Tausendsassa Serotonin
Hormone sind eine Art Postsystem unseres Körpers, mit dessen Hilfe Organe und Zellen miteinander kommunizieren und so Einfluss nehmen können auf viele Funktionen in unserem Organismus aber auch auf Gedanken und Emotionen. In unserer Miniserie über Wohlfühl-Hormone stellen wir vor:
- Tausendsassa Serotonin (dieser Artikel)
- Nicht ohne mein Oxytocin
- Adrenalin und Cortisol – Sinnvolle Stresshormone
- Dopamin – Die Dosis macht’s
- PS: Weitere Artikel zum Thema Hormone
Serotonin
Das Hormon steuert unter anderem unsere innere Uhr, fördert die Wundheilung und sorgt für ausgeglichene Stimmung: Das Hormon, das gleichzeitig auch ein Neurotransmitter ist, wird an allen Ecken gebraucht.
Aufgrund seiner vielfältigen Wirkungen ist nicht erstaunlich, dass sich Serotonin an vielen Stellen unseres Körpers versteckt: Es kommt im Nervensystem vor und ebenso in den Blutplättchen, der Lunge und den Nieren. Am häufigsten findet sich das Hormon in unserem Magen-Darm-Trakt. Hier wird auch ein Großteil gebildet, ein deutlich kleinerer Teil im Zentralnervensystem. Da es an mindestens 15 verschiedenen Rezeptoren andocken kann, löst Serotonin in unserem Körper ganz unterschiedliche Prozesse aus.
Der Botenstoff beeinflusst etwa unser Herz-Kreislauf-System, verstärkt die Blutgerinnung und fördert die Wundheilung. Fürs Bauchgefühl spielt das Hormon ebenfalls eine wichtige Rolle: Es ist an der Steuerung unserer unwillkürlichen Darmbewegungen beteiligt. Studien deuten zudem darauf hin, dass sich Mikrobiom und Serotoninkonzentration gegenseitig beeinflussen.
Stärkung für Schlaf & Seele
Aber wie war das noch gleich mit dem Glückshormon? Oh ja, auch für die psychische Balance ist Serotonin unerlässlich. Es sorgt für Gelassenheit und Zufriedenheit. Unser Appetit wird ebenfalls durch den Botenstoff reguliert: Bei einem ausreichenden Spiegel können wir eine gesunde Ernährungsweise besser durchhalten, und die gefürchteten Heißhungerattacken verschwinden. So klappt’s auch mit dem erfolgreichen Abspecken…
Genügend Serotonin ist für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus gleich doppelt von Bedeutung: Im Team mit Cortisol wirkt der Neurotransmitter als Gegenspieler des Schlafhormons Melatonin. Gemeinsam regeln sie unsere innere Uhr. Während uns das Wachhormon Serotonin morgens erfrischt in den Tag starten lässt, sorgt das bei Dunkelheit produzierte Melatonin für Müdigkeit und Bettschwere. Dieses Wechselspiel hat entscheidenden Anteil an unserer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Ein Knackpunkt: Melatonin wird aus Serotonin gebildet – verfügen wir über wenig Serotonin, wird’s mit der Produktion schwierig.
Bei Defizit drohen Depressionen
Apropos wenig: Serotoninmangel sorgt nicht nur dafür, dass uns Morpheus nicht in seine schläfrig machenden Arme nimmt. Auch mit Depressionen wird das Defizit oft in Verbindung gebracht, ebenso mit Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom und Migräne. Viele weitere Beschwerden können mit einem Mangel an Serotonin einhergehen, etwa Muskel- und Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Ängste und Stimmungsschwankungen. Wer solche Anzeichen bei sich feststellt, sollte Hausärztin oder -arzt darauf ansprechen. In der Praxis kann der Serotoninwert zwar per Blutuntersuchung bestimmt werden, dies dient jedoch dazu, Hinweise auf einen möglichen Tumor zu erhalten. Rückschlüsse auf die im Gehirn vorhandene Menge an Serotonin lassen sich durch eine solche Untersuchung aktuell nicht ziehen. Die Ursachen für Serotoninmangel sind ebenso vielseitig wie der Botenstoff selbst: So können beispielsweise langandauernder Stress, Nährstoffmangel und bestimmte Erkrankungen einen erniedrigten Spiegel bewirken.
Der Tryptophan-Trick
Auch ohne ausgewiesenes Defizit profitieren viele von einer Extraportion Serotonin. Doch woher nehmen? Etwa, indem wir optimale körperinterne Produktionsbedingungen sicherstellen: Um Serotonin zu bilden, benötigen wir Vitamin D. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist dies jedoch oft Mangelware. Wer weiß, dass seine Vitamin-D-Speicher bereits im roten Bereich liegen, sollte sie auffüllen, durch viel Tageslicht auf nackter Haut; so kann unser Organismus den Nährstoff selbst bilden. Ist es zu kalt und usselig draußen, auf Vitamin-D-Präparate aus der Apotheke zurückgreifen.
Zwar enthalten auch einige Obst- und Gemüsesorten Serotonin, doch der Verzehr bringt für unseren Spiegel wenig: Die Substanz gelangt nicht an die passenden Rezeptoren im Gehirn, da Serotonin aus Lebensmitteln die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Doch es gibt da einen Trick: Tryptophan. Diese Substanz kann die Blut-Hirn-Schranke passieren, und unser Körper ist in der Lage, Tryptophan in Serotonin umzuwandeln – selbst bilden kann er es aber nicht. Deshalb futtern wir möglichst viele tryptophanreiche Lebensmittel, beispielsweise Bananen, Kakao, Nüsse, Pilze und Eier. Schmeckt Ihnen alles nicht? Auch Tryptophan-Präparate gibt’s in der Apotheke. Am besten steuern Sie die Offizin joggend an: Sportliche Aktivität hilft nachweislich, unseren Serotoninspiegel anzuheben.
Schlummerhelfer Melatonin
Expertenrat von Apotheker Friedrich Appenzeller: „Wenn Sie abends nicht zur Ruhe kommen und sich trotz ganzer gezählter Schafherden einfach kein Schlaf einstellen will, kann Melatonin eine Hilfe sein. Voraussetzung ist, dass der Grund für Ihre Einschlafprobleme wirklich ein Defizit des Botenstoffs ist. In diesen Fällen empfiehlt sich ein Milligramm Melatonin vor dem Zubettgehen. Am schnellsten wirken Sprays, da der Wirkstoff über die Mundschleimhaut ins Blut übergeht; bei Pillen, Kapseln und Tee gelangt das Schlafhormon über den Darm in die Blutbahn.“
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Anmerkungen vom Flora-Apotheker:
Der Tryptophangehalt von Schokolade, aber auch Bananen hat diesen Früchten auch den Ruf eines Glücklichmachers eingebracht. Man kann die Tryptophan-Zufuhr auch „kalorienärmer“ optimieren: Durch Einsatz von Hydroxytryptophan (HTP), wie es z.B. natürlich in der Griffonia-Wurzel vorkommt, kann man das Tryptophan direkt zum Hirn transportieren, wo es zum Aufbau von schlafförderndem Melatonin / Serotonin herangezogen werden kann.
Des Weiteren ist die Zufuhr von B-Vitaminen sehr wichtig, um den körpereigenen Aufbauprozess zu fördern, wichtig sind hier insbesondere Vitamin B6 und B12, möglichst in der bioaktiven Form, wie wir diese z.B. auch in unseren orthomolekularen Mischungen einsetzen, die wir auf Sie bzw. Ihren individuellen Bedarf zuschneiden können.
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