Myrrhe

Der Myrrhenbaum ist die Arzneipflanze des Jahres 2021. Sein großes Zukunftspotenzial hat die Jury überzeugt.

Von Stefanie Happ

Die Echte Myrrhe (Commiphora myrrha, syn. Commiphora molmol) ist eines der ältesten Heilmittel der Welt. Gleichzeitig gilt sie als Naturmedizin der Zukunft. Bis heute lässt der geschichtsträchtige Myrrhenbaum immer wieder neue und pharmazeutisch wichtige Erkenntnisse zu. Neuerdings gelten Myrrhe-Mittel in der Begleittherapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen als Taktgeber. Eine aktuelle Studienlage liefert den ausschlaggebenden Grund, dass ein Arbeitskreis der Universität Würzburg den traditionellen Myrrhenbaum zur Arzneipflanze des Jahres 2021 ernennt.

Heilendes Harz

Untersuchungen haben ergeben, dass Myrrhe-Extrakte einen wesentlichen Beitrag zur Darmgesundheit leisten können. Mit ihren antientzündlichen und antimikrobiellen Eigenschaften stärken sie die Schleimhäute im Verdauungstrakt und stabilisieren die natürliche Funktion von Magen und Darm. In Kombination mit Kamillenblüten und Kaffeekohle hat sich das heilsame Harz des Myrrhenbaumes als besonders wirkungsvoll erwiesen. Dieses Pflanzen-Trio kann Menschen mit wiederkehrenden Entzündungsprozessen im Darm helfen, auf lange Zeit beschwerdefrei zu bleiben. Colitis ulcerosa ist eine solche chronische Darmerkrankung, für die es seit Kurzem eine aktualisierte S3-Leitlinie gibt. Die Rede ist von einer medizinischen Leitlinie von höchster wissenschaftlicher Qualität, die ausschließlich Therapien empfiehlt, deren Wirksamkeit und Sicherheit durch hochwertige klinische Studien belegt sind. Bestätigt ist folglich, dass die pflanzliche Myrrhe-Arznei bei Colitis ulcerosa neue Erkrankungsschübe hinauszögern und die guten Phasen verlängern kann. Für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kann die Myrrhe eine Hoffnungsträgerin sein, um die Lebensqualität entscheidend zu verbessern.

Meilenstein in der Naturmedizin

Dass die Myrrhe ein Geschenk ist, wissen die meisten von uns, weil sie die biblische Geschichte um die Heiligen Drei Könige und ihre Gaben an das Jesuskind kennen: Gold, Weihrauch und die kostbare Myrrhe. Die lange Geschichte dieser Heilpflanze geht sogar bis in die Antike zurück. Die alten Ägypter setzten Teile dieses Balsambaumgewächses bei Husten und zur Wundheilung ein. Aus Überlieferungen ist bekannt, dass die Kräuterkundige Hildegard von Bingen (1098–1179) die Myrrhe verwendete, um Magenbeschwerden zu lindern und um Fieber zu senken. Seit dem Mittelalter haben sich die Einsatzgebiete des Myrrhenbaumes stetig erweitert. Heute fokussiert man sich auf die Anwendungen bei Entzündungen in Mund und Rachen sowie in Magen und Darm. Die positive Bewertung bei Colitis ulcerosa ist ein weiterer Meilenstein in der langen Medizingeschichte des Myrrhenbaumes.

In der Rinde steckt die Kraft

Die Myrrhe ist ein dorniger Baum, der in den Trockengebieten Afrikas und in Arabien heimisch ist und dort eine Höhe von rund vier Metern erreichen kann. Medizinisch verwendet wird das aromatisch-duftende Gummiharz, das aus der Rinde gewonnen wird. Es enthält viele ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, die Haut und Schleimhäute schützen können. In der Apotheke gibt es Mundsprays und Tinkturen zur Behandlung von Halsentzündungen, Problemen mit dem Zahnfleisch durch Prothesendruckstellen und zur Linderung von Aphthen in der Mundschleimhaut. Myrrhe-Mittel bei Verdauungsstörungen sind im Kommen.

Zwei Auszeichnungen

Der interdisziplinäre Studienkreis des Instituts für Geschichte und Medizin an der Universität Würzburg kürt seit 1999 die Arzneipflanze des Jahres. Mit dem Myrrhenbaum machen die Experten erneut auf eine altbekannte Heilpflanze aufmerksam, die dank ihres großen therapeutischen Nutzens Anerkennung verdient hat.

Nicht zu verwechseln ist diese Auszeichnung mit der Heilpflanze des Jahres, die der NHV Theophrastus jährlich wählt. 2021 hat der Meerrettich (Armoracia rusticana) mit seinen antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften die Jury überzeugt.

Das perfekte Pendant dazu ist die antientzündliche Myrrhe als Arzneipflanze des Jahres.

Sprechen Sie uns gern auf das Thema an.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S & D Verlag GmbH. Das komplette „Naturheilkunde & Gesundheit“ Heft bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke.