Baby vor Allergien schützen
Was der Nachwuchs einmal werden soll? Zumindest kein Allergiker.
Im Interview mit Saskia Fechte erklärt Dipl.-Oecotrophologin Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund, wie Sie das Risiko für Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis und Co. senken können. Sie ist überzeugt: „Babys werden nicht als Allergiker geboren.“ Junge Eltern können aktiv etwas dafür tun, damit ihr Kind möglichst von allergischen Erkrankungen verschont bleibt.
Unter welchen Bedingungen sollte ein Baby also aufwachsen?
PS: Lesen Sie auch Immunsystem, es beginnt in Mutters Schwangerschaft, Allergie – Fehldeutung des Immunsystems sowie weitere Artikel zum Thema Allergie.
Frau Lämmel, ist Allergieprävention nur für Eltern wichtig, die selbst erkrankt sind?
Nein, das Risiko, eine atopische Erkrankung zu entwickeln, besteht leider auch bei Säuglingen aus Familien, wo weder Eltern noch Geschwisterkinder Allergien, Asthma oder Neurodermitis aufweisen. Hier sind dann am ehesten Umweltfaktoren an der Entstehung der Erkrankungen beteiligt. Das Risiko ist zwar nicht so hoch, aber besteht trotzdem.
Welche Rolle spielt das Stillen?
Stillen ist die beste Ernährung für den Säugling aus vielerlei Hinsicht. Auch in Bezug auf die Allergieprävention gibt es aktuell keine bessere Alternative.
Sollte die Mutter während der Stillzeit auf bestimmte Lebensmittel verzichten?
Nein, es sollten keine präventiven Diäten durchgeführt werden. Empfehlenswert ist eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung. Nach aktuellen Untersuchungen wird während Schwangerschaft und Stillzeit zu einer gemüsebetonten, abwechslungsreichen, frisch zubereiteten Kost im Sinne einer mediterranen Ernährung geraten. Zusätzlich gibt es Untersuchungen, die einen positiven Effekt in Bezug auf einen regelmäßigen Verzehr von Fisch und vollfetten Milchprodukten zeigen. Den enthaltenen wertvollen Omega-3-Fettsäuren im Fisch, DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure), aber auch dem Milchfett, werden schützende Wirkungen auf allergische Erkrankungen sowie des Nervensystems zugesprochen.
PS: Mindestens genauso wichtig ist ein ausreichend guter Vitamin D Status während der Schwangerschaft und auch danach für eine gesunde Ausprägung des Immunsystems. Lesen Sie auch generell: Zeit für Brei.
Was sollten Mütter beachten, die nicht stillen?
Nach derzeitigen Empfehlungen wird bei einem vorhandenen Allergierisiko geraten, auf hydrolysierte Nahrungen zurückzugreifen. Diese HA-Nahrungen (HA: hypo-allergene) sind speziell zur Allergievorbeugung entwickelt worden. Allerdings wird die Verwendung nur für die ersten vier Monate empfohlen. Mit Beginn der Beikost kann auf eine normale Säuglingsnahrung umgestellt werden, auch oder erst recht bei einem Allergierisiko.
PS: Das Immunsystem reagiert auf ihm fremde Eiweißstrukturen. Um dieser Abwehr zuvorzukommen, wird das vermeintlich fremde Kuhmilcheiweiß durch die besagte Hydrolyse aufgespalten und eine Reaktion bleibt aus.
Welche Rolle spielen Allergene in der Wohnung?
Zieht ein Säugling ein, sollte das Raumklima so wenig Schadstoffe wie möglich enthalten. Neue Möbel und frisch gestrichene Wände geben möglicherweise Ausdünstungen an die Raumluft ab. Außerdem tragen einfache Möglichkeiten zu einem guten Raumklima bei. Regelmäßiges Lüften, zum Beispiel, ist das A und O sowie die Vermeidung von Tabakrauch, Duftsprays, Raumbeduftern und Aromalampen.
Was ist mit Haustieren?
Auf sein Haustier muss niemand mehr verzichten. Aktuelle Untersuchungen zeigen keinen Zusammenhang zwischen Haustierhaltung und dem Auftreten allergischer Erkrankungen beim Nachwuchs. Über eine Neuanschaffung sollte allerdings in Ruhe nachgedacht und die Vor- und Nachteile abgewogen werden.
Das Allergierisiko lässt sich anhand der familiären Situation einschätzen:
(Familiäre Belastung: Allergierisiko)
- Kein Elternteil allergisch: 0 – 15%
- Schwester/Bruder allergisch: 25 – 30%
- Ein Elternteil allergisch: 20 – 40%
- Beide Elternteile allergisch: 50 – 60%
- Beide Elternteile allergisch mit derselben Allergie: 60 – 80%
Weiterführende Informationen finden Sie auch beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).
Und natürlich stehen wir Ihnen gern beratend zur Seite.