Unani – Traditionelle Medizin der Griechen
Begründet wurde Unani vor mehr als 2.000 Jahren in Europa – praktiziert, gelehrt und erforscht wird diese ganzheitliche Medizin heute vor allem in Indien.
Die Unani-Heilkunst zählt zu den ältesten Medizinformen der Welt. Ihr Leitprinzip ist die heilende Kraft der Natur (vis medicatrix naturae), die Körper, Geist und Seele vereint. Unani betrachtet jeden Menschen in seiner Individualität und hat wichtige Grundlagen für die westliche Schulmedizin gelegt.
Ein Beitrag aus unserer Serie „Heilsames aus aller Welt“.
Von Griechenland nach Indien
Unani ist das arabische Wort für „griechisch“, denn diese Heilkunst wurde in Griechenland entwickelt. Als Begründer gelten Äskulap, der Gott der Heilkunst, und der Arzt Hippokrates, der rund 400 Jahre vor Christi Geburt wirkte. Im Gepäck arabischer, griechischer und persischer Siedler gelangte die Lehre schließlich nach Indien. Dort, wie auch in Pakistan und Afghanistan, spielt Unani bis heute eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung, wird von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie in Krankenhäusern angewendet und an Universitäten gelehrt.
Das Tabiyat stärken
Die Unani-Medizin betrachtet Tabiyat als die stärkste innere Kraft des Menschen. Übersetzt bedeutet es „Immunität“ oder „natürliche Konstitution“. Tabiyat beschreibt die Fähigkeit, sämtliche lebenswichtigen Funktionen, etwa Verdauung oder Herz- und Nierentätigkeit, aufrechtzuerhalten und Krankheiten zu widerstehen oder zu bekämpfen. Ein starkes Tabiyat ist günstig, ein geschwächtes macht anfällig für Störungen. Unani zufolge ist nur Tabiyat für Heilung verantwortlich – Arzt oder Ärztin können lediglich unterstützen.
Alles in Balance bringen
Gesund ist ein Mensch, wenn sich sieben physiologische Grundsätze, unter anderem die „Temperamente“ und die „Säfte“, in einem Zustand der Homöostase, also im Gleichgewicht, befinden. Außerdem basiert Gesundheit auf sechs wesentlichen Elementen, nämlich Luft, Essen und Trinken, Schlaf- und Wachzustand, Ausscheidungen (Stuhl und Urin), körperliche Aktivität sowie geistige Aktivität und Ruhe.
Individuelle Diagnose
Neben einer eingehenden Befragung und körperlichen Untersuchung der Kranken führen Unani-Mediziner eine Pulsdiagnose durch: Mit viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen beurteilen sie den Puls anhand von zehn Kriterien. Auch die Analyse von Stuhl und Urin ist wichtig, da Ausscheidungen zum Beispiel Rückschlüsse auf den Stoffwechsel zulassen.
Inneres Gleichgewicht
Die Unani-Lehre kennt verschiedene Therapieansätze. Da in den Anfangsstadien einer Erkrankung das Tabiyat nicht gestört werden darf, soll zunächst eine Normalisierungs- und Ernährungstherapie die innere Balance wiederherstellen. Manchmal kann schon eine Ernährungsumstellung gesund machen. So werden beispielsweise bei Fieber nährstoffreiche Lebensmittel empfohlen wie Hafer- und Milchbrei, bei chronischen Krankheiten setzt Unani auf nährstoff- und eiweißreiche Nahrung. Im Rahmen der Normalisierungstherapie werden mithilfe von ausleitenden Verfahren wie Erbrechen, Abführen und Schröpfen schädliche Säfte ausgeschieden. Auch Massagen, Bäder und spezielle Übungen kommen zur Anwendung.
Spezielle Mittel und Techniken
Reichen diese Umstellungen und Behandlungen nicht aus, kennt Unani mehr als 2.000 Arzneimittel. Die allermeisten sind pflanzlich, wobei immer die gesamte Arzneipflanze eingesetzt wird. Auch Mittel mineralischen und tierischen Ursprungs finden Verwendung. Erfordert die Erkrankung eine Operation, so ist Unani dafür ebenfalls gerüstet: Unani-Praktizierende waren Pioniere der Chirurgie und haben eigene Instrumente und Techniken entwickelt.
PS: Nicht zu verwechseln mit der fünften Geschmacksrichtung UMAMI.
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