es obendrein mit dieser eingewanderten Art zu tun: Die Kriebelmücke ist auf dem Vormarsch. Woran erkennen wir sie, wie gefährlich ist sie und womit halten wir sie uns vom Leib?
Winzig ist sie. Mit ihren knapp sechs Millimetern ist die Kriebelmücke (Simuliidae) kaum größer als ein Stecknadelkopf und halb so klein wie unsere altbekannten Stechmücken. Noch dazu sieht sie aus wie eine harmlose Stubenfliege, die kein Wässerchen trüben kann. Der Eindruck täuscht.
Bissige Blutsauger
Völlig lautlos – ohne nerviges „Zzzz“ oder „Brrrr“ – pirscht sie sich an, lässt sich unbemerkt auf unserem Körper nieder und beißt blitzschnell zu. Anders als unsere heimischen Plagegeister hat die Kriebelmücke keinen Stechrüssel und gehört daher zu den sogenannten Poolsaugern. Messerscharf sind ihre Sägeblatt-ähnlichen Mundwerkzeuge, mit denen sie zuerst feinste Risse in unsere Haut ritzt und schließlich den Blutstropfen schlürft, der austritt. Die Wunde, die dieser Mini-Vampir hinterlässt, ist nicht nur äußerst schmerzhaft. Sie kann stark anschwellen, fürchterlich jucken und sich röten wie ein Bluterguss. Der giftige Speichel der Kriebelmücke löst nämlich eine allergische Reaktion aus, unter Umständen sogar eine Infektion. In Afrika soll diese Mückenart bereits millionenfach die „Flussblindheit“, medizinisch sagt man „Onchozerkose“, verursacht haben. Ob und welche Krankheiten die Kriebelmücke bei uns überträgt, weiß man noch nicht genau. Sicher ist: Diesem aus anderen Ländern dieser Welt eingewanderten Blutsauger gehen wir lieber aus dem Weg.
Fiese Viecher fernhalten
Die gute Nachricht ist: Kriebelmücken verirren sich in der Regel nicht in geschlossene Räume. Vielmehr schlagen sie im Freien zu, häufig in der Nähe von fließenden Gewässern, also an Bächen oder Flüssen – und auf Viehweiden. Um uns zu schützen, tragen wir draußen in der Natur am besten lange, helle Kleidung und geschlossene Schuhe. Im Gegensatz zu herkömmlichen Mücken kann diese kleine und gemeine Art immerhin nicht durch Textilien piksen. Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie sich zusätzlich mit einem Anti-Mücken-Mittel wappnen. Sogenannte Repellents mit dem unaussprechlichen Wirkstoff Diethyltoluamid, kurz DEET, oder mit Icaridin, die allgemein insektenabweisend sind, halten auch diese ganz besonders fiesen Viecher fern. Feine Sache! Leider kommen diese synthetischen Sprays oft nicht ohne Nebenwirkungen aus. Außerdem können DEET und Co. durch Baden im See oder beim Duschen in den Wasserkreislauf gelangen. Dort können sie laut Studien Kleinstlebewesen schaden. Sanfter und umweltschonender wirken Düfte aus der Natur, die wir lieben, die den Mücken aber mächtig stinken.
Lesetipps: Mücken – Ausgebrummt und Mach die Fliege, Mücke!
Alarm! Anti-Mücken-Düfte
Citronella, ein ätherisches Öl, das in Zitronengrasarten und in Zitronen-Eukalyptus vorkommt, wehrt Mücken ab.
Zitronen-Eukalyptus verströmt einen köstlich-erfrischenden Zitrusduft. Auf uns wirkt er anregend. Mücken aber beißt er förmlich in der „Nase“, sodass sie schnell Reißaus nehmen. Mit seinen frühlingsgrünen und rot geäderten Blättern macht Zitronen-Eukalyptus auch optisch was her. Terrassen und Balkone, die mit diesem Duftkraut bepflanzt sind, werden so zur mückenfreien Zone.
Ideal, um laue Sommernächte entspannt und ohne Plagegeister zu genießen. Der abschreckende Effekt kommt durch den enthaltenen Pflanzenwirkstoff Citronellol zustande. Dieser wird inzwischen auch in vielen naturkosmetischen Mücken-Abwehrmitteln verwendet und kann erfahrungsgemäß locker mit dem synthetischen DEET mithalten. Zitronen-Eukalyptus gilt als Favorit unter den insektenvertreibenden Kräutern, es gibt aber noch ein paar Gewächse mehr, bei denen Mücken die Flatter machen: Pfefferminze, Rosengeranie und Zitronengras. Von allen gibt es ätherische Öle in Ihrer Apotheke, mit denen Sie sich ganz leicht Ihr eigenes „Mücken-Stopp-Öl“ für die Aromalampe zusammenstellen. Mischen Sie noch 100 Milliliter Jojoba- oder Olivenöl bei, haben Sie einen Stechmonster-abwehrenden Hautbalsam, der auf natürliche Weise wie ein Schutzmantel wirkt.
Das stillt den Stich
Die meisten ätherischen Öle dürfen Sie nämlich nicht pur auf die Haut salben. Mit einer Ausnahme: Lavendelöl. Es schlägt sogar zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen ist der intensiv-würzige Duft den nervigen Zweiflüglern ein Dorn im Auge, zum anderen lindert das Öl aus dem lilafarben blühenden Kraut den Juckreiz, wenn die blutrünstigen Biester mit ihren Stech- oder Beißwerkzeugen doch einen unserer Schmerznerven getroffen haben. Antibakteriell und leicht antiseptisch – so wirkt Lavendel.
Tipp für Allergiker, die empfindlich auf Lavendel und andere Pflanzenstoffe reagieren: Die neuartigen Stichheiler, auch Wärmestifte genannt, gehen rein physikalisch mit konzentrierter Wärme vor, sie helfen schnell und kommen ohne Cremen oder Schmieren aus. Lästiger Juckreiz entsteht so erst gar nicht. Außerdem passen sie perfekt in die Handtasche oder in den Wanderrucksack, falls unterwegs (Kriebel-) Mücken-Alarm herrscht …
Lesetipp: Autsch, ein Stich
Wird die Kriebelmücke unsere neue Landplage?
Expertenrat von Diplom-Biologin Dr. Christine Reinecke:
„Das ist zu befürchten. Denn durch den Klimawandel fühlt sich die skandinavische Kriebelmücke offenbar bei uns immer wohler. Der letzte Winter war mild wie nie, die Mückenlarven haben also weitestgehend überlebt. Außerdem können wir von einem feucht-warmen Sommer ausgehen. Unter diesen Bedingungen verkürzt sich zum einen die Entwicklungszeit der Insekten, zum anderen können Kriebelmücken hierzulande bis zu sechs Generationen pro Jahr bilden. In Acht nehmen müssen Sie sich vor allem entlang von Viehweiden und in Flussnähe. Immerhin können Sie sich vor Kriebelmückenbissen schützen, etwa mit Kokosöl, das auch Zecken fernhalten soll. Manche Fachleute empfehlen zudem, Knoblauchkapseln einzunehmen. Außerdem wird intensiv an der Sumpfmyrte geforscht, die ähnlich wie Zitronen-Eukalyptus zitrusartig duftet und als weiteres natürliches Mückenmittel infrage kommt. Sämtliche Abwehrmaßnahmen packen das Problem aber nicht an der Wurzel. Steigen die Temperaturen weiter, bekommen wir es womöglich mit noch mehr invasiven Arten zu tun, die unser biologisches Gleichgewicht gefährden. Die Folge: Unsere heimischen Insekten, darunter viele nützliche, werden verdrängt. Klimaschutz ist daher Natur- und Gesundheitsschutz zugleich.“
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