Teller statt Tonne

Welke Salatköpfe, schrumpelige Äpfel, altbackene Brote, Mahlzeitenreste und sogar ungeöffnete Milchpackungen und Joghurts… Jedes Jahr landen allein in Privathaushalten rund sechs Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, das macht auf den Durchschnittsdeutschen runtergerechnet rund 75 Kilogramm Lebensmittel. Anders ausgedrückt: Zwei vollgepackte Einkaufswagen mit Essen wirft jeder Bundesbürger weg – im Wert von über 200 Euro. Eine immense Geldverschwendung, denn das meiste, was in den Abfall kommt, gehört partout nicht hinein. Schlecht fürs Gewissen, schlimm für die Umwelt und ein richtungsweisendes Signal: Es wird höchste Zeit, achtsamer mit dem Essen umzugehen. Von Andrea Neuen

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Verschwendung mit Folgen

Nicht nur der Geldbeutel leidet unter der Wegwerf-Mentalität: Auch die Umwelt ächzt. Schließlich benötigt die Produktion von Lebensmitteln reichlich Wasser, Ackerboden, Düngemittel sowie Energie für Ernte, Verarbeitung und Transport. Jedes Nahrungsmittel, das nicht gegessen wird, ist deshalb die pure Verschwendung kostbarer Ressourcen. Und nicht nur das: Auch die Entsorgung des Essensmülls kostet Energie. Lebensmittelabfälle heizen den Klimawandel an, bedrohen indirekt die Artenvielfalt auf unserem Planeten, richten großen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden an.

Weltweit hungern über 800 Millionen Menschen. Natürlich werden sie nicht gleich satt, wenn wir weniger Lebensmittel wegwerfen. Jedoch: Verschwendung erhöht die Nachfrage am Weltmarkt und damit die Preise. Das trifft die Ärmsten der Armen am härtesten, die sich teure Lebensmittel nicht leisten können.

Mehr Respekt

Es ist allerhöchste Zeit, der Lebensmittelverschwendung ein Ende zu bereiten. Einen achtsamen, respektvollen Umgang mit dem Essen fordern Experten seit Langem. Und die meisten Menschen unterstützen diese Forderung, denn schließlich wirft wohl niemand gerne Nahrungsmittel weg.

Die gute Nachricht: Jeder kann dazu beitragen, die Essensmüllberge zum Schrumpfen zu bringen – und dabei viel Geld sparen. Ohne großen Aufwand, in den eigenen vier Wänden. Wie’s geht, verraten zum Beispiel die praktischen Alltagstipps der Initiative »Zu gut für die Tonne!« (https://www.zugutfuerdietonne.de/), die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ins Leben gerufen hat.

Bedarfsgerecht einkaufen

Bewusst einzukaufen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Tipp: Werfen Sie zuerst einen Blick in Kühlschrank und Vorratskammer, um festzustellen, was Sie wirklich brauchen. Im Supermarkt ist der gute alte Einkaufszettel ein sinnvoller Begleiter. Er hilft Ihnen, den Überblick zu behalten, und schützt vor überflüssigen Käufen. Lassen Sie sich vor Ort nicht von XXL-Packungen und Sonderangeboten dazu verleiten, mehr in den Einkaufswagen zu packen, als Sie essen können und wollen.

Richtig lagern

Zu Hause kommt es darauf an, Lebensmittel so zu lagern, dass sie möglichst lang haltbar, frisch und appetitlich bleiben. Das heißt: Im Kühlschrank alles in die passende Kältezone packen – Fleisch und Fisch gehören auf die besonders kalte unterste Ablage, Käse und Speisereste nach oben, Eier und Butter in die Tür. Brot bleibt in einem Steinguttopf lange frisch. Für Mehl, Nüsse, Reis und andere haltbare Lebensmittel gilt: Im Vorratsschrank so aufbewahren, dass sie zuverlässig vor Schädlingsbefall und Verderb geschützt sind.

Wichtig zu wissen: Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen, müssen die meisten Lebensmittel deshalb nicht gleich in die Tonne. Denn das MHD ist kein Wegwerfdatum! Profis raten, sich auf die eigenen Sinne zu verlassen: Was gut schmeckt, riecht und aussieht, ist in aller Regel noch genießbar. Lediglich leicht verderbliche Lebensmittel mit Verbrauchsdatum (z. B. Fisch, Hackfleisch) müssen entsorgt werden, wenn dieses Datum überschritten ist.

PS, das betrifft nicht nur Nahrungsmittel: Symbole auf Verpackungen, z.B. für Haltbarkeitsdaten kosmetischer Mittel

Kreativ verwerten

Der dritte Schritt gegen Verschwendung: Essensreste nicht wegwerfen, sondern kreativ verwerten – einfrieren, erwärmen, pürieren, zu Shakes, Aufläufen oder Suppen verarbeiten. Ob Gemüse, Nudeln oder Klöße: Mit ein bisschen Fantasie können Sie aus Überbleibseln am nächsten Tag noch etwas richtig Leckeres zaubern – nachhaltig und preiswert. Viele Anregungen gibt’s im Internet. Auch Kochbücher widmen sich mittlerweile der Resteküche und sorgen dafür, dass das Essen dort landet, wo es hingehört: Auf dem Teller, nicht in der Tonne.

Bei Fragen helfen wir Ihnen natürlich gern weiter und beraten Sie.

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Text mit freundlicher Genehmigung der S&D Verlag GmbH. Das komplette „special“ bekommen Sie auch bei uns in der Apotheke als Beilage in der „Naturheilkunde & Gesundheit“.