Reinigender Rauch
Räuchern ist wieder in. Das traditionelle Ritual bekämpft Krankheitskeime und schafft eine reine Atmosphäre.
Warmer Rauch steigt in dichten, lebendigen Wolken empor. Die Luft ist angefüllt mit einem herben Duft. Räuchern ist ein Erlebnis, das die Sinne erfasst. Eine Tradition, die wieder begeistert: Die uralte Methode zur inneren und äußeren Reinigung liegt im Trend. Immer mehr Menschen entdecken und nutzen Räucherwerk zur Entspannung oder zur Behandlung von Beschwerden.
Von Saskia Fechte
Kräuter und Harze
Dass Salbei, Johanniskraut und andere Pflanzen heilsame Inhaltsstoffe enthalten, wissen und nutzen Mediziner verschiedenster Kulturen seit Langem. Da ist es naheliegend, dass auch der Rauch, der beim Verglühen von Kräutern und Wurzeln entsteht, gesundheitsfördernde Substanzen freigibt. So sind es meist Heilpflanzen mit ätherischen Ölen oder deren Bestandteile wie Blüten, Blätter und Früchte, die in der Räucherschale landen. Besondere Bedeutung haben Harze aus der Rinde von Bäumen und Sträuchern. Der wohl bekannteste Vertreter ist Weihrauch, auch er wird in Form von getrocknetem Baumharz verräuchert. Es ist durchaus üblich, verschiedene Räucherpflanzen miteinander zu mischen. Beim gemeinsamen Verräuchern ergänzen sich die Wirkungen, darüber hinaus entstehen besonders angenehme Düfte. Eine Räuchermischung sollte immer auch Harz enthalten, das den Rauch der übrigen Pflanzen an sich bindet und deren Aroma intensiviert.
Es wird heiß
Wer räuchert, braucht zwar Feuer, die Heilkräuter sollen aber nicht brennen. Stattdessen verglimmen die Harze und Pflanzen langsam, ohne zu verlöschen. So setzen sie stetig Rauch frei. Auch ohne Flammen entstehen hohe Temperaturen, die nach einer feuerfesten Schale verlangen. Selbstverständlich gibt es auch spezielle Räucherstövchen, -siebe und -pfannen. Zur Grundausstattung gehört neben hochwertigem Räucherwerk die Räucherkohle. Sie sorgt für eine heiße Glut, ohne dass alles verbrennt. Räuchersand hilft, die benötigte Hitze zu halten und die Kohle mit Luft zu versorgen. Nach dem Anzünden der Räucherkohle dauert es ähnlich wie beim Grillen etwa zehn bis fünfzehn Minuten, bis sich weiße Asche bildet. Erst dann kommt das Räucherwerk hinzu. Sollte dieses zu verbrennen beginnen oder angebrannt riechen, ersetzen Sie es durch neue Kräuter. Verwenden Sie keine Pflanzen, gegen die Sie oder Ihre Lieben allergisch sind. Die Kohle kann nach dem Räuchern noch lange sehr heiß bleiben, hier ist Vorsicht geboten. Warten Sie mit der Entsorgung so lange, bis alle Bestandteile völlig ausgekühlt sind.
Säubernder Rundgang
Wer die Wohnung „reinigen” oder auf eine neue Lebensphase vorbereiten möchte, beginnt in den unteren Räumen. Schalten Sie eventuell vorhandene Rauchmelder aus und gehen Sie mit der Räucherschale langsam durch alle Zimmer. Wedeln Sie den Rauch in jede Ecke, Profis nehmen dazu eine Feder. Nach dem Rundgang lassen Sie das restliche Räucherwerk an einem zentralen Ort langsam verglühen. Nach einer Weile öffnen Sie Fenster und Türen weit, bis sich der Rauch verzogen hat.
Weniger Keime, mehr Sonne
Etliche Kräuter besitzen ätherische Öle mit desinfizierender Wirkung. Beim Verräuchern gelangen diese in die Umgebungsluft und machen Krankheitskeime unschädlich. Auf diese Weise erfolgt eine natürliche Bekämpfung von Pilzen, Bakterien und Viren. Früher wurden so Wohnhäuser und Ställe regelmäßig desinfiziert. Der Rauch einzelner Heilpflanzen kann zudem das Immunsystem stärken, Verdauung und Kreislaufsystem unterstützen, die Wundheilung verbessern oder Schmerzen lindern. Weitere Anwendungsgebiete sind Schlaflosigkeit, Hautprobleme und depressive Verstimmungen. Eine beliebte Anwendung ist das Räuchern von sogenannten Sonnenkräutern. Hierbei kommen Pflanzen zum Einsatz, die während ihrer Wachstums- und Blütezeit die Energie des Sonnenlichts in ihren Stängeln, Blättern und Wurzeln speichern. Ihr Rauch bringt in dunklen Zeiten die Sonne wieder zum Vorschein, er gilt als stimmungsaufhellend.
Zeit für Neues
Räuchern ist seit jeher ein Ritual, um schlechte Energien loszuwerden und belastende Zeiten hinter sich zu lassen. Diese spirituelle Komponente besitzt für viele Anwender besondere Bedeutung. Sie möchten mit dem Ritual alte Strukturen entfernen, die Umgebung neutralisieren, sich auf Neues vorbereiten. Typische Situationen sind ein Umzug, eine Trennung und überstandene Krankheiten. Die klassische Zeit für Reinigungen und Räucherrituale ist die Zeit der Raunächte, wenn das Jahr seinem Ende entgegengeht und ein neues beginnt. Zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar haben viele Menschen das Bedürfnis, Altes hinter sich zu lassen und Kraft für Neues zu sammeln.
Traditionelle Räucherware und ihre Wirkung:
- Alant befreit die Atemwege und gehört zu den Sonnenpflanzen, die das Herz erhellen.
- Beifuß gilt als Schutzfaktor gegen Krankheiten und andere Übel. Als „Frauenkraut“ hat es besondere Bedeutung für die Themen Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Menstruation.
- Engelwurz ist ein wirksames Mittel bei Magen- und Darmbeschwerden.
- Johanniskraut entfaltet seine stimmungsaufhellende Wirkung auch als Räucherpflanze.
- Rosmarin bringt den Kreislauf in Schwung.
- Salbei befreit die Raumluft von Krankheitskeimen und steigert die Konzentration.
- Thymian wirkt entspannend und verleiht neuen Mut.
- Wacholder dient der Behandlung von Muskelverspannungen und Gliederschmerzen. In der Erkältungszeit schützt es vor Infekten.
- Weihrauch unterstützt Meditationen, es gilt als besonders energiefördernd.
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