Seltene Erden, hohe Nachfrage
Prima fürs Klima, schlecht für die Umwelt: Seltenerdmetalle sind zur Energiewende unverzichtbar – aber ihre Gewinnung ist problematisch. Gut, dass wir zur Ressourcenschonung beitragen können.
Auch wenn uns die Namen der 17 Elemente (vgl. unten) nichts sagen und wir womöglich den Begriff Seltene Erden noch nie gehört haben: Wir halten Lanthan, Yttrium und Co. ständig in den Händen. Denn viele der metallischen Substanzen stecken in Gegenständen, die wir regelmäßig nutzen: im Mobiltelefon, im Flachbildschirm, in LED-Leuchten, Kopfhörern und sogar Brillen. Die Glas- und Keramikproduktion benötigt die Substanzen; ohne sie gibt’s weder Röntgen- noch MRT-Bilder und auch keine Lasertherapie. Vor allem aber ist die Energiewende ohne Seltene Erden undenkbar: Sie sind für die Herstellung von Photovoltaikanlagen, Elektroautos und Windkraftturbinen unentbehrlich.
Seltene Erden – verseuchte Erde
Kein Wunder, dass sich der Bedarf an Seltenen Erden in den letzten Jahren vervielfacht hat und stetig weiter steigt. Das Problem: Die Vorräte an Seltenerdmetallen sind begrenzt, und größere Vorkommen im Gestein rar gesät. Sie liegen in den USA, Australien und China; die Volksrepublik ist auch mit Abstand der größte Lieferant. Eine Monopolstellung, die nicht nur zu hohen Preisen, sondern auch zu massiver Umweltzerstörung geführt hat. Denn Seltenerdmetalle müssen aufwendig aus Erzen gelöst und aufbereitet werden. Hierfür sind giftige Chemikalien erforderlich, und es entstehen strahlende Abfallprodukte, vor allem radioaktives Abwasser. Da entsprechende Auflagen zur Verarbeitung und Entsorgung fehlten, sind große Gebiete um die Minen herum heute schwer verseucht. Damit die europäische Energiewende nicht weiterhin zu Lasten asiatischer Lebensräume vonstattengeht, plant die EU aktuell ein Gesetz zur nachhaltigen und sicheren Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Neben strengeren Einfuhrbedingungen beinhalten die Vorschläge auch Zielvorgaben fürs Recycling von Substanzen wie Seltenen Erden.
Schatz in der Schublade spenden
Da ihr Abbau und die Weiterverarbeitung auch unter Einhaltung aller Umweltauflagen zu giftigen und radioaktiven Rückständen sowie hohen Treibhausgasemissionen führen, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource unerlässlich. Heißt im Klartext: Wir sollten unseren individuellen Verbrauch möglichst reduzieren, indem wir elektronische Geräte wie Laptop, Tablet und Handy über ihre gesamte Lebensdauer nutzen und nicht jährlich gegen das neueste Modell austauschen. Bei einem Defekt gilt: Wenn möglich reparieren statt wegwerfen! Verwenden wir funktionstüchtige Produkte nicht mehr, sollten wir sie verkaufen, verschenken oder spenden, damit sie weiterhin genutzt werden können. PS: Elektroschrott
Geben Mobiltelefon und Co. wirklich irgendwann den Geist auf, führen wir die Geräte dem Recycling zu: Der kommunale Wertstoffhof nimmt das Gerät kostenfrei entgegen, um die darin befindlichen Rohstoffe zurückzugewinnen. Und das sind eine Menge: Wie eine Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aus dem Jahr 2020 ergab, stecken allein in den rund 200 Millionen deutschen „Schubladen-Handys“ 3,4 Tonnen Gold, 1.300 Tonnen Kupfer und 520 Tonnen Nickel!
Zugegeben: Von den enthaltenen Seltenerdmetallen wird aktuell nur ein kleiner Teil recycelt, da bisherige Methoden aufwendig und teuer sind. Doch das könnte sich bald ändern – mithilfe von Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Diese Mikroorganismen, fanden Forschende der Technischen Universität München heraus, lagern bis zu zehn Prozent ihres Eigengewichts an Seltenen Erden ein und geben sie wieder ab. Eine Eigenschaft, die sowohl für die Wiederaufbereitung von entscheidender Bedeutung sein könnte als auch für bei der Seltenerd-Produktion entstehendes Abwasser: Es enthält große Mengen der Metalle. Durch die Einzeller wäre es möglich, die enthaltenen Seltenen Erden wieder nutzbar zu machen.
Hoffnung ruht auf Schweden
Hierzulande sind Seltene Erden übrigens Mangelware. Eine Entdeckung Anfang dieses Jahres lässt jedoch hoffen: In der Nähe der nordschwedischen Stadt Kiruna stieß der skandinavische Bergbaukonzern LKAB auf ein Vorkommen von über einer Million Tonnen Seltener Erden. Diese Menge könnte einen Großteil der künftigen europäischen Nachfrage decken. Wermutstropfen: Aufgrund der umfangreichen Genehmigungsverfahren wird es wohl bis zum tatsächlichen Abbau noch mindestens zehn Jahre dauern.
Schon mal gehört? Die 17 Seltenerdmetalle (A>Z)
- Cer (Ce)
- Dysprosium (Dy)
- Erbium (Er)
- Europium (Eu)
- Gadolinium (Gd)
- Holmium (Ho)
- Lanthan (La)
- Lutetium (Lu)
- Neodym (Nd)
- Praseodym (Pr)
- Promethium (Pm)
- Samarium (Sm)
- Scandium (Sc)
- Terbium (Tb)
- Thulium (Tm)
- Ytterbium (Yb)
- Yttrium (Y)