Gute Mischung / Tee
Der Mix macht’s. Teekräuter sinnvoll miteinander zu kombinieren, ist eine Kunst. Sie zu lernen, lohnt sich – der Gesundheit zuliebe.
Nachdem wir im Spätherbst unseren Flora-Entspannungstee vorgestellt haben, gab es viele Nachfragen, so dass wir das Thema Tee nochmals ergänzen möchten.
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Ein paar Blüten hiervon, eine Handvoll Blätter davon. Wenn das mal so einfach wäre. Eine gute Teemischung ist nicht irgendein zufälliges Sammelsurium aus Kräutern. Vielmehr steckt eine ausgeklügelte Rezeptur dahinter, die nach klaren Regeln aufgebaut ist und ein hohes Ziel verfolgt: nämlich die einzelnen guten Zutaten in Kombination noch besser zu machen – entweder, um gezielt Beschwerden zu lindern oder um bestimmte Geschmacksvorlieben zu erfüllen. Dabei kommt es auf das richtige Mischungsverhältnis an.
„Der Grundsatz bei der Zubereitung von Heilmitteln muss sein, alle Wirkstoffe in ihrem natürlichen Mischungsverhältnis zu erhalten.“
(Gerhard Madaus, Mediziner, 1890–1942)
Teemischungen, die in ihrer Zusammensetzung perfekt aufeinander abgestimmt sind, haben in der Fachsprache einen Namen: „Species“. Sie bestehen aus verschiedenen Teedrogen, die sich in ihrer Wirkung optimal ergänzen, gegenseitig unterstützen und farblich wie geschmacklich gut miteinander harmonieren. Als Gesamt-Komposition sind sie bestenfalls sogar noch wirksamer als in ihrer Einzelform. In jede Species gehören maximal vier Komponenten, die – wenn nicht anders angegeben – zu gleichen Teilen vermengt werden. An erster Stelle steht das Basis- oder Hauptmittel (Remedium cardinale), das die Wirkung der Teemischung bestimmt. Nach ihm richtet sich das Begleitmittel (Adjuvans), das eine ähnliche Wirkrichtung wie das Basismittel hat und sozusagen als Wirkverstärker gilt. Das dritte Mittel ist eine sogenannte „Korrigens-Droge“. Sie soll den Geschmack und die Verträglichkeit verbessern und passt mit ihrem Wirkprofil idealerweise ebenfalls zum Beschwerdebild, das mithilfe dieser Teemischung behandelt werden soll. Wer mag, gibt zum Schluss noch ein Füllmittel (Konstituens) – eine Art Schmuckdroge oder Beiwerk – hinzu, um den Tee optisch aufzuwerten. Beliebt sind goldgelbe Königskerzen- oder blaue Kornblumenblüten. Getrocknete Brennnessel- oder Pfefferminzblätter hingegen geben dem Ganzen mehr Volumen, sodass die Mischung insgesamt „nach mehr aussieht“.
„Man trinkt den Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.“
(T’ien Yiheng, China)
Für eine Teemischung, die beispielsweise als sanfte Einschlafhilfe dienen soll, eignet sich Baldrian als Basis besonders gut. Die Pflanze an sich steht als Synonym für entspannte Nerven und ein gechilltes Gemüt. Wir verwenden allerdings nur die Wurzeln. In ihnen stecken die ätherischen Öle, die nachweislich eine beruhigende Wirkung haben. Studien haben ergeben, dass Baldrian vor allem in Kombination mit Hopfen die Einschlafdauer signifikant verkürzen kann. Daher sind die gelb-grünen Hopfenzapfen die optimalen Begleitmittel. Sie regen die Melatonin-Ausschüttung an, während Baldrian leicht den Blutdruck dämpft. Einziger Wermutstropfen: Das Aroma beider Arzneikräuter ist bitter bis gewöhnungsbedürftig. Also muss ein „Korrigens“ her, das dieses Manko ausgleicht. Melissenblätter sind dafür wie geschaffen. Sie duften und schmecken zitronig-süß. Zudem bringen sie pharmakologisch wirksame Substanzen mit, die erwiesenermaßen schlaffördernd wirken, vor allem dann, wenn Sorgen oder nervöse Herzbeschwerden das Tor zu den Träumen blockieren. Im Prinzip ist mit Baldrian, Hopfen und Melisse die Schlummer-Teemischung nahezu perfekt. Den letzten Schliff können Sie ihr mit Lavendelblüten geben. Die lila Rispen machen nicht nur optisch etwas her, auch von ihren Inhaltsstoffen können wir gar nicht genug bekommen. Sie verwöhnen die Seele und die Sinne, stoppen das Gedankenkarussell, lösen Ängste und lassen Sie sanft hinabgleiten in Morpheus‘ Arme.
„Tee erleuchtet den Verstand, schärft die Sinne, verleiht Leichtigkeit und Energie und vertreibt Langeweile und Verdruss.“
(Tee-Weisheit aus China)
Das Prinzip jeder Tee-Formulierung bleibt immer gleich. Sie wissen jetzt, dass Sie pro Mischung maximal vier Komponenten brauchen. Größer sollte die Anzahl nicht sein, sonst ist möglicherweise zu wenig vom Hauptmittel später in der Tasse, sodass die Wirkung verfehlt wird. Mischen Sie die getrockneten Blätter, Blüten, Nadeln, Wurzeln oder Samen am besten immer zu einer Gesamtmenge von 50 oder 100 Gramm und bewahren Sie diese Komposition verschlossen in einer Teedose, einem dunklen Schraubglas oder einer Papiertüte auf. Beschriften nicht vergessen – und zwar detailgenau. So haben Sie bei Bedarf immer die „richtige“ Mischung griffbereit, zum Beispiel bei einer Erkältung oder einem Magen-Darm-Infekt, und Sie können leichter nachproduzieren oder die Formulierung abwandeln, falls etwa der Geschmack doch noch verbesserungswürdig ist. Je mehr „Tee-Sinfonien“ Sie im Lauf der Zeit komponieren, desto besser lernen Sie die Tonleiter der Arzneipflanzen kennen. Klar, nicht jeder weiß um die Wirkung einzelner Heilkräuter Bescheid. Aber jeder kann sich dieses Wissen aneignen. Bei Unsicherheiten fragen Sie in Ihrer Apotheke einfach mal nach. Hier bekommen Sie auch die einzelnen Teedrogen in gewährleisteter Qualität und Reinheit. Probieren Sie es aus. Übung macht bekanntlich den (Tee-)Meister!
Teekompositionen zum selbst Mischen
Glücks-Tee
Diese Mischung macht munter und hilft, die Herausforderungen des Tages anzunehmen. Die entspannende Wirkung der Passionsblume gleicht die Wirkkraft der Damiana aus. Süßholzwurzel ist eine adaptogene Pflanze, sie unterstützt den Körper, mit Stress besser zurechtzukommen. Ceylon-Zimt und Nelken sind wärmende, sinnliche Pflanzen, die die Durchblutung stärken können. In Hagebutten steckt Vitamin C, und die gerösteten Kakaoraspeln steuern eine feine Note bei, die wieder Auftrieb gibt und das Wohlbefinden steigert.
- Geschmack: interessantes Gleichgewicht aus bitter und süß mit minzig-schokoladigem Aroma
- Wirkung: aphrodisierend
- Betroffene Systeme: Nerven, Kreislauf
Zutaten
- 3 Teile Minze
- 2 Teile Kakaoraspeln
- 2 Teile Damiana
- 1,5 Teile Ceylon-Zimt
- 1,5 Teile Hagebutten
- 1 Teil Passionsblume
- 0,25 Teile Nelken
- 0,25 Teile Süßholzwurzel
Zubereitung
350 ml heißes Wasser über 1 EL Tee gießen. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.
Friedens-Tee
Dieser Tee fördert die Ruhe nach einem stressigen Tag und bringt Frieden und Gleichgewicht zurück in Ihr Nervensystem. Die Mischung wirkt leicht kühlend. Wenn Sie mehr Wärme spüren möchten, geben Sie noch etwas frischen Ingwer hinzu. Brennnesseln sind sehr nahrhaft. Helmkraut hilft, das Gemüt zu beruhigen. Entspannende Eigenschaften hat Katzenminze. Sie ist häufig in Mischungen gegen Schlaflosigkeit zu finden. Rosenblütenblätter und Hagebutten verleihen dem Tee eine aufmunternde, fruchtige Note. Hibiskus ist herb und hilft, den Blutdruck zu senken. Kamille kann dazu beitragen, geistige Anspannung und Kopfschmerzen zu lindern, die durch Ärger oder Frust entstanden sind.
- Geschmack: grasig mit blumigen und süß-herben Noten
- Wirkung: entspannend, nährend
- Betroffene Systeme: Nerven, allgemeines Gewebe
Zutaten
- 1 Teil Helmkraut
- 1 Teil Katzenminze
- 1 Teil Brennnesselblätter
- 1 Teil Himbeerblätter
- 1 Teil Rosenblütenblätter
- 0,5 Teile Kamille
- 0,5 Teile Hagebutten
- 0,5 Teile Hibiskus
- 1 Vanilleschote pro 450 g Teemischung
- 1 Stückchen frischer Ingwer, gerieben, pro 240 ml
Zubereitung
Heißer Aufguss: 350 ml heißes Wasser über 1 EL Tee gießen. 9 bis 10 Minuten ziehen lassen. Kalter Aufguss: 480 ml kaltes Wasser und 1 bis 2 EL Tee in ein Glas mit Deckel geben. Das Glas schütteln, damit der gesamte Tee vom Wasser durchtränkt wird. Für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Gesundheits-Tee
Diese kräftigende, würzige Wellness-Mischung kann bei den ersten Anzeichen eines grippalen Infektes wahre Wunder wirken. Wärmende Gewürze verschmelzen mit beruhigender Pfefferminze und erdiger Schafgarbe. Wie bei allen pflanzlichen Heilmitteln ist das Ganze nicht einfach die Summe aller Teile: Alle Pflanzen wirken synergistisch zusammen, um ein geschwächtes Immunsystem zu stärken.
Holunderblüten gelten als Diaphoretika: Sie sind wärmend, schweißtreibend und lindern Atemwegsinfektionen. Ingwer steht im Mittelpunkt vieler pflanzlicher Formulierungen, weil er verschiedene tonische Wirkungen auf den Körper hat. In diesem Tee hilft er bei Magenschmerzen und unterstützt die Abwehr. Zusammen mit Zimt und Kardamom wirkt er antimikrobiell. Süßholz gleicht das herbe Aroma aus, tut außerdem dem Hals gut und beruhigt.
- Geschmack: süß, würzig, leicht bitter, minzig
- Wirkung: Unterstützung der körpereigenen Abwehr
- Betroffene Systeme: Immunsystem, Verdauung
Zutaten
- 1 Teil Holunderblüten
- 1 Teil Ingwer
- 1 Teil Minze
- 0,5 Teile Schafgarbe
- 0,5 Teile Zimt
- 0,5 Teile Kardamom
- 0,3 Teile Süßholzwurzel
Zubereitung
350 ml heißes Wasser über 1 EL Tee gießen. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.
PS: Teekompositionen aus dem Buch Heilende Kräutertees von Sarah Farr.
Weitere Ideen für Tee-Mischungen finden Sie auch in unserem Artikel: Tee-Kompositionen.
Passende Produkte und kompetente Beratung erhalten Sie auch bei uns, in Ihrer Flora Apotheke Hannover. Sprechen Sie uns gern an.
Beliebte Basismittel für Eigenkompositionen
Für den Hals
- Eibischwurzel, Lindenblüten, Thymiankraut, Spitzwegerichblätter
Für Blase & Nieren
- Birkenblätter, Brennnesselblätter, Löwenzahnkraut, Goldrutenkraut
Für Magen & Darm
- Anissamen, Fenchelfrüchte, Kamillenblüten, Pfefferminzblätter
Für Nerven & Seele
- Baldrianwurzel, Johanniskraut, Lavendelblüten, Passionsblumenkraut
Für Frauen
- Frauenmantelkraut, Gänsefingerkraut, Melissenblätter, Schafgarbenblüten
Bei Schmerzen
- Mädesüßkraut, Mutterkrautblüten, Pfefferminzblätter, Weidenrinde
Beliebte Zusätze
Blüten fürs Auge
- Gänseblümchen, Hibiskus, Königskerze, Klatschmohn, Kornblume, Löwenzahn, Ringelblume, Rosen, Rotklee, Veilchen
Kräuter für den Geschmack
- Anis, Ingwer, Kakao, Lavendel, Melisse, Minze, Sternanis, Süßholz, Tonkabohne, Zimt