Dickes Problem: Zucker
Schon früh lernen wir, dass Zucker schädlich ist. Welche gesundheitlichen Folgen der süße Genuss haben kann, erklärt Dr. Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Charité im Interview mit Saskia Fechte.
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Herr Dr. Kabisch, was genau passiert im Körper, wenn wir Zucker essen?
Indem Kohlenhydrate in ihre Einzelzucker aufgespalten und über den Blutkreislauf verteilt werden, erreichen sie alle Körperzellen. Viele Organe können Glucose direkt aufnehmen, etwa das Gehirn, die Nieren, die Haut und die Leber. Für Fettgewebe und Muskulatur, die den größten Speicherplatz für Traubenzucker bereitstellen, geht das nicht so einfach. Hier muss erst das Hormon Insulin die Eintrittspforten für Glucose öffnen. Es wird bei ansteigendem Zuckerspiegel im Blut aus der Bauchspeicheldrüse freigesetzt.
Welche Auswirkungen hat ein hoher Zuckerkonsum?
Bei jeder Zuckermahlzeit steigt der Blutzuckerspiegel schnell und stark an. Somit muss unser Körper viel Insulin produzieren, um ihn wieder abzusenken. Die raschen Wechsel zwischen hohem und niedrigem Blutzuckerspiegel verursachen wiederkehrenden Appetit und stören das Hormonsystem. In der Folge verliert das Insulin zunehmend seine Wirkung, es entsteht eine sogenannte Insulinresistenz: Die Zellen nehmen Zucker nicht mehr so leicht auf. Langfristig bauen wir zu große Fettreserven auf, Übergewicht entsteht.
Wie hängen Zucker und Körperfett zusammen?
In Muskulatur und Leber kann Glucose in begrenztem Maß als Glykogen gespeichert werden. Überschüssiger Zucker wird in Fett verwandelt und im Fettgewebe sowie in Muskeln und Leber eingelagert. Fructose kann gar nicht direkt gespeichert werden. Sie wird teilweise in Darm und Leber in Glucose umgewandelt, aber zum Großteil in der Leber direkt in Fett.
Was bedeutet eine verfettete Leber für die Gesundheit?
Überschüssige Zuckermengen landen als Fetteinlagerungen in der Leber. Schon eine reine Fettleber bremst Stoffwechselfunktionen zusätzlich zur Insulinresistenz. Außerdem kann sie sich entzünden, vernarben und ihre Organfunktion einbüßen, in seltenen Fällen sogar Krebs entwickeln. Die meisten Menschen mit einer Fettleber bemerken ihre Erkrankung jedoch nicht, Symptome sind eher ein Spätzeichen. Das macht sie so gefährlich.
Ist der Zuckerkonsum die Ursache für Diabetes?
Zu viel Zucker ist EINE Ursache für Typ-2-Diabetes – wie jeder Teil unseres Lebensstils, der zu Übergewicht führt. Zucker ist aber besonders tückisch, weil er kaum satt macht und besonders gut schmeckt. Zudem steckt er in vielen Lebensmitteln, in denen wir ihn nicht vermuten, vor allem in verarbeiteten Produkten. Zuckergesüßte Getränke sind die problematischste Quelle für große Zuckermengen – aber auch die, die wir am einfachsten vermeiden können.
Welche Krankheiten werden noch durch einen hohen Zuckerkonsum begünstigt?
Ein Übermaß fördert nicht nur Übergewicht und Typ-2-Diabetes, sondern auch Gefäßerkrankungen, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen können. Zucker begünstigt Karies, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Er ist außerdem ein Risikofaktor für Gicht, Entzündungsprozesse, Krebs und vieles mehr.
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Eine Idee für Gesunde: Machen Sie sich doch mal den „Spaß“ und steigen noch in die Fastenzeit bis Ostern ein. Mit Fasten meinen wir hier, ganz fokussiert den Zuckerkonsum zu reduzieren. Warum „nur“ reduzieren? Sie werden merken, wie schwierig es ist, gänzlich auf Zucker zu verzichten, denn er ist in verschiedensten Formen in vielen Produkten unseres normalen Einkaufs zu finden (vgl. o.g. Links zu Isoglukose und versteckten Zuckern). Und dann ist da ja auch noch Fruktose (Fruchtzucker) aus dem Obst. Das kleine Experiment führt einem vor Augen, wo sich überall Zucker versteckt und wie viel wir wirklich täglich zu uns nehmen. Es hilft auch schon, einfach nur mal ein Zuckertagebuch zu führen und sich nach einiger Zeit bewusst anzuschauen, welche Zuckermengen vielleicht ohne zu große Lebensumstellung reduziert werden könnten.
Selbstverständlich haben wir für Ihre Fragen ein offenes Ohr und beraten Sie gern sowie individuell abgestimmt. Sprechen Sie uns einfach auf das Thema an.
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